Warum Bienen ordentlich eingeheizt wird
Autor: Gabi Arnold
Gemünda, Montag, 28. August 2017
Saunagang gegen Varroa-Milben: 80 Imker aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich im Seßlacher Stadtteil Gemünda über die Bienensauna informiert.
Imker plagen sich seit Jahrzehnten mit der Varroa-Milbe. Es handelt sich um einem aus Südostasien eingeschleppten Parasiten, der die Bienenvölker schädigt und zu massenhaftem Bienensterben führt. In der Bienensauna soll der Parasit auf natürliche Weise ohne chemische Keule bekämpft werden. Über diese Alternative informierten sich im Seßlacher Stadtteil Gemünda am Wochenende 80 Imker aus dem gesamten Bundesgebiet.
Marcus Schweizer schickt seine Bienen seit zwei Jahren regelmäßig für einige Stunden zum Saunagang und dies mit Erfolg. "Ich habe positive Erfahrung gemacht", sagt der Hobbyimker, der seine acht Völker in Gemünda stehen hat. Nachdem er mit der Imkerei begonnen habe, habe er sich intensiver mit der Milbenbekämpfung befasst und sei zufällig auf die Bienensauna aufmerksam geworden.
Die Entwickler waren extra aus Augsburg angereist
Dieses System haben der Diplom-Ingenieur Richard Rossa und Ehefrau Cornelia Rossa-Comes entwickelt. Beide waren aus Augsburg angereist, um eine Livevorführung zu präsentieren. Die Hobbyimker wollten gegen die blutsaugende Milbe kein Gift oder Säure einsetzen und suchten nach Alternativen. Die konventionelle Behandlung mit Oxal- und Ameisensäure, so Rossa-Comes, bekämpfe zwar die Milbe, aber sie schade eben auch den Völkern. Sie nutzen das uralte Wissen der Wärmenbehandlung und wurden unterstützt von Manfred Borgstädt, der bereits vor 30 Jahren eine Thermo-Box für Bienen auf den Weg gebracht hat. Darauf baut die Bienensauna auf.Richard Rossa führte vor, wie das System funktioniert: Die schwarz-gelben Honigsammler dürfen im Bienenstock bleiben, es werden Heizplatten unter die Waben geschoben und Wärme und Lüftung eingeschaltet. "Ab einer Temperatur von 39 Grad Celsius sterben die Milben", erklärt er. Der Bienenstock wird computergesteuert auf eine konstante Temperatur von 42 Grad Celsius aufgeheizt. Während die Milben die Wärme nicht mögen, erfahren die Bienen ein "Wellnessprogramm". Die Biene, so Rossa, schwitze sich so zusagen gesund, die wärmeempfindliche Milbe sterbe.
Entlastung und Gesundheit für die Bienen
Um die Brut warm zu halten, erklärt Rossa-Comes, müssten die Bienen viel Energie erzeugen, denn 36 Grad Celsius brauche der Nachwuchs. Durch die Wärmezufuhr werden demzufolge die Bienen entlastet, Temperatur und Feuchtigkeit werden ständig kontrolliert. Das Augsburger Ehepaar stellt fest: "Unsere Bienen sind gesünder und stärker als konventionell behandelte Völker." Dem stimmt Marcus Schweizer zu. "Meine Bienen sind gesund, zärtlich und liebevoll", schwärmt er.Um den Prototypen herzustellen, hat das Augsburger Ehepaar eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und 70.000 Euro gesammelt. Ihr Wissen möchten sie nun an die Kollegen weitergeben. Sie touren durch Deutschland, führen vor und berichten von ihren Erfahrungen, die sie mit der Hyperthermie im Bienenstock gemacht haben. Zwar gebe es noch keinen wissenschaftlichen Nachweis, aber das Ehepaar ist überzeugt, dass die Infektionskette der Milbenübertragung durch die Wärme unterbrochen werde.
Bienensauna wenigstens zweimal im Jahr einsetzen
Die Bienensauna sei für alle gängigen Magazine geeignet und werde nach Bedarf, mindestens zweimal im Jahr, eingesetzt. Dabei werde sie wie eine Schublade unter der Brutzarge des Bienenstocks eingeschoben, die Sauna über einen Akku oder ein Netzteil beheizt. Durch die Frühjahrsbehandlung entwickelten sich starke Völker, ein Saunagang im Herbst senke das Sterben im Winter. Bei Neuinfektionen dürften die Insekten auch zwischendurch die Wärme genießen. Die Sauna liefere eine effektive Gesundheitspflege und beste Bedingungen für die Königinnenzucht.Eines ist Marcus Schweizer besonders wichtig: " Ich habe alles getan, um Giftstoffe zu vermeiden", betont er. Dies sei gut für die Bienen, aber auch das Produkt Honig enthalte somit keinerlei Giftstoffe. Neben den Vorführungen referierte am Wochenende Dr. Kai Uwe Totsche vom Lehrstuhl Hydrogeologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.
Informationen:
• http://www.bienensauna.de/
• Kontakt: E-Mail: info@bienensauna.de, Telefon: 0821-455 271 55