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Was bleibt vom Menschen?


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Mittwoch, 09. Sept. 2015

Der Hospizverein Coburg präsentiert ab 25. September seine Arbeit "Mitten im Leben". Was hinter der Trauerarbeit steckt, wird in bewegenden Gesprächen mit Hospizbegleitern und Trauernden deutlich.
Die Ausstellung "Mitten im Leben" thematisiert die Arbeit des Hospizvereins Coburg - dargestellt auf großformatigen Schwarz-weiß-Fotos von Hagen Lehmann, die zur Geschichte hinter dem Bild führen.


Mit den letzten Dingen des Lebens mag sich so recht niemand beschäftigen. Immer haben wir zu viel zu tun. Haben keine Ruhe für solche Fragen. Fühlen uns weit weg davon. Und so treffen uns Tod und Trauer meist unvorbereitet.
Wer die Mitarbeiter und Begleiter im Hospizverein fragt, spürt, dass Sterben und Abschied wichtige, unausweichliche Erfahrungen eines Lebens sind. Auf schwere Fragen gibt es
oft überraschend einfache Antworten.


Bewegende Gespräche

Diese Erfahrung durfte auch ich machen. Nachdem ich von der Vorsitzenden des Hospizvereins, Irmgard Clausen, angesprochen wurde, ob ich den Verein bei der geplanten Ausstellung "Mitten im Leben" mit Texten unterstützen würde, begann für mich eine sehr bewegende Zeit.
In einem guten Dutzend Gesprächen mit Trauernden und Hospizbegleitern begegnete ich ausnahmslos mutigen und offenen Menschen, die mir ihr Schicksal anvertrauten und selbst in Schmerz und Traurigkeit von schönen Momenten erzählten.
Ich habe erfahren dürfen, was es heißt, sein Leben loslassen zu müssen, wie stark die Liebe über den Tod hinaus wirkt, wie viel Schmerz ein Mensch ertragen kann, und mit wie viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl fremde Menschen den Alltag leichter machen. Auch, wie schön und wichtig es ist, nicht allein zu sein.
Die Motivation der Hospizbegleiter, die in einer einjährigen Ausbildung auf ihr Ehrenamt vorbereitet werden, ist geprägt von Menschenliebe. Sicherlich spielen auch eigene Erfahrungen mit dem Sterben und den tiefen Löchern in der Trauer eine Rolle. Doch die Zuneigung und das Feingefühl im Umgang mit den komplizierten Fragen am Ende eines jeden Lebens helfen, den Sterbenden, aber auch den Angehörigen, ihren Weg zu gehen.


Kunst im Schuhhaus

"Was bleibt?" stand am Ende eines jeden Gesprächs. Und die Antworten sind so unterschiedlich wie jedes einzelne Leben.
Auf ausdrucksstarken Fotos öffnet der Coburger Fotograf Hagen Lehmann den Blick in die Geschichten hinter dem Bild. In einem Ausstellungskatalog werden die "ganzen Geschichten" erzählt und der Betrachter hat die Möglichkeit, Fragen zu dem Thema "Was bleibt" ganz persönlich für sich und seine Angehörigen zu beantworten.
Am Freitag, 25. September, führt der Gemündaer Innenarchitekt und Gestalter, Josef Starkl, Bilder und Texte zusammen und schafft im ehemaligen Schuhhaus Schönfelder einen Raum voller Atmosphäre zur Begegnung.
Die eigenwilligen, charaktervollen Figuren des Steinacher Holzbildhauers Volker Sesselmann überzeugen mit Witz und geben der Ausstellung eine heitere Note. Zu sehen ist die Ausstellung, die ein breites Rahmenprogramm umfasst (siehe Infokasten), bis 1. November.

80 Ehrenamtliche bringen sich ein

Coburg — Seit 20 Jahren macht sich der Hospizverein Coburg
stark für die Begleitung, Unterstützung und Hilfe sterbenskranker Menschen und ihrer Angehörigen. 80 ehrenamtliche und drei hauptamtliche Kräfte übernehmen derzeit die vielfältigen Aufgaben, wie Beratungen, Sterbe- und Trauerbegleitungen, Veranstaltungen, das Trauercafé sowie die Aktion "Hospiz macht Schule".
Der Hospizverein Coburg finanziert sich vorwiegend aus
Spendengeldern (Spendenkonto: VR-Bank Coburg eG, IBAN: DE89 7836 0000 0003 9162 43
Sparkasse Coburg - Lichtenfels
IBAN: DE86 7835 0000 0000 7616 19).
Als Mitglied kann man sich persönlich engagieren - als Hospizbegleiter oder für unterschiedliche Tätigkeiten im Verein, mit den individuellen Fähigkeiten und Kenntnissen.



Die Ausstellung "Mitten im Leben" bietet mehr

Öffnungszeiten 25. September bis 1. November 2015, Montag und Mittwoch 16 bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitag 14 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr, ehemaliges Schuhhaus Schönfelder, Eintritt frei

Haltestellengespräche Erfahrene Referenten inspirieren Sie - montags, mittwochs um 17 Uhr. Eintritt frei!
28. September: Kinder - Tod und Trauer. Ein Leitfaden, Nora Treiber-Dengler, Ralph Walta
30. September: Spirituelle Fragen am Lebensende, u.a. Dekan Roland Huth,
5.Oktober: Klangerlebnis, Wolfgang Eichhorn, Gabriele Töpfer
7. Oktober: Der Friedhof - ein Ort für die Trauer, Christine Wacker, Siegfried Speer
12. Oktober: Und immer fühle ich mich schuldig ..., Gabriele Töpfer
14. Oktober: Patientenverfügung und Co., Dr. Maro Ritter, Dr. Jürgen Müller
19. Oktober: Kaa(r)la trauert - Trauer und Humor, Birgit Sauerschell
21. Oktober: Eine Bestatterin erzählt, Gabriele Kahl
26. Oktober: "Ente, Tod und Tulpe", Susanne Thorwart
28. Oktober: Sterben zuhause?
Prof. Dr. Johannes Kraft, Irmgard Clausen

Gruppen können die Ausstellung außerhalb der Öffnungszeiten exklusiv besuchen. Buchungen sind kostenlos
an Vormittagen oder dienstags auch am Nachmittag möglich.
Für Gruppen aus Kindergärten, Schulen, Jugendgruppen,
Seniorenkreisen, Kirchengemeinden bieten wir
vertiefende Gespräche oder kreatives Gestalten unter
Anleitung erfahrener Mitarbeiter des Hospizvereins an.

Terminvereinbarung
Barbara Brüning - Wolter
Telefon 0 95 61 - 79 05 33 oder
mail @ hospizverein-coburg.de

Weitere Informationen unter www.hospizverein-coburg.de