Vier Väter des Erfolges - Coburg feiert seinen HSC
Autor: Christoph Böger
Coburg, Sonntag, 11. Mai 2014
Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Wir haben vier des HSC 2000 Coburg herausgesucht, die maßgeblichen Anteil an der Rückkehr in die 2. Liga haben.
Der Trainer
Vor der Meistersaison übernahm mit Jan Gorr ein Konzepttrainer den Chefposten beim HSC 2000 Coburg. Ein Glücksgriff, wie sich im Laufe der Serie herausstellte. In seiner Premieren-Saison formte das Energiebündel aus Hessen, das bereits den TV Hüttenberg von der 3. in die 1. Liga führte, eine Gemeinschaft aus starken Individualisten, die auf der Platte jederzeit als verschworenes Kollektiv auftrat. Das ist keine einfache Aufgabe, viele Trainer scheiterten genau daran. Auch der eine oder andere seiner vielen Vorgänger. Der akribische Übungsleiter bewies Geduld und Fingerspitzengefühl und hatte - auch in sportlich schwierigen Phasen - die absolute Rückendeckung der Verantwortlichen. Aber nicht nur das.
Gorr bekam vor und während der Saison quasi jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Fiel ein Spieler verletzungsbedingt aus, nutzte der Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft sein für den HSC Coburg unschätzbares Netzwerk und stellte schnell die Weichen für einen Blitzeinkauf. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Coburg das nötige Kleingeld zum Nachrüsten. Der Erfolg gibt den Machern im Nachhinein Recht.
Das Führungsduo
Dass Vorstandssprecher Stefan Apfel und GmbH-Vorsitzender Jochen Knauer aus Fehlern der Vergangenheit die Lehren gezogen haben und mit Weitsicht auf dem Transfermarkt unterwegs waren, zeigt nicht nur die Einkaufspolitik vor der Serie, als alle Wunschspieler des Trainers verpflichtet wurden, sondern auch die frühe Einigung mit Erstligaspieler Florian Billek.
Die Chefs blieben sich immer treu, auch bei Rückschlägen waren sie stets voller Optimismus und zielorientiert. Sie hielten dem monatelangen Druck stand. Knauer ließ sogar nie einen Zweifel am Gewinn der Meisterschaft. Der Dauer-Optimist, der selbst bei acht Punkten Rückstand unverblümt vom "immer noch möglichen Titelgewinn" sprach, hat Recht behalten und alle HSC-Kritiker und -Neider Lügen gestraft.
Nicht nur er darf sich in seiner Arbeit bestätigt fühlen und mit dem teuren Star-Ensemble, aber auch mit den vielen Gleichgesinnten aus der zweiten und dritten Funktionärsreihe ausgiebig diesen Triumph feiern.
Der Torwart
Bleibt als Vater des Erfolges natürlich noch der dienstälteste HSC-Spieler: Torwart-"Oldie" Havard Martinsen. Der glückliche Familienvater aus Rödentaler ist zweifelsohne einer der großen Gewinner dieser Serie. Viele sahen den bescheidenen Schlussmann hinter Junioren-Weltmeister Oliver Krechel als Nummer Zwei im HSC-Kasten.
Doch mit herausragenden Leistungen in den entscheidenden Phasen, wie am Samstag während der zweiten Hälfte in Pforzheim, hatte er einen enormen Anteil am Triumph. Die tollen Paraden des Norwegers im Alles-oder-Nichts-Spiel gegen den HSC Bad Neustadt waren der Grundstein für die nach 13 Siegen in Folge gekrönte Aufholjagd. Hjertelig til lykke!
DER HANDBALL-KOMMENTAR
In Coburg herrschen erstklassige Voraussetzungen
Der HSC 2000 Coburg ist am Ziel: Mit einem hart erarbeiteten und deshalb auch hoch verdienten 22:18-Auswärtssieg in Pforzheim machte das Team von Trainer Jan Gorr am Samstagabend die Meisterschaft in der 3. Handball-Liga Süd perfekt. Ab der nächsten Saison spielt "Gelb-Schwarz" in die eingleisige 2. Liga - der stärksten 2. Liga der Welt. Endlich!
Lange Zeit schien dieser Erfolg nicht mehr möglich, zu souverän trat Hauptkonkurrent HSC Bad Neustadt auf. Doch das Tal der Tränen wurde durchschritten, rechtzeitig bekam die Mannschaft auf ihrem steinigen Weg die Kurve und setzte erfolgreich den Blinker.
Natürlich spielten die finanziellen Probleme der Saalestädter den Coburgern dabei in die Karten. Die Spieler waren geschockt, als sie in der entscheidenden Saisonphase erfuhren, dass ihr Klub erneut auf einen möglichen Aufstieg verzichten muss. So etwas lähmt.
Den überragenden Coburger Triumph soll das aber keinesfalls schmälern, denn die Leistungen in den letzten Wochen waren beeindruckend. Das Team war gefestigt, spielte im Gegensatz zur Konkurrenz konstant. Der HSC wackelte ab und an, ließ aber keine Federn mehr. Es war eine bemerkenswerte Aufholjagd mit 13 Siegen in Serie. Der Aufstieg ist ohne Wenn und Aber verdient.
Dafür hat der Verein lange und kostspielig gesät - jetzt wird geerntet. Die überdurchschnittlich großzügige Unterstützung von treuen Groß- und vielen Kleinsponsoren über fast eineinhalb Jahrzehnten ist ausschlaggebend, dass sich der HSC seit seiner Gründung vor 14 Jahren zu einer starken Marke in Deutschland entwickelte.
Trotz schmerzhafter Rückschläge, wie der Abstieg aus der 2. Liga oder den in den letzten beiden Jahren verpassten Aufstieg, war jederzeit Verlass auf die Geldgeber.
Und es war natürlich immer Verlass auf die überragende Fangemeinde, die selbst das sportlich eher unbefriedigende Dasein in der Drittklassigkeit bei Heimspielen stets zu einem Event machte und dafür sorgte, dass Handball in Coburg stets über die Stadtgrenzen hinweg im Gespräch blieb.
Genau zur rechten Zeit wurde der "Handball-Tempel" auf der Lauterer Höhe fertig und damit optimale Voraussetzungen für Spitzen-Handball in der Vestestadt geschaffen. Zweifelsohne der Anfang des erhofften Booms. Dem Millionen teuren "Schmuckkästchen" sei Dank.
Der Traum von Alt-OB Norbert Kastner, der bereits bei der Gründung des HSC von Erstliga-Handball in Coburg philosophierte, ist alles andere als Utopie. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga muss der Höhenflug nämlich noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht haben. Jetzt können tatsächlich "g(l)or-reiche Zeiten" beginnen, denn in dieser Handball-verrückten Region herrschen keine zweit-, sondern längst erstklassige Voraussetzungen.