Druckartikel: Viel Frust und wenig Lego für Kinder aus dem Cobuger Land

Viel Frust und wenig Lego für Kinder aus dem Cobuger Land


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Mittwoch, 01. Juni 2016

So hatten sich die Jugendpfleger aus Neustadt und Rödental ihren Ausflug mit 39 Kindern ins Legoland nicht vorgestellt.
Es lief vieles nicht so, wie es hätte laufen sollen, als die Jugendpfleger aus Neustadt und Rödental mit einem Bus voller Kinder zum Legoland nach Günzburg fuhren. Foto: dpa


Es sollte einer der Höhepunkte im Ferienprogramm der Jugendpfleger von Neustadt und Rödental werden. Rückblickend empfinden die meisten Teilnehmer ihren Ausflug zum Legoland Günzburg wohl eher als den Gipfel - im negativen Sinn. Rödentals Jugendpfleger Robert Pechauf jedenfalls ist nach seinen Worten so ein Umgang noch nicht untergekommen.
Was ist passiert? Gemeinsam mit den Jugendlichen wurde das Programm für die Pfingstferien zusammengestellt. "Ich sehe mich da als Erfüllungsgehilfe für die Wünsche der Jugendlichen", sagt Pechauf pragmatisch. Da viele ins Legoland reisen wollten, wurde die Fahrt ins Programm genommen. 39 Kinder und sieben Betreuer standen am 24. Mai vor dem Legoland. Als Gruppentarif hatten die Jugendpfleger einen Eintrittspreis von 786 Euro errechnet (40 mal 18 Euro pro Kind, für je zehn Kinder ein Betreuer frei, weitere Betreuer je 22 Euro).
Es gab da nur ein Problem.

Die Jugendpfleger hatten übersehen, dass auf der Internetseite des Legolandes bei den Gruppentarifen auch steht, dass Gruppen sich zwei Werktage vorher anmelden müssen, wenn sie diesen Tarif in Anspruch nehmen wollen. Daher wurde ihnen an der Kasse erklärt, dass sie somit den "Walk-in-Tarif" zu zahlen hätten. Wer unangemeldet einfach mal so ins Legoland will, der muss als Erwachsener (ab 12 Jahren) 42 Euro und als Kind (bis 11 Jahre) 37 Euro hinblättern. "Das wären für uns Mehrkosten von 951 Euro gewesen", rechnet Pechauf vor.
Was tun? Umkehren war in dieser Situation keine Option. Die Eltern nach der Rückkehr erneut zur Kasse zu bitten, aber auch nicht. Die hinzu gerufene Teamleiterin ließ sich nicht erweichen, die Gruppe aus Franken zum Gruppentarif ins Legoland zu lassen. Doch nach 15 Jahren als hauptamtlicher Jugendpfleger gibt Robert Pechauf nicht so schnell auf. Da war doch noch die Legoland-Aktion mit Iglo Fischstäbchen und Ernstings Family! Im Smartphone fand er einen Coupon, der zwei Kindern zum Preis von einem Einlass verschafft. Die Rettung! An der Kasse wurde ihm mitgeteilt, dass er den Coupon nun nur noch per Mail an eine bestimmte Adresse schicken müsste. Das tat er. Als er allerdings bat, den Gutschein nun 23 Mal ausdrucken zu lassen, wurde das abgelehnt. Er müsse schon 23 Mal mailen. Problem: Die Mails wollten und wollten einfach nicht ankommen. Die ersten drei kamen an. Dann keine mehr. Den Coupon schlicht auf einen Kopierer zu legen und 23 Mal auszudrucken, wurde abgelehnt. Dafür erhielt Pechauf nun eine neue Mailadresse. So nach und nach kamen die Mails an.


Strapazierte Nerven

"Du stehst vor der Tür und kannst nicht zurück, weil du mit 39 Kindern unterwegs bist, die sich nach fünfeinhalb Stunden Busfahrt auf das Legoland freuen, und du kannst nicht hinein, weil es ewig dauert bis diese Mails durchlaufen", schildert Pechauf seine Gefühle am Tor zum Legoland.
Es war ein kühler und regnerischer Tag, die Kinder wollten einfach nur noch ins Legoland. Wegen der festgelegten Rückkehr nach Rödental blieb für den Besuch nur noch ein Spielraum von vier Stunden. Hätte man nicht wenigstens die Kinder schon einlassen können, während ein Betreuer auf den Eingang der 23 Mails wartet?


Wenig Spielraum

Nein, sagt Legoland-Pressesprecherin Stefanie Ossig. "Die Kollegen vor Ort haben Vorgaben, und sie haben sich daran gehalten", nimmt sie ihre Mitarbeiter in Schutz. Allerdings räumt sie ein: "Wir müssen intern überlegen, ob wir da vielleicht den Kollegen mehr Spielraum einräumen müssen." Dass Pechauf ärgerlich ist, auch wenn er selbst eingesehen habe, dass die notwendige Voranmeldung übersehen wurde, das versteht Stefanie Ossig. Und sie räumt ein, dass nicht alles so gelaufen ist wie es laufen sollte. "Das ist nicht unser Anspruch, vor allem wenn der Umgang als unfreundlich oder patzig empfunden wurde, ist das nicht in Ordnung", stellt sie klar.
Die Leitung der Gästebetreuung hat sich bei Robert Pechauf gemeldet. Wiewohl Verständnis signalisiert wurde, wenn der Jugendpfleger keine große Lust verspürt, das Legoland wieder einmal ins Ferienprogramm zu nehmen, habe man signalisiert, ihm entgegen zu kommen, sollte er sich doch dafür entscheiden. Und auch Robert Pechauf will "die Tür nicht ganz zuschlagen". Schließlich sieht er sich doch als "Erfüllungsgehilfe für die Wünsche der Jugendlichen."