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Von wegen Unkraut: Eine Kräuter-Expertin gibt Tipps für Hobby-Gärtner


Autor: Christoph Böger

Fürth am Berg, Mittwoch, 13. Mai 2020

Sie wachsen auf Wiesen, Äckern, in Flussauen und Wäldern, ja sogar in unseren Städten. Drei Vertreter wollen wir hier vorstellen. Eine Expertin verrät uns außerdem, was sie alles mit der "unbeliebten" Knoblauchsrauke macht.
Für manchen Hobbygärnter nur Unkraut, für Kräuter-Liebhaberin Erika Höhn dagegen ein ideales Küchengewürz: Die Knoblauchsrauke. Damit würzt die Fürtherin Salate, Suppen, verfeinert ihren Kräuterquark oder macht ein leckeres Pesto daraus. Foto: Christoph Böger


Kräuter sammeln in freier Natur, etwa zur Bereicherung des Küchenzettels oder auch als Heilkraut, das galt als Notnagel in Notzeiten, insbesondere für die ärmere Bevölkerung. Die Zeiten haben sich geändert. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt die Nutzung von Wildkräutern eine regelrechte Renaissance. Wer seine Umwelt bewusster wahrnimmt, natürlich leben will, der setzt in seiner Küche mehr und mehr auf Wildkräuter.

Daseinsberechtigung für Alles

Jede Menge Erfahrungen mit Kräutern hat Erika Höhn. Die 75-Jährige aus Fürth am Berg ist ein Naturmensch durch und durch und widmet den größten Teil ihrer freien Zeit den Pflanzen. Jedes noch so winzige Gewächs hat bei der Rentnerin ihre Daseinsberechtigung: "Unkraut gibt es in dem Sinn überhaupt nicht. Alles ist für irgend etwas zu gebrauchen", sagt sie aus voller Überzeugung.

Als typisches Unkraut gilt für viele die Knoblauchsrauke, die bei Hobbygärtnern oft wenig Beachtung findet. Nicht so bei Erika Höhn: "Die Rauke ist ein ideales Küchengewürz. Ich nehme es für Salate, Suppen, Kräuterquark, Butter oder auch für leckeres Pesto." Damit verleiht sie den Speisen einen milden Knoblauch- und Kresse-Geschmack. Außerdem eignen sich die Blüten schön als Dekoration.

Mit Waldmeister würzt die Fürtherin, die unzählige Kräuter in einem idyllischen Areal ihr Eigen nennt, gerne Tee oder Süßspeisen. Getränken wie Waldmeister-Bowle verleiht das Kraut ein tolles Aroma. "Allerdings sollte dies vor der Blütezeit geschehen, denn das dann noch nicht so reichlich im Waldmeister enthaltene Cumarin kann bei manchen Leuten durchaus Kopfschmerzen auslösen", warnt Höhn. Wenn Waldmeisterblätter in der Hand zerrieben werden, seien sie bei Insektenstichen sehr hilfreich.

Drei besonders bekannte Pflanzen sollen an dieser Stelle vorgestellt werden. Sie sind kaum zu verwechseln und nahezu überall anzutreffen, eignen sich vortrefflich als Würzbeigabe, aber auch als Heilkraut. Die Rede ist von Löwenzahn, Brennessel und Spitzwegerich. Der beste Zeitpunkt zum Sammeln von Wildkräutern ist übrigens genau jetzt, im Frühling.

Der Löwenzahn Der Gewöhnliche Löwenzahn, sein wissenschaftlicher Name ist Taraxacum sect. Ruderalia, stammt aus dem westlichen Asien und Europa, ist aber, auch durch menschliches Zutun, auf der Nordhalbkugel verbreitet.

Wo findet er sich? Eigentlich nahezu überall, sogar in unseren Innenstädten, auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten. Er besiedelt auch recht schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen. Grundsätzlich sollte man dort nach Löwenzahn Ausschau halten, wo weniger Hunde Gassi gehen oder Autos ihre Abgase in die Luft blasen.

Wie sieht er aus? Mit seinen gezähnten Blättern und gelben Blüten ist er an sich unverwechselbar, zumal er sich in der Phase der Spätblüte in die von Kindern so geschätzte Pusteblume verwandelt. Die Pflanze wird circa 40 Zentimeter hoch und blüht von April bis Juli. Ihr Stengel ist hohl und beim Abknicken tritt ein weißer, milchiger Saft aus.

Wozu taugt der Löwenzahn? Die jungen Blätter eignen sich sehr gut als Salatbeigabe. Wem der herbe Geschmack zu intensiv ist, kann die Blätter einige Minuten in lauwarmes Wasser legen, dann verlieren sie ihren herben Beigeschmack. Man kann aus Löwenzahn auch eine Pesto herstellen. Auf dem Blog des WWF Deutschland im Internet (blog.wwf.de) finden sich auch Rezepte, z.B. für ein Gelee. Dazu nimmt man die Blüten von etwa 30 Löwenzahnpflanzen und verkocht sie mit 700 Milliliter Orangenssaft und Gelierzucker im Verhältnis 2:1. Das Ergebnis soll wie milde englische Orangenmarmelade schmecken. Der Hinweis erübrigt sich, dass Löwenzahn ausgesprochen gesund ist. Der Stoffwechsel wird angeregt, die Pflanze ist außerdem gut für Leber und Nieren.

Der Spitzwegerich Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), auch Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge genannt, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 50 Zentimetern erreicht. Die in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist spitz, schmal und lanzettlich. Die Blütezeit reicht von Mai bis September.

Wo findet er sich? Der Spitzwegerich war ursprünglich nur in Europa beheimatet. Inzwischen ist er weltweit zu finden. Er kommt häufig in Fettwiesen, in Parkrasen, an Wegen und in Äckern vor.

Wozu taugt der Spitzwegerich? Aus den Blättern des Spitzwegereich lässt sich ein Tee oder auch Hustensaft kochen. Dank seiner Schleimstoffe ist er bei Halsschmerzen und Husten ausgesprochen hilfreich. Weil er so gut hilft, ist er eine schon seit vielen Jahrhunderten bekannte Arzneipflanze, wurde früher auch als "Heilwegerich" bezeichnet. Die Pflanze kann allerdings noch mehr. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung ist der Spitzwegerich auch als Pflaster für unterwegs gut geeignet. Die Blätter dabei einfach zwischen den Fingern rollen und den austretenden Saft auf die Wunde geben.

Der Saft hilft auch gegen Schmerzen und Juckreiz bei Insektenstichen. Der Spitzwegerich wurde übrigens im Herbst 2013 von Wissenschaftlern der Universität Würzburg mit Verweis auf die in ihm enthaltenen antibakteriellen und blutstillenden Wirkstoffe auch zur "Arzneipflanze des Jahres 2014" gewählt

Die Brennesseln Die große Brennessel (urtica) kann eine Wuchshöhe bis zu drei Metern erreichen. Sie besteht aus einem aufrechten Stengel an dem sich die Blätter paarweise gegenübersitzen. Die sind länglich, fast herzförmig und haben einen gezähnten Rand. Vorsicht: Wegen ihrer Brennhaare auf der Blattoberseite, die bei Berührung mit der Haut zu einem schmerzhaften, brennenden Juckreiz führen, ist die Pflanze einigermaßen unbeliebt.

Wo findet man Brennesseln? Die Pflanze wächst auf stickstoffreichen Böden, also dort. wo gut gedüngt wurde. Urin und Gülle gelten in der Welt der Brennesseln als ausgezeichneter Dünger, machen diese Standorte allerdings für Menschen weniger interessant. Besser, man pflückt die Pflanze von nährstoffreichen Waldböden. Beste Erntezeit ist zwischen April und Juni. Dabei am besten Handschuhe tragen.

Wozu taugen Brennesseln? Fein zerhackt sind Brennesselblätter ein sehr schmackhafte Zutat zu Salaten oder Suppen. Auch in Aufläufen und Torten machen sich Brennesseln gut. Selbst in Sternerestaurants stehen sie auf der Speisekarte.