Vom Himmel hoch... ...da kommt das Foto her
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Montag, 24. Dezember 2012
Mit einem ungewöhnlichen Flugobjekt gelingt es Otmar Fugmann, seine zwei Hobbys zu kombinieren - doch nicht nur das.
Schloss Callenberg, Schloss Rosenau, Schloss Greinburg - und: Knellendorf! Die Auswahl der Motive, die Otmar Fugmann gerne vor seine Linse nimmt, ist ebenso ungewöhnlich wie die Linse selbst. Beziehungsweise das, was zur Linse und dem Fotoapparat noch so alles dazu gehört. Kann man es "Drone" nennen? Klingt irgendwie militärisch. "Quadrokopter"? So nennen es Kollegen mit dem selben Hobby - doch das ungewöhnliche Flugobjekt von Otmar Fugmann hat ja nicht nur vier (also "quadro"), sondern gleich sechs Rotoren. Wie wär's mit "Mikrokopter"? Möglich. Letztlich ist das aber auch egal. Wichtig ist vor allem, dass der 46-Jährige damit faszinierende Fotos macht.
"Als Kind beziehungsweise Jugendlicher habe ich mich für das Modellfliegen begeistert und damals an einen Modellflieger schon eine Ritsch-Ratsch-Kamera gehängt. Da war aber kein einziges Bild verwertbar", erinnert sich Otmar Fugmann und muss schmunzeln.
Kinder gaben den Anstoß
Vor drei oder vier Jahren seien seine Kinder dann auf die Überbleibsel seines einstigen Hobbys gestoßen und hätten ihn animiert, die Flieger doch mal wieder in die Lüfte zu lassen. Die Begeisterung der Kinder war zwar schnell wieder vorbei, seine jedoch nicht. Otmar Fugmann hat also angefangen, wieder mit Flugobjekten und Kameras zu experimentieren - "weil es mich einfach interessiert, wie bestimmt Dinge von oben aussehen. Außerdem konnte er auf diese Weise seine beiden großen Hobbys - Modellfliegen und Fotografieren - wunderbar kombinieren.
Callenberg ein dankbares Motiv
In seiner Funktion als langjähriger Direktor der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha'schen Familie interessierte ihn zum Beispiel ein Blick von oben auf Schloss Callenberg. "Für Luftbilder ist das ein sehr dankbares Motiv", erklärt er. Zum einen sei es natürlich ein sehr schönes Schloss. Zum anderen sei es vom Boden aus nur äußerst schwer zu fotografieren, weil es ja fast mitten im Wald stehe.
Nur ein Hobby
Bis zu 250 Meter hoch kann Otmar Fugmann das Gerät steigen lassen. "Ich muss es immer noch sehen können", weist er auf ein paar rechtliche Vorgaben hin. Außerdem ist es für ihn ausschließlich ein Hobby. "Wenn ich anfangen wollte, Geld damit zu verdienen, bräuchte ich verschiedene Lizenzen und Genehmigungen." Das würde sich vielleicht schon lohnen, glaubt Otmar Fugmann, aber ihm fehle dafür schlichtweg die Zeit. Hinzu komme, dass derzeit ohnehin viele Mikrokopter-Fotografen auf den Markt drängen würden. Das hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass man sich die meisten dafür erforderlichen Bauteile mittlerweile im Internet bestellen kann.
Ein wenig eigene Bastelarbeit ist dann aber immer noch vonnöten. Otmar Fugmann etwa hat seine Konstruktion um einen GPS-Empfänger erweitert: Der macht's möglich, dass der Mikrokopter an einer ganz bestimmten Stelle in der Luft punktgenau verharren kann, bis die Fotos geschossen sind.
Videosender eingebaut
Außerdem hat der 46-Jährige noch einen Videosender eingebaut; auf diese Weise kann er immer sehen, welches Motiv die in der Luft kreiselnde Kamera im Moment vor der Linse hat. Per Fernsteuerung löst er dann aus. Dass seine Vorliebe bei den Fotomotiven Schlössern gilt, liegt natürlich in seiner Tätigkeit bei der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha'schen Familie begründet.
Völlig neue Perspektiven
Doch nicht nur. So ist er schlichtweg begeistert von den völlig neuen Perspektiven, die sich aus der Luft bieten. Und das gilt nicht nur für Schlösser, sondern auch für Ruinen. In der Nähe der Greinburg in Oberösterreich befinden sich zum Beispiel mitten im Wald die Ruinen Prandegg und Ruttenstein. "Von oben kann man erkennen, wie malerisch und verträumt diese Bauwerke im Wald liegen!" Außerdem lässt sich aus der Vogelperspektive die einstige Raumaufteilung viel besser erkennen und nachvollziehen. Als nicht so geeignet für Luftaufnahmen bezeichnet Otmar Fugmann Schloss Rosenau. Doch nicht etwa, weil das bei Rödental gelegene Schloss nicht schön sei - ganz im Gegenteil. "Aber das Besondere von Schloss Rosenau - das Türmchen und die Fassade - sieht man von unten fast besser!"
Fugmann als Flugmann
Bleibt noch die Frage mit Knellendorf. Nun, Otmar Fugmann wohnt in dem kleinen Kronacher Stadtteil und hat selbstverständlich auch dort schon einige Male seinen etwas anderen Fotoapparat aufsteigen lassen. Besonders eindrucksvoll sind ein paar Aufnahmen bei Nebel. "Unten war alles grau", erinnert sich der 46-Jährige, "aber ich habe den Mikrokopter dann etwas über die Wolken hinweg gelenkt." Herausgekommen sind dabei viele faszinierende Aufnahmen, die - ebenso wie die Luftfotos von den Schlössern und Ruinen - auf Otmar Fugmanns Internetseite zu sehen sind: www.flugmann.de .