"Viva Voce": Vokal-Charmeure verzaubern Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Donnerstag, 12. Oktober 2017
Wie das A-cappella-Quintett "Viva Voce" das Publikum beim ausverkauften Konzert in der Morizkirche begeistert.
Erfolg lässt sich manchmal ganz einfach ausdrücken - mit einem einzigen Wort. "Ausverkauft" steht auf einem eilig notierten Zettel unter dem Plakat beim Gastspiel von "Viva Voce" in der Coburger Morizkirche. "Ein Stück des Weges" hat das fränkische Vokalquintett sein aktuelles Kirchenprogramm getauft - passend zur gleichnamigen CD, die an einem Stand direkt am Haupteingang auf Käufer wartet.
Ehemalige Windsbacher
"Ein Stück des Weges" - das beschreibt den gemeinsamen Nenner vieler der ausgewählten Titel und ist zugleich durchaus autobiografisch zu verstehen. Denn ein weiter Weg liegt schon hinter diesem Quintett, das 1998 als Quartett gegründet wurde und ursprünglich aus den Reihen ehemaliger Mitglieder des Windsbacher Knabenchors hervorgegangen ist, inzwischen aber schon einige personelle Veränderungen erlebt hat. Die jüngste Veränderung ist nur live zu erleben, aber noch gar nicht auf den Plakaten sichtbar. Denn von den Plakaten grüßt noch Mateusz Phouthavong neben David Lugert, Jörg Schwartzmanns, Bastian Hupfer und Heike Benjes, während in Coburg schon der Bariton Matthias Hofmann als sein Nachfolger zu hören ist.
Zum Auftakt Anton Bruckner
Der klanglichen Homogenität des Quintetts hat dieser Wechsel hörbar keinen Abbruch getan. Das beweist schon die Motette "Os justi" von Anton Bruckner, mit der das Programm in Coburg beginnt. Bestens ausgewogenen A-cappella-Gesang demonstriert das Quintett und beweist Stimmkultur auf hohem Niveau. Das Coburger Publikum hat "Viva Voce" schon im Kongresshaus erlebt - als selbsternannte "A-cappella-Band", die keinerlei stilistische Berührungsängste kennt und effektvolle Eigenkompositionen mit wirkungsvollen Arrangements von Rock- und Pop-Hits mischt.Das Kirchenprogramm zum Reformations-Jubiläum verzichtet zwar ganz bewusst auf manche Show-Effekte, bietet dem applausfreudigen Publikum gleichwohl immer wieder gerne genutzte Mitklatsch-Möglichkeiten.
Nostaligsch bis hymnisch
Die Erfolgsgeschichte dieses in Ansbach ansässigen Quintetts - sie spiegelt sich auch im bemerkenswert breiten Altersspektrum der Zuhörer wider. Entsprechend vielseitig und abwechslungsreich ist auch die Programmauswahl, die von nostalgisch bis hymnisch reicht, von Werner Richard Heymann ("Irgendwo auf der Welt") bis Leonard Cohen ("Hallelujah"). Dazwischen bleibt immer wieder Raum für eingängige Eigenkompositionen, in denen sich auch Erfahrungen aus dem Leben als reisende Künstler widerspiegeln.Von mühelos erklommenen Tenorhöhen bis zu sonorer Basstiefe entfaltet das Quintett seinen stets gut ausbalancierten Klang. Der Einsatz von Mikrofonen ermöglicht bei Bedarf auch verblüffende Schlagzeug-Effekte, für die Jörg Schwartmanns verantwortlich ist. Aber auch gänzlich ohne elektronische Verstärkung füllen die Vokal-Charmeure von "Viva Voce" mühelos den gesamten Kirchenraum.
Beatles-Medley
"Erst durch die Musik erwacht ein Klangraum zum Leben", sagt David Lugert, der sich mit Heiko Benjes die Aufgabe als Moderator teilt. Klar, dass das Quintett unmissverständlich um Zugaben gebeten wird. Ein witzig arrangiertes Beatles-Medley und das Abschiedslied "Komm gut heim" lassen diesen besonderen Abend in der Coburger Morizkirche endgültig ausklingen.Den Nachklang nimmt das Publikum mit heim - im Gedächtnis oder per CD. Derweil sich Fans gleich den nächsten "Viva voce"-Termin in der Region merken können: am 3. Mai 2018 in der Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels.