Warum eine Ausbildung zur Altenpflegerin so erfüllend ist
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Dienstag, 03. Sept. 2019
Franziska Goihl ist im dritten Ausbildungsjahr zur Altenpflegerin bei der Caritas. Es geht um so viel mehr als um waschen und füttern...
Sie ist ehrgeizig und wollte aus ihrem Leben etwas machen. Soweit ihre Motivation. Gepaart mit großer Empathie und dem Drang anderen Menschen helfen zu wollen, ist Franziska Goihl genau da angekommen, wo sie sich wohlfühlt und ihre Ziele erreichen kann: In der Altenpflege. Die 26-Jährige ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr zur Pflegefachkraft im Caritas Alten- und Pflegeheim St. Josef und mit ihrer Wahl total glücklich. "Später könnte ich mir vorstellen Praxisanleiterin zu machen oder einen Wohnbereich zu leiten", sagt sie.
"Unsere Auszubildenden haben gute Chancen, das zu erreichen, was sie sich vornehmen", betont Margarete Pult, die Pflegedienstleitung in St. Josef. Die Caritas ist - wie alle Träger sozialer Einrichtungen - stark daran interessiert, Fachkräfte zu halten.
30000 Pflegende fehlen
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist im ganzen Land spürbar. Bundesweit fehlen 30 000 Pflegende. "Diese Situation wird sich zuspitzen, denn der demografische Wandel trifft die Pflegebranche doppelt", heißt es in einer Pressemitteilung des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg. Es gebe immer weniger Fachkräfte und gleichzeitig immer mehr Pflegebedürftige. Grund für die Personalnot sei mitunter das schlechte Image des Berufes. Wer in die Altenpflege gehe, erntet zwar auch häufig Respekt, aber viele sagten doch: "Da wirst du schlecht bezahlt! Da hebst du dir den Rücken krumm! Da siecht das Leben vor sich hin!"
Das sieht Franziska Goihl ganz anders. Die 26-Jährige steht mitten im Leben und ihre alltägliche Arbeit dreht sich nicht um Siechtum und krumme Rücken. Natürlich ist ein Pflegeberuf anstrengend - auch körperlich. Aber das, was die Menschen zurückgeben, wiege das alles auf. "Ein Lächeln zu bekommen, auch wenn der Patient nicht mehr sprechen kann, ist so ein schönes Gefühl."
Geduld und Empathie
Der jungen Frau mit den roten Haaren, gepiercten Lippen und einer ganzen Reihe von Tattoos macht es Spaß, alten Menschen zu helfen. Sie arbeitet zur Zeit auf einer Station mit 18 an Demenz erkrankten Menschen. Da braucht es Geduld und Einfühlungsvermögen. Beides bringt Franziska Goihl mit. Schon als Kind begleitete sie ihre Mutter hin und wieder zur Arbeit in einer Behinderteneinrichtung. "Ich wusste immer: Ich möchte etwas mit Menschen machen", erinnert sich die Auszubildende. Als sie sich für die Altenpflege entschied, freuten sich ihre Eltern - wohlwissend, dass die Dankbarkeit, die Pflegende vom Patienten bekommen, ein bereicherndes Geschenk ist.
Die Arbeit ist abwechslungsreich, weil die Bedürfnisse des Menschen immer im Mittelpunkt stehen. "Da hat sich in den letzten Jahren viel verändert", stellt Margarete Pult fest. "Wir passen uns an den Bewohner an, nicht der Bewohner an unsere Struktur." Im Klartext bedeutet das: "Wenn der Bewohner möchte, dass wir uns ein bisschen Zeit für ihn nehmen statt zu duschen, nehmen wir uns die. Die Tage, an denen morgens und abends das große Waschprogramm durchgezogen wurde, weil es so vorgesehen war, sind vorbei", sagt die Pflegedienstleiterin.
Die Grundpflege sei natürlich wichtig und werde auch durchgeführt, aber auf das Wohlbefinden des Bewohners werde sehr geachtet. Wer beispielsweise nachts um 3 partout nicht mehr schlafen kann, darf aufstehen und sich in den Sessel setzen. Ihn immer wieder zurück ins Bett zu schicken, sei sinnlos.