Weidhäuser Weihnachtsmarkt als Draufzahlgeschäft
Autor: Berthold Köhler
Weidhausen bei Coburg, Dienstag, 13. Januar 2015
Die Rechnungsprüfung hat ergeben, dass der Weidhäuser Weihnachtsmarkt hohe Kosten für die Gemeinde verursacht. Der Bürgermeister sieht keine großen Möglichkeiten, die Bilanz zu verbessern. Für ihn gibt es nur "entweder - oder".
Michael Werner (SPD) staunte nicht schlecht, als er bei der Gemeinderatssitzung in den Bericht des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses zur Jahresrechnung 2013 blickte. Dort hatte Peter Biewald (Freie Bürger) darauf hingewiesen, dass der über zwei Tage laufende Weihnachtsmarkt Bauhof-Kosten in Höhe von rund 20 000 Euro verursacht. Das könne doch nicht sein, vermutete Werner, wurde aber von Bürgermeister Markus Mönch (parteilos) aufgeklärt: "Das stimmt. Alleine für den Aufbau der Verkaufsstände sind vier Mann fast eine Woche im Einsatz."
Auf den ersten Blick hat der Weihnachtsmarkt eine Erfolgsgeschichte geschrieben. 1996 wurde die Veranstaltung zum ersten Mal durchgeführt und sie ist seitdem immer beliebter geworden. So beliebt, dass sie vor einiger Zeit auf zwei Tage gestreckt wurde: Los geht es schon am späten Samstagnachmittag, am Sonntag hat der Markt den ganzen Tag geöffnet.
Zwei Tage für 12,50 Euro
Der größte Teil der Kosten für den Markt fällt im Bauhof an: 200 Arbeitsstunden für den Aufbau, ebenso viele für den Abbau, dazu die Maschinenstunden wie etwa für die Gemeindefahrzeuge - das kommt ganz schön teuer. Deshalb sei die (nicht zum ersten Mal getroffene) Feststellung des Rechnungsprüfungsausschusses schon zutreffend, sagte Mönch. V
iel Raum, um das Defizit bei der Veranstaltung in den Griff zu bekommen, hat die Gemeinde nicht. 20 Buden stehen für den Weihnachtsmarkt zur Verfügung, vier davon bekommen nach Angaben des Bürgermeisters die beiden örtlichen Kindergärten kostenlos zur Verfügung gestellt. Die restlichen 16 werden nahezu ausschließlich von gewerblichen Anbietern gemietet - "einheimischen, aber auch auswärtigen", erklärte Mönch.
Dass es dabei immer wieder einmal Diskussionen über die Höhe der Mietgebühr gibt, erzählte der Bürgermeister leicht amüsiert. Denn: "Wir verlangen 12,50 Euro für das gesamte Wochenende!" Und da ist dann der Stromverbrauch schon mit inbegriffen. Deshalb sollte man sich auch keine Illusionen machen, riet Mönch dem Gemeinderat: "Wir brauchen in keinster Weise darüber reden, dass sich der Weihnachtsmarkt irgendwie amortisiert."
Michael Werner bat dennoch darum, zumindest einmal den Ablauf der Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt zu "hinterfragen". Vielleicht sei es ja wenigstens möglich, die Mieter der Marktstände in den Aufbau mit einzubinden. Natürlich könne man über die Strukturen des Weihnachtsmarktes reden, versicherte auf Tageblatt-Nachfrage der Bürgermeister.
Die Mieter der Stände für die Vorbereitungen zu verpflichten - versicherungstechnische Fragen dabei einmal ganz außer Acht gelassen -, dürfte nach Ansicht Mönchs nicht so einfach werden. Alleine die Terminabsprache könnte da schon eine hohe Hürde werden.
Öffentlich diskutieren
Nichtsdestotrotz: Die Diskussion über den Weihnachtsmarkt ist jetzt erst einmal freigegeben. Markus Mönch kündigte an, die Veranstaltung und ihre finanziellen Aspekte demnächst im Gemeinderat zur Diskussion zu stellen - "vermutlich in öffentlicher Sitzung". Denn letztlich, da zeigte sich Mönch genau so überzeugt wie Biewald in seiner Stellungnahme zur Rechnungsprüfung, gehe es um eine politische Grundsatzentscheidung: Für den Adventsmarkt und die damit verbundenen Ausgaben - oder eben gegen den Markt.