Druckartikel: Vordran stellt neuen Franken-Krimi vor: Was für a Mordsfall denn?

Vordran stellt neuen Franken-Krimi vor: Was für a Mordsfall denn?


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Donnerstag, 23. Juli 2015

Helmut Vorndran, Ex-Kabarettist und mittlerweile erfolgreicher Regionalkrimi-Schreiber, stellte bei einer Riemann-Lesung in der Alten Schäferei seinen neuen "Franken Krimi" vor.
Hielt sich und sein amüsiertes Publikum trotz hitziger Atmosphäre unter den Dachbalken der Alten Schäferei über zwei Stunden bei Laune: Helmut Vorndran bei der Vorstellung seines neuen Buches.  Foto: Carolin Herrmann


"Wo isn jetzt des Feu er", fragt der Ebener Feuerwehrkommandant, nachdem er den nagelneuen Löschzug in den Graben gesetzt hat und deshalb mit dem Bulldog samt Pumpwagen von 1926 am mittlerweile durch Regen und Schnee beruhigten Brandherd in Jesserndorf ankommt. Dem Eberner Bürgermeister Jörg Hahnemann bleibt die Spucke weg. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Vorkommnissen und Personen sind purer Zufall, steht vorn drin im neuen Buch. Die Geschichten, die der Helmut Vorndran bei dieser Premiere vorliest, sind aber alles "wahre G'schichtn", des glaubt mir nur immer kaner". Grinst er.

Wo isn jetzt der neue Mordfall, der fränkische, mag sich mancher Besucher bei der Premierenlesung der Coburger Buchhandlung Riemann am Mittwoch gefragt haben. Hitze gab es unter den Dachbalken der ausverkauften Alten Schäferei in Ahorn mehr als genug, Feuer gottseidank nicht, draußen brachte maßvolles Donnergrollen das Versprechen auf Abkühlung.

Der frühere TBC-Kabarettist und nach fünf erfolgreichen, skurrilen "Franken Krimis" aus unserer Gechend zu weiterem schriftstellerischen Erfolg verdammt, zelebrierte unter den schweißtreibenden Bedingungen trotzdem genüsslich die detaillierte Beschreibung menschlicher und allzumenschlicher Situationen: Wie Lagerfeld, der Jungsheriff der Bamberger Polizeidienststelle mit dünner werdendem blonden Pferdeschwanz mit einer jungen Frau konfrontiert wird, "die doch an Batscher" hat. Wie bei nächster Gelegenheit dann auch der Huppendorfer nicht erfährt, was die eichentlich will. Wie der alltagstechnisch völlig derangierte Dienststellenleiter Robert Suckfüll einmal das von Bürofee Honeypenny okkupierte Klo besetzte und bei unpassender Gelegenheit eine Salve seiner sprachlichen Rohrkrepierer los lässt. Wie das ewige Dienststellen-Ferkel Riemenschneider niesend ferkelt. Wie der Lagerfeld ziemlich chaotisch und im Kaiserschnitt-OP rauchend Papa wird. Wie der Lagerfeld - der steht nämlich diesmal stärker im Mittelpunkt - auf dem Jesserndorfer Weihnachtsmarkt wegen ichweißnichtwas ermittelt und dabei als Penner eingestuft wird.

Jede Szene, jedes Geschichtla minutiös beobachtet und süffisant beschrieben, immer auf der Suche nach dem speziell in den Haßbergen, in Bamberg, halt hier in der Gechend gültigen Fränkischen. - Lag es an der Hitze, dass man vieles auch als ausgesprochen gestelzt einstufen konnte? Jedenfalls sagt's der hitze-gestresste Schriftsteller zwischendurch gleich selbst: O.k, der Mordfall müsse halt sein. Aber wie sich das Leben des uns nach fünf Franken-Erkundungen und -Ermittlungen doch sehr ans Herz gewachsenen Vorndranschen Personals weiter entwickelt, "des interessiert doch eichentlich viel mehr".

Feuer und Trümmer?

Noja. Da is scho was dran und des gilt doch mehr oder weniger für alle unsere Franggrimmi-Schreiber hier. Nur der Volker Backert, der meint, sei Charly Herrmann müsse richtig hard ran und richtig böse Verbrechen lösen. Des basst scho alles. So lang die Leut ihr Vergnüchn dabei habn.

Och, fast hätt' ich's vergessen, es spielte bei der Premiere ja aber auch keine Rolle: Der neue Vorndran-Roman heißt "Habakuk"; warum er nach dem biblischen Propheten benannt ist, finden wir vielleicht noch heraus. Und auf dem Buchdeckel steht, dass es sich um einen "hochexplosiven Kriminalfall" handelt, der "inmitten von Feu er und Trümmern im vorweihnachtlichen Grauen endet." Die Eberner Feuerwehr - Ihr könnt's Euch dengn - is übrigens im Graben gelandet wechn einem Auto mit Haßfurter Nummernschild. Auf die Autofahrer von dort hat der Vorndran halt sein besonderen Brass.

Helmut Vorndran: Habakuk. Frankenkrimi. Emons Verlag, 309 Seiten, 10,90 Euro.

Helmut Vorndran, geboren 1961 in Bad Neustadt an der Saale, lernte Schreiner und begann Sozialpädagogik zu studieren. Mit dem Totalen Bamberger Cabaret, das er 1984 mitbegründete, begann die Kabarettkarriere Vorndrans, vielen auch als "Stöcker" bekannt. Daneben arbeitete er als Autor unter anderem für Antenne Bayern und das Baye rische Fernsehen. Er lebt in einer alten Mühle an der Itz in Rattelsdorf, wo er einen Kanuverleih betreibt und Ferienwohnungen vermietet. 2009 erschien beim renommierten Emons Verlag in Köln sein erster Frankenkrimi "Das Alabastergrab".