Wahlkampf in Coburg: Doris Aschenbrenner lüftet ein Geheimnis
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Freitag, 18. August 2017
Unser Redakteur Oliver Schmidt hat einen Bummel durch den Coburger Schilder- und Plakatewald unternommen - mit erstaunlichen Entdeckungen.
Zur bevorstehenden Bundestagwahl fallen einem viele Fragen ein. Auf Bundesebene natürlich: Merkel oder Schulz? Im Lokalen: Packt's CSU-Mann Hans Michelbach noch ein weiteres Mal? Oder auch: Auf wie viele Stimmen kommt bei uns die AfD, die zum ersten Mal antritt? Doch das alles ist seit ein paar Tagen erst einmal in den Hintergrund gedrängt worden, weil sich viele Wähler vor allem eines fragen: Was will uns Doris Aschenbrenner mit einem ihrer beiden Wahlplakate sagen?
Die SPD-Kandidatin ist von der Seite zu sehen und fummelt an irgendwelchen Kabeln herum. Bewirbt sie sich jetzt wohl gar nicht mehr um einen Job im Bundestag, sondern will lieber Elektrikerin werden? Nein, weit gefehlt. Zwar ist der Listenplatz schier aussichtslos, so dass die junge Newcomerin schon dem "Dino" Michelbach das Direktmandat abluchsen müsste, um nach Berlin zu kommen. Aber: Aufgeben ist nicht für die ehrgeizige Frau. Sie kämpft, und sie packt an - und so ist auch die Idee zu dem Wahlplakat entstanden. Es zeigt sie an einem Industrie-Roboter. Das soll zum einen ganz allgemein die Digitalisierung symbolisieren, zum anderen hat es aber auch sehr eng mit Doris Aschenbrenner zu tun. Sie hat immerhin Informatik studiert und im Bereich Robotik ihre Doktorarbeit geschrieben. Diese Doktorarbeit ist so rechtzeitig fertig geworden, dass sie auf ihren Wahlplakaten noch ein "Dr." vor ihren Namen setzen konnte. Zusammen mit den Attributen "engagiert, fortschrittlich, sozial". Auf ihrem zweiten Plakat - ohne Kabelsalat - beschreibt sie sich als "klar, geradlinig, stark".
Und Hans Michelbach? Der verzichtet auf seinen Plakaten sowohl auf den "Dr. hc" als auch auf weiteren Schnickschnack. Er ist ganz einfach immer von vorne zusehen - mit dem Zusatz "Für Erfolg. Für uns." Nun, wer kann schon gegen Erfolg sein? Aber selbst im Wahlkampf des 21. Jahrhunderts geht es (noch) nicht ganz ohne Floskeln. Und so setzt der junge FDP-Kandidat Alexander Arnold auf den Slogan "Mehr Zukunft für Deutschland". Ach. Aber wer wählt schon gerne weniger Zukunft?
Sehr viel Inhalt packen hingegen die Grünen auf ihre Plakate. So viel Inhalt, dass man schon stehen bleiben muss, um zum Beispiel "Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima" überhaupt lesen zu können. Der hiesige Direktkandidat Michael Eckstein beschränkt sich derweil auf den Zusatz "Für Coburg und Kronach" neben seinem Konterfei. Das hängt unter anderem am Gräfsblock direkt neben einem Schild , das eine 20er Zone ankündigt. Das erinnert ja glatt ans "Projekt 18" der FDP. Die Grünen dürften aber wohl froh sein, wenn sich ihr Wahlergebnis am Ende einigermaßen oberhalb der 5er Zone bewegt.
Apropos "oberhalb": Am höchsten an den Masten hängen die Plakate der AfD. Damit greift man wohl auf die Erfahrung von manch anderer Partei am rechten Rand zurück. Denn auf diese Weise können Plakate am effektivsten vor Zerstörungen geschützt werden.
Aber auch der linke Rand ist diesmal plakatierfreudig. Obwohl die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) ansonsten in Coburg nicht präsent ist und der nächste Ortsverband in Bamberg ist, zeigt sie jetzt im Wahlkampf erstaunlich offensiv Flagge. Da mussten die Vertreter der Linkspartei, die aus logistischen Gründen erst gestern mit dem Plakatieren beginnen konnten, schauen, dass sie überhaupt noch einen freien Laternenmast fanden.