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Viel Wirbel um ein P-Seminar: Albertiner diskutieren mit dem Tageblatt


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Donnerstag, 24. Oktober 2013

Sie hatten nicht gedacht, dass ihr P-Seminar, das sich mit dem Alltag in der DDR beschäftigte, derart hohe Wellen in der Öffentlichkeit schlägt. Zum Abschluss des "DDR-Projekts" am Gymnasium Albertinum suchten deshalb drei der zum Organisationsteam gehörenden Schülerinnen auch noch einmal das Gespräch mit dem Tageblatt.
Diskussion im Tageblatt (von links): Redaktionsleiter Oliver Schmidt, die Albertinerinnen Marie Weber, Anne-Junia Merz und Maya Tischer sowie die Redakteurinnen Simone Bastian und Christiane Lehmann. Foto: U. Nauer


Im Austausch mit mehreren Redakteuren wurden sehr schnell gleich mehrere gemeinsame Nenner gefunden. Allen voran: Das P-Seminar hat eine Diskussion angestoßen, die überfällig ist. "Es kann doch nicht sein", sagt etwa die 18-jährige Maya Tischer, "dass wir hier nur wenige Kilometer von der ehemaligen Grenze leben und trotzdem keiner von uns jungen Menschen so wirklich etwas über die DDR weiß."

Für die Geschichte im 20. Jahrhundert sieht Bayerns Lehrplan an Gymnasien nicht viel Platz vor. Gleichwohl war den engagierten Albertinern eines sehr wohl schon vor ihrem Projekt klar: "Wir können 40 Jahre DDR nicht an drei Tagen darstellen."

Eine Schule in Stuttgart hatte sich eine Woche lang Zeit genommen. Allerdings wurde dort gleich ein ganzes Rollenspiel veranstaltet; die Schule wurde mit Stacheldraht eingezäunt, man hisste eine Flagge und jeder Schüler musste mitspielen.

"Das ist schon sehr krass", fanden die Albertiner, weshalb eine ganz andere Variante gewählt wurde, um den Mitschülern ein paar DDR-Eindrücke zu vermitteln. Wichtig war den Schülern, dass die im DDR-Stil gehaltenen Unterrichtsstunden aus zwei Teilen bestehen: 30 Minuten gab es zum Beispiel Staatsbürger- oder Wehrkunde, anschließend folgten 15 Minuten Reflexion und Diskussion über das Erlebte.

Auch ganz am Ende des Projekts wurden in allen Klassen noch einmal Feedbackrunden abgehalten. Die dort vorgebrachten Äußerungen lassen die Initiatoren ein positives Fazit ziehen: "Viele wissen jetzt, warum eine Demokratie besser ist!" Auch die Folgen einer Planwirtschaft konnten nähergebracht werden. Von der Kritik, die die Schüler für ihr Projekt vor allem auf Facebook bekommen haben, hat sie vor allem ein Punkt sehr getroffen: Nämlich der, wonach sie doch gleich einen NSDAP-Fahnenappell nachstellen könnten.

Bei der fast einjährigen Vorbereitung, in der es auch Exkursionen nach Berlin und Polen sowie Gespräche mit Zeitzeugen gab, ist aber vielleicht der Bereich Öffentlichkeitsarbeit unterschätzt worden. Denn das Thema hat speziell in unserer Region eine hohe Brisanz; und in der heutigen Medienwelt fließen Informationen sehr schnell. Gestern schaute übrigens ein weiteres Fernsehteam am Albertinum vorbei. Aber, ein kleiner Trost für alle Schüler: Jetzt ist erstmal Schluss mit der Anstrengung - heute beginnen die Herbstferien!