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Warnstreiks in Coburg bei Kaeser und Kapp


Autor: Florian Hecky

Coburg, Freitag, 03. Mai 2013

Mit markigen Sprüchen machten die Metaller bei den Coburger Unternehmen Kaeser und Kapp am Freitag deutlich, dass sie mehr Geld wollen.
Auch bei Kapp folgten einige Gewerkschafter der Aufforderung zum Warnstreik. Foto: Florian Hecky


Zweimal wurde schon ergebnislos verhandelt, die Friedenspflicht ist vorbei - nun ruft die IG Metall zu Warnstreiks auf. Am Freitag taten Teile der Belegschaften der Firmen Kaeser und Kapp in Coburg ihren Unmut lautstark kund.

Ab halb zwölf versammelten sich knapp 150 Kaeser-Mitarbeiter auf dem Firmenparkplatz, um mit Trillerpfeifen, Ratschen, Musik und Transparenten ein Zeichen für Lohnzuwächse zu setzen. Der Warnstreik bei Kaeser sei ganz bewusst einer der ersten, erklärte Jürgen Apfel, Bevollmächtigter der IG Metall. Schließlich sitze Vorstandsvorsitzender Thomas Kaeser als Regionalvorsitzender der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber bei den Verhandlungen, die am kommenden Mittwoch in Nürnberg fortgesetzt werden, mit am Tisch.



Betriebsratsvorsitzender Uwe Schubert hält die Forderungen der Arbeitnehmer für gerechtfertigt: "Auch bei uns ist es so, dass wir die 5,5 Prozent vertragen könnten", sagte er. Eine schnelle Einigung liege auch im Interesse der Geschäftsführung. Ein Problem in der Firma sei außerdem noch immer die hohe Zahl von etwa 400 beschäftigten Leiharbeitern, die eingeschüchtert seien und sich häufig gar nicht trauen würden, am Arbeitskampf teilzunehmen.

"Das Geld wollen sie mitnehmen, aber nichts dafür tun", so äußerten Steffen Hübner und Martin Schunk ihr Unverständnis über die Kollegen, die zwar das Werk verlassen, sich aber der Kundgebung mit Bratwurstbude nicht anschließen. Beide arbeiten in der Konstruktion und fänden es nur fair, wenn sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden: "Da sind 5,5 Prozent auf jeden Fall gerechtfertigt". Ihr Kollege Rosnjak Damir sieht das ähnlich. "Kaeser könnte sogar zehn Prozent mehr bezahlen. Der Firma geht's gut und die meisten hier sind auch ziemlich zufrieden", sagte er. Von den Ingenieuren sei daher auch gar keiner beim Warnstreik zu sehen, aber immerhin hätten sich neben den Mitarbeitern aus der Fertigung auch ein paar Büroleute blicken lassen.

Schweigende Mehrheit bleibt drin

Auch in der Firma Kapp traten am Freitagmittag einige Mitarbeiter in den Warnstreik. Zahlenmäßig waren sie jedoch deutlich schwächer vertreten. Heinz Gärtner, ehemaliger Betriebsrat bei Kapp und inzwischen in Rente, verwies auf die Rechte der Arbeitnehmer und beklagte: "Die schweigende Mehrheit traut sich nicht heraus." Eine Umverteilung müsse jedoch stattfinden, und Warnstreiks seien ein Mittel, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. "Letztendlich ist es die Summe der Aktionen, die wichtig ist", sagte Jürgen Apfel dazu. Das aus Sicht der Gewerkschaft sehr gute Ergebnis von 4,3 Prozent Lohnerhöhung im vergangenen Jahr sei nur aufgrund der Warnstreiks erreicht worden.

Dass man an das Ergebnis von 2012 herankommt, wollte am Freitag niemand so recht glauben. Man wird wohl eher bei drei bis vier Prozent landen. Vier Prozent wären für Apfel schon ein echter Erfolg, denn dies würde einen "realen Zuwachs" bedeuten - und darum gehe es.

Schon am Dienstag will die IG Metall im Raum Coburg zu weiteren Warnstreiks aufrufen. Geplant sind Aktionen bei Waldrich in Coburg und bei Valeo in Bad Rodach.

Thomas Kaeser: "2,3 Prozent sind fair!"

"Nur mit Kopfschütteln" könne er auf den Warnstreik reagieren, teilte am Freitag Arbeitgebervertreter Thomas Kaeser mit. Eine Forderung von 5,5 Prozent Lohnerhöhung "geht einfach völlig an der Realität vorbei. Das ist zu rosarot gedacht", sagte er. Fast drei Viertel aller bayerischen Metall- und Elektro-Unternehmen erwarten Thomas Kaeser zufolge in diesem Jahr eine Stagnation oder gar einen Rückgang in der Geschäftsentwicklung. Dem müsse "durch eine vorsichtige und vorausschauende Planung und mäßige Anpassung der Entgelte Rechnung getragen werden".

Kaeser Kompressoren habe sich zwar konstant positiv entwickelt, aber dies basiere auf einer soliden Planung und vorsichtigem, der jeweiligen Situation angemessenem, achtsamen Agieren. "Lieber langsam und stetig wachsen, als über das Ziel hinausschießen und damit am Ende herunterfallen", erklärte Thomas Kaeser. Das gelte auch für die Entgelterhöhung. "Es wäre unverantwortlich, die tatsächliche Entwicklung unberücksichtigt zu lassen und zu stark zu erhöhen, um dann in der Branche später dafür möglicherweise mit Arbeitsplatzabbau teuer zu bezahlen", sagte er.

Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot von 2,3 Prozent mehr Entgelt sei fair und beschere einen echten Reallohnzuwachs. Das Angebot passe zur Wirtschaftslage und helfe, die Beschäftigung und damit die Kaufkraft auf höchstem Stand zu halten.