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Viel Applaus zum Auftakt der Coburger Musiktage


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 18. Sept. 2015

Zu ihrem 40-jährigen Bestehen veranstaltet die "Deutsche Johann Strauss Gesellschaft" Musiktage im Namen des Walzerkönigs. Den Auftakt bildet ein außergewöhnliches Konzert im Riesensaal von Schloss Ehrenburg.
Martin Emmerich (Geige ) und Andreas PattererFoto: Jochen Berger


Der Walzerkönig hatte viele prominente Fans, darunter manchen arrivierten Komponisten-Kollegen. Einer der bekanntesten unter ihnen: Johannes Brahms. Legendär jener lapidare Brahms-Satz, notiert neben den Anfangsnoten des Walzers "An der schönen blauen Donau" auf einem Fächer notiert: "Leider nicht von mir".


Ein schöner Gedanke mithin, Strauß und Brahms an einem Abend zu huldigen. "Gute Freunde - gute Musik": Unter dieses Motto hat die "Deutsche Johann Strauss Gesellschaft" zu ihrem 40-jährigen Bestehen das Auftaktkonzert ihrer Musiktage gestellt.


Das Aramis-Trio um Martin Emmerich, den Konzertmeister des Landestheaters, sowie einige Mitglieder des Philharmonischen Orchesters der Vestestadt präsentierten dazu im Riesensaal der Ehrenburg ein wunderbar klangvolles und zugleich klug und beziehungsvoll zusammengestelltes Programm.


Zum Auftakt: vier der bekanntesten Strauß-Walzer, die in

dieser Form noch nie bei den Coburger Musiktagen zu hören waren. Möglich machten das die drei Protagonisten der sogenannten Neuen Wiener Schule: Schönberg, Berg und Webern.


"Rosen aus dem Süden"

Für den berühmt gewordenen "Verein für musikalische Privataufführungen" hatte der Guru der Zwölfton-Musik mit seinen beiden Adepten kammermusikalische Strauß-Bearbeitungen geschaffen. In Septett- und Oktett-Besetzung präsentierte das durch Musiker des Landestheaters verstärkte Aramis-Trio eine jugendfrische, schwungvolle und überaus klangsinnliche Deutung dieser Strauß-Adaptionen aus den 1920er Jahren. Sehr einfühlsam und fein differenziert im Detail ließen die Musiker zum Auftakt den "Kaiserwalzer" aufblühen.


Auch "Rosen aus dem Süden", "Wein, Weib und Gesang" und der "Schatzwalzer" aus dem "Zigeunerbaron" gerieten ebenso schwelgerisch wie schwungvoll und sehr lebendig in jenen rhythmischen Verzögerungen und Verschiebungen, die einen Walzer erst zum Walzer werden lassen.


Das Klaviertrio H-Dur von Brahms ist ein einziger Gesang in weit ausschwingenden Melodien und mit üppigem Klaviersatz. Doch dieses Trio mit der frühen Opus-Zahl 8 ist nur scheinbar ein Jugendwerk. Wenige Jahre vor seinem Tod hatte Brahms dieses 1854 in der Erstfassung entstandene Trio gründlich überarbeitet, ohne ihm dabei seine Frische und seinen Schwung zu rauben.


Und genau diese Mischung aus Elan und Prägnanz, aus Klangfülle und fein formuliertem Detail kennzeichnete auch die Interpretation durch das Aramis-Trio.


Wer nach klingenden Spuren der Strauß-Begeisterung im Schaffen des Komponisten Johannes Brahms sucht, dürfte gerade in diesem H-Dur-Trio durchaus fündig werden, zum Beispiel im weich ausschwingenden Trio-Mittelteil des Scherzos.


"Strauß trifft Brahms" - ein rundum gelungener Abend zum Auftakt der Coburger Musiktage. Und als Zugabe nach reichlich Applaus: der 2. Satz aus dem d-Moll-Trio von Felix Mendelssohn Bartholdy.