Vielleicht bleibt eine dieser Ideen
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Mittwoch, 15. März 2017
In Coburg sind ab sofort die Entwürfe ausgestellt, die le an der Hochschule Coburg als Interims-Lösungen für das Landestheaters entwickelt wurden.
Was für eine Idee, so griffig im Entwurf wie in der Namensgebung, die sofort die Fantasie beflügelte: Eine Weile sprach alles vom "Globe" für Coburg, von der runden Holzkonstruktion nach dem Vorbild von Shakespeares Globe-Theatre für die Interimszeit, wenn das Landestheater Coburg wegen Generalsanierung geschlossen sein wird, ab Januar 2019 für mutmaßlich vier bis fünf Jahre.
Die Vorstellung war so schön, dass der Stadtrat sogar eine Ausschreibung dafür beauftragte. Es wurde bekanntlich nichts, weil sich kein Unternehmer fand, der sich die Umsetzung im vorgegebenen Kostenrahmen zutraute. Im Dezember entschied sich der Stadtrat für einen rechteckigen Zweckbau in Leichtbauweise auf dem Platz der (teilweise) abzureißenden Angerturnhalle.
Das nach wie vor Bemerkenswerte an dieser Entwicklung war vor allem auch der gesellschaftlich-politische Akt, der dieses Globe, den Entwurf von Isabell Stengel und Anders Macht hervorgebracht hatte, dass sich nämlich die Hochschule Coburg unter ihrem dann unerwartet gestorbenen Präsidenten Michael Pötzl so plötzlich, die Erfordernisse der Zeit auf den Punkt treffend und effektiv in die Zukunftsgestaltung der Stadt einbrachte. Mit dieser dann stringent umgesetzten Initiative in der Betreuung einer ganzen Reihe von Professoren dürfte sich die Hochschule ein entscheidendes Stück tiefer ins gesellschaftliche Bewusstsein eingeschrieben, hineinkonstruiert haben, als wichtiger Faktor der Kreativität und intellektuellen Kraft für die Stadt Coburg.
Das zum Hintergrund. Ihm kann jetzt nochmals nachgespürt, nach-gedacht werden. Denn unter dem Titel "Interim" sind ab sofort im "Fugenlos", dem so genannten Stadtpunkt der Hochschule gleich am Coburger Marktplatz, in der Herrngasse, 13 weitere Entwürfe ausgestellt, die im Sommersemester 2016 von einem Trupp engagierter Studierender von Architektur und Bauingenieurswesen unter Hochdruck erarbeitet wurden. Das Modell des Globe Theaters Coburg prangt im Schaufenster.
Unmittelbare Relevanz
Man kann nur staunen, verblüfft sein über den jetzt mit den Modellen und jeweils zwei eindrücklichen Plakaten gesammelt einzusehenden Einfallsreichtum. Die 35, bis auf einen Fall jeweils zu zweit entwickelnden Studierenden waren damals im sechsten Semester. "Es war unglaublich stressig", nicken sich die gestern im "Fugenlos" anzutreffenden jungen Frauen und Männer wissend zu, aber auch "unglaublich spannend", weil es eben eine Konstruktionsaufgabe mit unmittelbarem Realitätsbezug war, von der drängenden Zeit ganz abgesehen. Das Raumprogramm war vom Landestheater vorgegeben, als Standort das Gebiet um den Schlossplatz bis hinein in den Hofgarten.
Spiele am Hang
Für Diskussion hatte bei der Präsentation im Stadtrat auch der Entwurf von Feim Aliu und Peter Spielvogel gesorgt, die ein langgestrecktes Gebäude zwischen Ehrenburg und Marstall konstruierten. Leuchtender Kubus, Spiele am Hang, Coburger Kulturlaterne, Dächer über Coburg heißen weitere Entwürfe, die dankenswerter Weise auch in einer anschaulich gestalteten Broschüre zu betrachten sind. So haben Do Quoc Dung und Sebastian Bauer, ebenfalls durchaus spektakulär, einen Theaterriegel neben das Palais Edinburgh terrassiert in den Hofgartenhang eingepasst, die Arkaden so fortführend. Manuela Leidenberger und Anja Seuchz-Wirth haben die Mitte der Arkaden mit gestaffelter Dachkonstruktion spannend in den Hofgarten hinein überbaut.
Dank moderner Darstellungstechnik sind die virtuellen Baukörper in Fotografien hinein montiert. Es gibt faszinierende Ansichten und Vorstellungen. - Wer weiß, ob nicht eine der Ide en im Bewusstsein bleibt und vielleicht für eine andere, zukünftige Notwendigkeit und Verwendung wieder auftaucht.
Die Ausstellung Interim. Präsentation der Entwürfe für eine Interimsspielstätte des Landestheaters Coburg. Interdisziplinäres Projekt der Studiengänge für Architektur und Bauingenieurswesen der Hochschule Coburg. Stadtpunkt Fugenlos, Herrngasse 7, in Coburg. Bis 12. Mai, geöffnet von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Da im "Fugenlos" aktuell auch Studierende arbeiten, kann die Ausstellung auch außerhalb dieser Zeiten zugänglich sein.