Druckartikel: Warum ein Abriss der Itzgrundhalle Quatsch wäre

Warum ein Abriss der Itzgrundhalle Quatsch wäre


Autor: Berthold Köhler

Kaltenbrunn im Itzgrund, Mittwoch, 17. Juli 2019

Die Sanierung der vor 39 Jahren fertiggestellten Kaltenbrunner Itzgrundhalle wird rund 1,35 Millionen Euro kosten.
Alles wird neu:  Große Teile der Dachkonstruktion der Kaltenbrunner Itzgrundhalle werden entfernt und neu aufgebaut. Werner Thomas,  Dieter Scherbel und Dirk Ruppenstein  (von links) sind  nach dem Besichtigungstermin zufrieden mit dem Fortgang der Bauarbeiten.- Foto: Berthold Köhler


Von außen, sagt Kämmerer Dirk Ruppenstein und lacht, hat die Itzgrundhalle in Kaltenbrunn (Landkreis Coburg) derzeit was von einem Werk des Verpackungskünstlers Christo. Ein mächtiges Gerüst umhüllt die Fassade des 1980 fertiggestellten Bauwerks. Da bleiben die Fußgänger stehen und staunen. "Hier haben wir die größte Baustelle in der Gemeinde", erklärt Bürgermeister Werner Thomas (SPD), ehe er den Haupteingang aufschließt.

Es geht ein paar Stufen nach oben, schon ist das größte Problem der Baustelle zu sehen: die Dachkonstruktion. Das in den 80er Jahren errichtete Sheddach frei über den großen Saal hinweg ist derart in die Jahre gekommen, dass es komplett abgetragen und durch eine neue Konstruktion (ein flach geneigtes Schleppdach) ersetzt werden muss. Um das Ausmaß des bautypbedingten Wasserschadens zu verdeutlichen, holt Gemeindegeschäftsleiter Dieter Scherbel (s)einen Zollstock aus der Hosentasche und drückt ihn ins morsche Holz der Unterkonstruktion. Acht, neun Zentimeter tief ist der Balken geschädigt und weich.

Warum die Uhr tickt

Unweigerlich fällt beim Blick auf die trockenen und stabil aussehenden Leimbinder im Dach das Stichwort: Bad Reichenhall. Weil dort 2006 der Einsturz der Eishalle in eine Katastrophe führte, wurde man bei den Aufsichtsbehörden nachdenklich. Konstruktionen wie die Itzgrundhalle mussten in der Folge statisch überprüft werden, 2009 geschah dies auch in Kaltenbrunn. Das Ergebnis fast Dieter Scherbel zusammen: "Statisch einwandfrei, energetisch alles andere als das."

Da kam der Gemeinde Itzgrund das Kommunalinvestitionsprogramm (KIP) des Freistaats Bayern "gerade recht", sagt der Bürgermeister. Freilich werden die rund 500000 Euro Festbetragsförderung aus dem KIP bei weitem nicht ausreichen. Dirk Ruppenstein präsentiert die aktuelle Kalkulation: Aufträge im Volumen von rund 790000 Euro hat die Gemeinde bereits vergeben, wenn dann Fassadengestaltung, Elektrik und der neue Aufzuge noch dazugekommen sind, wird das Gesamtpaket "Itzgrundhalle" nach Hochrechnung des Kämmerers auf 1,35 Millionen Euro hinausgelaufen sein. Immerhin: Weil sich Kaltenbrunn in der Startphase einer Dorferneuerung befindet, fließen bei der energetischen und barrierefreien Sanierung der Itzgrundhalle 150000 Euro Zuschuss zusätzlich, da die Halle einen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft darstellt. Alles in allem bleiben damit für die Gemeinde 700000 Euro Eigenanteil übrig. Wenigstens aufgeteilt auf zwei Haushaltsjahre.

Weil zuletzt wieder mal abenteuerlich hohe Baukosten im Ort die Runde machten, nutzt Dieter Scherbel die Gelegenheit zur Klarstellung: "Es wäre völlig unwirtschaftlich gewesen, die Halle abzureißen und irgendwo ein neues Feuerwehrhaus zu bauen." Alleine beim Abriss der Itzgrundhalle, die in der Bodenplatte der Kegelbahn und der Dachisolierung über dem Saal auch belastetes Material aufwies, wäre laut Scherbel bei "einer halben Million Euro nicht das Ende der Fahnenstange gewesen". Ein neues Feuerwehrhaus wäre als Millionenprojekt dann noch dazu gekommen.

Nachdem der Start ins Sanierungsprojekt eher holprig verlief, herrscht nun Betrieb auf der Baustelle. Das ist gut so, freut sich der Bürgermeister: "Wir müssen uns sputen, um bis Ende 2020 fertig zu sein." Denn nur wenn die Bautätigkeit zu diesem Zeitpunkt komplett abgeschlossen ist, fließen die staatlichen Zuschüsse in zugesagter Höhe. Deshalb bekommen die neugierigen Fußgänger bis zum Winter noch jede Menge zu sehen, den Neuaufbau der Dachkonstruktion allem voran.

Und dann kann im Itzgrund gefeiert werden

Hallennutzung: Einst eine der größten Veranstaltungshallen im Landkreis, ging es in der Itzgrundhalle zuletzt beschaulich zu. Weniger die Statik als mehr der Brandschutz veranlassten die Gemeinde, nicht mehr als 200 Besucher bei Veranstaltungen im großen Saal zuzulassen. Ist die jetzt laufende Sanierung abgeschlossen, können - "und sollen", betont Bürgermeister Werner Thomas (SPD) - wieder größere Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen in Kaltenbrunn stattfinden. Grundvoraussetzung dafür ist der Bau einer zweiten Fluchttreppe, die an der Gebäuderückseite über der ehemaligen Kegelbahn entsteht.bk