Weg frei für Sanierung des DSZ
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 15. April 2016
Um das Projekt gab es einige Aufregung - aber nicht wegen der Sanierung, sondern wegen eines damit verbundenen Neubaus.
Das Projekt sorgte für Empörung, kaum, dass Einzelheiten bekannt geworden waren. Gegen Sanierung und Umbau des ehemaligen Diakonisch-Sozialen Zentrums (DSZ) hatte zwar niemand etwas einzuwenden. Aber dann gab Thomas Siebenhaar, Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft Projekt Bauart Invest in Hirschaid, bekannt, dass ein Neubau an der Leopoldstraße dazu kommen solle. Der passe nicht zum dortigen Häuserensemble, empörten sich Anwohner. Der Kunstverein sah seinen oberhalb gelegenen Pavillon am Randes des Hofgartens schon hinter dem dreistöckigen Penthouse verschwinden.
Inzwischen sehen aber zumindest Bau- und Umweltsenat sowie der Finanzsenat kein Hindernis mehr: Der Bau- und Umweltsenat genehmigte die Planungen, der Finanzsenat stimmte dem Verkauf des Grundstücks zu. Dort, an der Leopoldstraße, hatte sich einst ein Gefängnis befunden, drei Geschosse hoch. Es ist längst abgerissen, die Brache dient als Parkplatz, unter anderem für den Kunstverein.
Schon lange war vorgesehen, auf dem Grundstück ein Wohngebäude zu errichten. Die Wohnbau Stadt Coburg sollte das tun, doch wurde das wegen Geldmangels bei der Stadt zurückgestellt. Aber ohne die 34 Wohnungen in dem dreigeschossigen Gebäuderiegel an der Leopoldstraße wäre die Umnutzung des DSZ mit Internat nicht möglich, sagte Thomas Siebenhaar am Freitag. Denn um die erforderlichen Autostellplätze unterzubringen, soll eine Tiefgarage angelegt werden, und die wiederum lohne sich nur, wenn auch Wohnungen obendrauf gesetzt werden.
Der Fassade des Neubaus verpasste Architekt Jürgen Bär (Bad Rodach) nun den Charakter einer Häuserzeile, die besser zum Bestand an der Leopoldstraße passt. Der Bau soll noch in diesem Frühjahr beginnen; die ersten Wohnungen will Siebenhaar zum Jahresende 2017 bezugsfertig haben. Die Sanierung und der Umbau des DSZ beginnt erst in einem Jahr; mit dem Internat wird gar erst 2018 angefangen, weil es noch bis Ende 2017 genutzt wird. Das ehemalige DSZ werde auf jeden Fall saniert, versicherte Siebenhaar, unabhängig davon, wie viele Wohnungen des Gesamtkomplexes bis dahin verkauft seien.
Interesse für die insgesamt 101 Wohnungen unmittelbar am Hofgarten und innenstadtnah sei durchaus vorhanden, betonte Siebenhaar. "Vor allem bei der Generation 55plus." Die Wohnungen würden altengerecht gestaltet; dafür könnten Käufer Fördermittel und Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Anspruch nehmen. Exposés habe die Bauart Invest allerdings noch nicht verschickt - dafür habe er erst die Entscheidungen seitens der Stadt abwarten wollen, betonte Siebenhaar.
Leerstand vermieden
Zufrieden mit der Entwicklung zeigte sich Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD). Durch das Bauprojekt werde Leerstand vermieden. Auch mit dem Kunstverein habe man eine Einigung erzielt, betonte er. Die Projekt Bauart Invest wird dem Kunstverein zehn Parkplätze zur Verfügung stellen; fünf oben, fast auf Höhe des Eingangs, weitere fünf direkt hinter dem Neubau an der Leopoldstraße. Beschwerden von Anwohnern hörte keiner - Thomas Siebenhaar, OB Tessmer und Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber schüttelten zu dieser Frage übereinstimmend die Köpfe.Zwischen 22 und 25 Millionen Euro werde die investierte Summe liegen, sagte Siebenhaar. Dafür entstehen im ehemaligen DSZ 44 Wohnungen, im Internatsgebäude 23 und im Neubau 34. Für diese 101 Wohnungen werden 122 Stellplätze in Tiefgaragen und Carports angelegt. Die Zufahrt, die zum DSZ hinaufführt, soll leicht nach Osten verlegt werden.
Von dem Bau, der bis vor einem Dreivierteljahr die Schule für Körperbehinderte beherbergte, werden nur die tragenden Teile übrig bleiben, erläuterte Siebenhaar. Unter anderem sei vorgesehen, einen Lichthof einzulassen. Schließlich solle der sanierte Teil die gleiche Wohnqualität bieten wie ein Neubau.
Für die Diakonie habe der Umzug der Schule für Körperbehinderte nun ein gutes Ende genommen, sagte Matthias Emmer, der Vorstand des Diakonischen Werks Coburg. Es habe durchaus Überlegungen gegeben, das DSZ selbst zu sanieren und umzunutzen, zum Beispiel alle Beratungsstellen der Diakonie hier anzusiedeln und Wohnungen zu schaffen. Aber "für uns wäre das nicht zu stemmen gewesen", sagte er.