Wechsel an der Spitze beim Dorfladen Rossach
Autor: Berthold Köhler
Rossach, Donnerstag, 29. März 2018
Der Dorfladen in Rossach (Landkreis Coburg) läuft richtig gut - er muss derzeit aber eine Baustelle und einen personellen Wechsel an der Spitze verkraften.
Für den Dorfladen, das weiß Wolfdietrich Fäcks als alter Hase in der Lebensmittelbranche, kommt jetzt in die entscheidende Phase: "In den Jahren drei bis fünf zeigt sich, wo ein Betrieb wirklich steht." Grundsätzlich sind die Voraussetzungen auf ein erfolgreiches Fortbestehen des Dorfladens im Großheirather Ortsteil gut, schätzt der aus persönlichen Gründen zur Monatsmitte ausgeschiedene Geschäftsführer. Wenn da nur nicht diese Dorferneuerung wäre...
Naja, eigentlich ist die Dorferneuerung eine gute Sache. "Den Dorfladen würde es ohne Dorferneuerung gar nicht geben", erinnert Gerhard Schramm an die Unterstützung durch das Amt für ländliche Entwicklung. Schramm wird künftig gemeinsam mit Petra Eckert und Roland Schultheiß ehrenamtlich (wie es Fäcks und dessen Ehefrau Almut auch getan haben) die Geschäfte führen. Aber dass ausgerechnet in der umsatzstarken Osterzeit die Tiefbauarbeiten auf der Coburger Straße ihren Höhepunkt erreicht haben, ist für den Markt ein Schlag ins Kontor. "Ein Drittel weniger Umsatz als sonst haben wir gemacht", weiß Wolfdietrich Fäcks. Selbst die Idee der Marktleitung, einen zweiten Eingang Richtung Kirchgasse anzubieten, hat die Probleme nicht gänzlich lösen können. Deshalb richtet Roland Schultheiß noch einmal eine eindringliche Botschaft an seine Mit-Rossacher: "Es wäre wichtig, wenn uns unsere Kunden gerade während der Bauzeit die Treue halten."
Prinzipiell haben die Rossacher ihren Dorfladen durchaus schätzen gelernt. Gerhard Schramm, quasi Nachbar des Marktes, bekommt es jeden Tag live mit: "Hier wird Freundlichkeit groß geschrieben, der Laden erfüllt genau seinen Zweck: Alle Generationen, auch Familien und Kinder, kommen hierher zum Einkaufen." Darauf habe man in Rossach lange gewartet. Aber ein bisschen mehr geht immer, sagt der umtriebige Wolfdietrich Fäcks. Unter er rechnet auch gleich vor, wie groß das "bisschen" sein müsste: 20 000 Euro. Im vergangenen Jahr kam der Dorfladen auf 380 000 Euro Jahresumsatz, bei 400 000 Euro wären alle Bedenken zum wirtschaftlichen Betrieb verflogen.
Das alles ist natürlich nur möglich, weil die Geschäftsführung des Dorfladens ehrenamtlich aufgestellt ist. Petra Eckert hat schon ein bisschen Respekt vor dem, was sie nun von der Familie Fäcks übernimmt: "Sie waren ein Glücksgriff." Denn man brauche sich nicht der Illusion hingeben, dass so ein bürgerschaftlich betriebener Dorfladen mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung funktionieren könne. "Das wäre das Ende des Marktes", weiß Gerhard Schramm, dass die (Personal-)Kosten am Ende entscheiden. Bei all der Arbeit, die im Hintergrund des Dorfladen laufe, dürfe man eines nicht vergessen, betont die Mit-Geschäftsführerin Eckert: "Das ist alles Ehrenamt, niemand zieht irgendeinen Vorteil aus der Sache." Wolfdietrich Fäcks steht schmunzelnd daneben und spielt das Lob sofort wieder zurück: "Wir haben jetzt drei kompetente Personen, die die Sache weiterführen." Und natürlich, versichert der ausgeschiedene Geschäftsführer, werde er bei Bedarf mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Aber eben nicht mehr vorneweg gehen. "Auf jeden Fall werden wir ihn brauchen und fragen", weiß Gerhard Schramm schon jetzt.
Roland Schultheiß, grundsätzlich voller Optimismus, redet deshalb den Rossachern ein bisschen ins Gewissen: "Das bisschen Umsatzplus müsste doch zu schaffen sein." Schließlich sind die Umsätze der täglich zwischen 130 und 150 Kunden ja jetzt schon nicht schlecht. Aber im Dorfladen hat man die Erfahrung gemacht, dass die vor der Gründung berechneten "rund 15 Euro" pro Rossacher beim Einkauf nicht genügen. "So 25 Euro wären ideal", hat Wolfdietrich Fäcks gemeinsam mit seiner kaufmännisch erfahrenen Ehefrau Almut ausgerechnet.
Dafür bekommen die Rossacher ja auch was. Als absolut richtig hat es sich zum Beispiel erwiesen, großen Wert auf den heimischen Markt zu legen. Wolfdietrich Fäcks verweist stolz auf einen Regionalanteil von 50 Prozent bei den Produkten und betont: "Bei uns heißt regional auch wirklich: Aus der Region! Das können wir unseren Kunden belegen." Deshalb geht Fäcks schon kaum mehr woanders einkaufen, weil er von "seinem" Dorfladen einfach zu sehr verwöhnt sei. Da bekomme er in vielen Bereichen Qualität, die andernorts unvorstellbar sei. Diese Erkenntnis, wünscht sich Gerhard Schramm, könnte sich ruhig noch ein bisschen mehr in den Köpfen der Rossacher festsetzen: "Sie haben bei der Dorferneuerung gesagt, dass sie so einen Laden wollen. Deshalb dürfen sie ihn jetzt auch gerne und ausgiebig nutzen."
Der Dorfladen in Rossach
Das Team: Wolfdietrich Fäcks betont, dass ohne sie der Dorfladen nicht so erfolgreich wäre wie er es ist: Gundula Heymann (Marktleiterin), Kerstin Heinz, Karola Florschütz, Doris Koch und Christine Grell.Der Laden: Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 6 bis 18 Uhr, Samstag von 6 bis 13 Uhr und Sonntag von 7.30 bis 10 Uhr.
Die Aktionen: Mit gut zehn Sonderveranstaltungen im Jahr versucht der Dorfladen regelmäßig, auch neue Kunden anzusprechen. Der nächste Termin ist der Samstag, 12. Mai: Dann findet von 9 bis 13 Uhr der Frühlingsmarkt mit einer großen Auswahl an Gemüse, Pflanzen und Blumen sowie Bewirtung durch die Mitglieder des engagierten Arbeitskreises "Dorfladen" statt.