Von zart bis zornig: Falko Hönisch beeindruckt als Schumann-Interpret
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Montag, 17. Juni 2013
Als Opernsänger im "Barbier von Bagdad" oder in "Dorian Gray" ließ er bereits aufhorchen. Selten ist es, dass ein solcher auch ein gleich begabter Liedsänger ist.
Der Bariton Falko Hönisch kann beides, wie er bei einer Liedermatinee in der Reithalle bewies, in welcher er dem Liedschaffen Robert Schumanns mit zwei seiner Zyklen huldigte und für seine intensive, begeisternde Gestaltung viel Beifall und Bewunderung erntete.
Einfühlsamer Mitgestalter am Flügel war der gleichfalls am Coburger Landestheater engagierte Korrepetitor Claudio Rizzi.
Sowohl die "Dichterliebe" op. 48 nach Gedichten von Heinrich Heine als auch die "Kerner-Lieder" op.35 entstanden in Schumanns "Liederjahr" 1840, in dem er endlich seine Clara heiraten durfte. Liebesfreud und Liebesleid durchziehen beide Textvorlagen, was der Komponist aus eigener Erfahrung gut nachzuvollziehen und in Tönen auszudrücken vermochte.
Vorbildliche Aussprache
Große stimmliche Wandlungsfähigkeit muss ein Sänger besitzen, um die ständig wechselnden Stimmungen der "Dichterliebe" mit ihren sechzehn Miniaturen adäquat wiederzugeben.
Falko Hönisch gelang es, das Publikum jederzeit mit seinem gut geschulten, kultivierten Bariton in den Bann zu ziehen, dank seiner hervorragenden stimmlichen Mittel und reifen Gestaltungskunst, die bei sparsamer Mimik und Gestik von vorbildlicher Aussprache, Atemtechnik und einer reichen dynamischen Palette vom zarten "mezza voce" bis zu mächtigem Forte geprägt war. Die Intensität der Wiedergabe wurde auch dadurch gesteigert, dass der Sänger nicht am Notentext klebte, sondern das gesamte Programm mit insgesamt 28 Liedern sicher auswendig beherrschte.
Schwärmerisch bis dramatisch
Nach hoffnungsvollem Beginn "Im wunderschönen Monat Mai" sind es eigentlich vornehmlich traurige oder sarkastische Lieder in der "Dichterliebe", die Falko Hönisch vom Inhalt der Texte her höchst einfühlsam in jeder kleinsten Regung erfasste - mal verhalten und innig, dann wieder machtvoll und stimmlich ausladend, mal zart bis zornig, mal schwärmerisch oder dramatisch.
Claudio Rizzi am Flügel unterstützte den Sänger stets mit sensiblem Anschlag und technischer Überlegenheit, wobei er die stimmungsmäßig wichtigen Nachspiele besonders poetisch gestaltete.
Auch Justinus Kerner war ein von Schumann geschätzter und bevorzugter Dichter, von dem er insgesamt 22 Gedichte vertonte. Die zwölf Lieder des Zyklus‘ op. 35 haben wenig inneren Zusammenhang und schildern verschiedene Seelenzustände.
Auch hier konnte Falko Hönisch durch subtile, eindringliche Gestaltung sowohl im lyrischen wie dramatischen Bereich überzeugen, ebenso wie der wiederum anpassungsfähig begleitende Pianist Claudio Rizzi.
Zwei Zugaben
Nach stürmischen Beifallsbekundungen mit Händen und Füßen gewährten die Künstler dem Publikum in der Reithalle noch zwei Zugaben, ebenfalls von Schumann: "Widmung" (Rückert) und "Mit Myrten und Rosen" (Heine).