Wanderer erleben Wintermärchen im Neustadter Kessel
Autor: Redaktion
Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 18. Januar 2017
Wer sich in diesen schneereichen Tagen zu einer Wanderung im Neustadter Kessel aufmacht, der kann ein "Wintermärchen" genießen.
Dauerfrost und reichlich Schnee hat Felder, Wiesen, Hügel und Wälder in zauberhafte Landschaften verwandelt. Zusätzlich bewirken die Sonnenstrahlen, dass selbst unscheinbare Dinge wie Grashalme oder Äste als bizarre Wunderwerke der Natur wahrgenommen werden.
Bei so einem tollen Winterwetter locken natürlich auch die vielen Wanderwege des Muppbergs viele Naturfreunde aus Neustadt und Umgebung an. Eine Wanderung über den Hausberg der Neustadter kann, wie nachstehend beschrieben, allen nur empfohlen werden.
Ausgangspunkt ist der Schützenplatz
Die Wanderung beginnt am Neustadter Schützenplatz. Hier gibt es genügend Parkplätze. Am Familienzentrum, der früheren Thüringisch-Fränkischen Begegnungsstätte, vorbei biegen wir in die Gabelsberger Straße ein. Nach wenigen Metern stoßen wir zur kleinen, aber schmucken katholischen Pfarrkirche, die am 11. und 12. Oktober 1930 der Heiligen Ottilia geweiht worden ist. Links davon fallen die schöne Villa Elise und auf der anderen Seite ein stattliches herrschaftliches Wohnhaus, das auf seine Sanierung wartet, in den Blick.
Weiter oben kommen wir an der ehemaligen Villa Lunz vorbei und am ebenso schmucken Anwesen des früheren Kinobesitzers Karl Kiesewetter. Beide Wohnhäuser werden von jungen Neustadter Familien mit Leben erfüllt.
Die Gabelsberger Straße geht schließlich in einen Waldweg über, der in den Muppberg hineinführt. Schon nach wenigen Metern bietet sich eine Sitzbank, die "Pick'n-Ruh", zu einem kurzen Verweilen an. Eine weitere Gelegenheit zum "Ausschnaufen" erwartet den Wanderer nach 200 Metern: eine Bankanlage mit Sandsteinumfassung, die von der ehemaligen Neustadter Firma Hermann Wirth gespendet wurde. An einer Metalltafel ist folgender schöner Sinnspruch, verfasst vom früheren Hauptlehrer Ernst Hauck, zu lesen: "Hier vom Lärm und Streit des Tags geschieden, schenkt Dir die Ruhe einen Traum von Frieden."
"Drei Buchen" stehen längst nicht mehr
Der anschließende Weg führt zum alten Neustadter Trinkwasserhochbehälter aus dem Jahre 1920, der 1976 durch einen neuen ersetzt wurde. Unsere Wanderung geht auf den meist ebenen Weg weiter, bis er in eine Forststraße einmündet. Diese beginnt am Wanderparkplatz gegenüber dem ASV-Sportplatzes in der Ebersdorfer Straße und setzt sich bis zur Arnoldhütte auf dem Muppberggipfel fort.
Die Einmündungsstelle ist vielen älteren Neustadtern unter dem Namen "Drei Buchen" ein Begriff. Leider sind mittlerweile alle drei alten Bäume Wind und Wetter zum Opfer gefallen. Zum Trost: An diesem Ort wachsen mittlerweile wieder etliche junge Buchen. Vielleicht treffen sich spätere Generationen einmal, wenn die jungen Bäumchen zu mächtigen Riesen herangewachsen sind, wieder an den "Drei Buchen".
Ideal zum Wandern und Spazierengehen
Der Forstweg führt nun leicht ansteigend etwa 350 Meter hoch zum "Breiten Weg". Dieser Rundweg wird von vielen Neustadtern gerne zum Spazierengehen, Wandern, Mountainbiken und Joggen genutzt. Er führt am Sembachsbrunnen, am zweiten Pavillon (Holzbau), der Sitzanlage "Heubischer Ruh" und am Steinpavillon vorbei bis zum Grüntal und zum Schützenplatzm zurück.
Doch unsere Wanderung geht entgegengesetzt die Forststraße hinauf weiter. Wir kommen an der Ortleppquelle vorbei. Sie befindet sich an der steilsten Stelle des Weges an einer Spitzkehre. Von hier aus sieht man auf einer Anhöhe einen weiteren, den dritten Pavillon. Es ist der "Freundschaftstempel", im Volksmund "Liebespavillon", genannt. 1999 wurde dieser Holzbau originalgetreu von Mitgliedern des Mittwochs-Stammtisches der Arnoldhütte mit Unterstützung des Neustadter Verschönerungsvereins wiedererrichtet.
Einige hundert Meter sind es nun noch bis zur Arnoldhütte zu gehen. Der Weg steigt mäßig an, ist aber ohne große Mühe zu bewältigen. Goldschimmernde Strahlen der Nachmittagssonne fallen auf den schneebedeckten Waldweg und vermitteln ein wunderbares Bild. Die Fichtenzweige scheinen unter der Last des angefrorenen Schnees zu brechen. Etwa 100 Meter vor der Arnoldhütte zweigt ein schmaler Weg rechts ab in Richtung Rädleinstein.
Über einen schmalen Pfad
Über einen schmalen Pfad gelangt man zu diesem idyllischen Fleck. Hier befindet sich eine wunderschöne Bankanlage mit Gedenkstein, die Mitglieder des Thüringerwald-Vereins 1905 errichtet haben. Den Rädleinstein so in einem so prächtigen Winterkleid wie an diesem Tag zu entdecken - das ist ein seltenes Glück.
Nun geht unsere Wanderung auf einem schmalen und einsamen Pfad weiter zur Ottilienquelle. Dieser rund 150 Meter lange Steig ist ziemlich eng, aber besonders reizvoll. Zwischendurch bieten sich herrliche Ausblicke auf Neustadt. Nur einen Katzensprung ist es von der Ottilienquelle bis zur Arnoldhütte. Ab April, wenn dieses beliebte Ausflugsziel wieder bewirtschaftet ist, kann nach der bisher rund über einstündigen Wanderung eine Einkehr eingeplant werden, ferner auch ein Aufstieg auf den 28 Meter hohen Prinzregententurm.
Für die letzte Etappe müssen nochmals bis zu 45 Minuten eingeplant werden. Sie führt an der Westphalgrotte vorbei, die sich am Beginn des sogenannten "2. Reitweges" befindet. Hier, an diesem Wegabschnitt sind große Bereiche unter Buchenbeständen aufgewühlt. Wildschweine haben in der Nacht unter dem Laub nahrhafte Bucheckern gesucht. Tagsüber lassen sich die schlauen Tiere kaum blicken. Von einem Wanderer erfahren wir aber, dass ihm vor einigen Tagen an anderer Stelle zwei Wildschwein-Familien über den Weg gelaufen sind. Stocksteif vor Schreck sei er stehen geblieben.
Ein wunderschöner Pfad
Nach etwa 80 Metern lenken wir unserer Schritte nach links. Ein wunderschöner Pfad führt uns zum Sturmstein, der an das große Unwetter vom 15. Mai 1958 erinnert, und weiter entlang der Heubischer Wand. Vor einigen Jahren hatte man von diesem Weg aus noch einen herrliche Aussicht auf Heubisch und das Steinachtal. Eine verfallene Bank erinnert noch daran.
Inzwischen sind aber durch dichten Baumbewuchs die Blicke versperrt. Nach 15 Minuten gelangen wir auf die Forststraße, die über den Steinpavillon zum Grüntal führt. Vom Gesellschaftshaus Grüntal - hier kann eine Schlusseinkehr eingeplant werden - sind es dann nur noch etwa 150 Meter bis zum Schützenplatz, unserem Ausgangspunkt. Hier endet die Winterwanderung nach gut zwei Stunden.