VfL Frohnlach: Franz Stegner holt zum Rundumschlag aus
Autor: Christoph Böger
Frohnlach, Mittwoch, 12. Dezember 2012
Der großzügige Sponsor Franz Stegner kritisiert Spieler, Funktionäre und Vorstand des VfL Frohnlach. Die Entlassung des von ihm empfohlenen Trainers Schöll hatte er akzeptiert, aber die Rückholaktion sei selbst für ihn schwer nachvollziehbar.
Der VfL Frohnlach kommt nicht zur Ruhe. Von wegen besinnliche Zeit. Nach dem turbulenten Wochenende mit der Entlassung und der nur einen Tag später vollzogenen sofortigen "Rückholaktion" von Trainer Andreas Schöll, spricht jetzt Franz Stegner Klartext. Der erfolgreiche Unternehmer und als "Lügenfranz" seit vielen Jahren in der Gemeinde Ebersdorf bekanntes Urgestein kündigt seinen sofortigen Rückzug als Sponsor bei den "Blau-Weißen" an. Er hat die Eskapaden des Vorstandes satt. Die jüngste Entwicklung gerade in der Trainerfrage sei der Anfang vom Ende des Fußball-Regionalligisten.
Im Gespräch mit dem Tageblatt nimmt er wieder einmal kein Blatt vor den Mund und hält mit Kritik an Spielern und Entscheidungsträgern nicht hinter dem Berg, obwohl er am Ende des Gespräches dem VfL Frohnlach gerne wieder ein "Hintertürchen" aufstößt: "Ich bin ein Diplomat."
Für den aus Frohnlach stammenden Stuhl-Giganten (Chef der Firma Stechert) ist es aber unerklärlich, dass der von ihm empfohlene A-Schein-Trainer erst entlassen und dann wieder eingestellt wurde. Am Samstag habe ihn Andreas Schöll telefonisch in Brasilien von seiner Entlassung durch Vorstandsmitglied Klaus Schillig informiert: "Ich habe ihm gesagt, dass mir das leid tut, doch er damit leben müsse, denn so ist eben das Geschäft."
Doch in der Heimat wieder angekommen, erfuhr er Anfang der Woche, dass die Vorstände des VfL "tatsächlich einen doppelten Salto rückwärts" hingelegt hätten und Schöll zurück ins Boot holten. Der Fußball- und Basketball-begeisterte 75-Jährige kann die Entwicklung des VfL in den letzten Wochen nicht nachvollziehen und will seine Konsequenzen daraus ziehen.
Hallo Herr Stegner, stimmt es, dass Sie im zu Ende gehenden Jahr den VfL Frohnlach mit knapp 100 000 Euro unterstützt haben, jetzt aber Ihr Sponsoring einstellen wollen?
Franz Stegner: Es ist richtig, dass ich den VfL Frohnlach, wie in jedem Jahr, mit einem fünfstelligen Betrag unterstützt habe.
Wie sehen Sie die Zukunft des VfL Frohnlach, zumal es Gerüchte gibt, dass auch der Hauptsponsor, die Firma Willi Schillig, nächstes Jahr das finanzielles Engagement zurückfahren will?
Wenn die Firma Schillig nächstes Jahr ihr finanzielles Engagement zurückfährt und der VfL Frohnlach keine weiteren guten Sponsoren bekommt, kann ich mir vorstellen, dass enorme Turbulenzen im Verein auftreten könnten. Dies konnte man bereits voraussehen. Auch hier hat meines Erachtens nach das Präsidium versagt. Immer wenn es zu spät ist, ruft man den "Nothelfer" Franz Stegner an.
Sie haben dem Klub mit Andreas Schöll einen A-Schein-Inhaber als Trainer empfohlen und sollen ihn auch mitfinanziert haben. Ist es Ihrer Meinung nach richtig am Trainer festzuhalten?
Es ist richtig, ich habe Andreas Schöll, den ich zu meiner Zeit schon in Vestenbergsgreuth als Spieler hatte, als Trainer empfohlen. Allerdings habe ich ihn nicht finanziert, nur die Entlohnung ausgehandelt. Mir scheint, dass die Entscheidung, am Trainer festzuhalten, richtig war.
Trifft es zu, dass Sie einen Anruf von An-dreas Schöll in Brasilien erhalten haben und er Ihnen dabei mitgeteilt hat, dass er von Klaus Schillig entlassen wurde?
Das ist richtig. Am Samstag hat mich Andreas Schöll angerufen und mir mitgeteilt, dass man ihn von seinem Trainerposten entbunden habe.
Aber jetzt ist der Übungsleiter trotzdem wieder in Amt und Würden. Das ist für Außenstehende nur sehr schwer nachvollziehbar. Hat der angekündigte Rücktritt von Vereinsvorsitzende Christina Schön für die entscheidende Wende in der Trainerfrage gesorgt? Oder was ist passiert?
Dass Andreas Schöll jetzt wieder in Amt und Würden ist, ist sicherlich schwer nachzuvollziehen, auch von meiner Seite aus. Was ist passiert? Man hat es sich scheinbar im Präsidium anders überlegt. Es ist leicht erklärbar, dass der angekündigte Rücktritt von Frau Christina Schön für die entscheidende Wende bei der Trainerfrage gesorgt hat.
Apropos Frau Schön. Wie ist Ihr Verhältnis zur Vereinschefin, die ähnlich wie Sie vom Trainer überzeugt ist und an Andreas Schöll festhält?
Ich habe zur Vereinschefin Christina Schön ein sehr gutes Verhältnis. Sie ruft mich oft an, um mich um Rat zu fragen, wenn es Probleme gibt. Ich habe ihr auch genau gesagt, wo ich die Fehler sehe.
Und wo sehen Sie die Fehler?
Diese liegen bei der Mannschaft. Hier sind offenbar einige Querulanten vorhanden, die dem Verein mehr Schaden als Nutzen bringen. Ich habe Frau Schön auch gesagt, dass Sie eine richtige Entscheidung getroffen hat, indem sie am Trainer festhält.
Auch der Sportliche Leiter Michael Werner soll nach den internen Unstimmigkeiten Konsequenzen gezogen und sein Amt vorübergehend zur Verfügung gestellt haben. Ist das eine richtige Entscheidung?
Eine derartige Entscheidung muss jeder selbst treffen und dies auch verantworten. Sicherlich ist eine Vorstandschaft nicht immer einer Meinung, aber man sollte in einer prekären Situation, die ja der Verein jetzt durchstehen muss, keine Fahnenflucht ergreifen.
Sie haben die Mannschaft bei der 0:2-Niederlage in Eltersdorf beobachtet. Ist diese Truppe intakt?
Ja, ich habe die Mannschaft bei der Niederlage in Eltersdorf beobachtet. Frohnlach ist spielerisch nicht besser und nicht schlechter als die Mannschaften ab Tabellenplatz 10. Man hat aber deutlich gesehen, dass die Truppe nicht intakt ist. Vielleicht ist der eine oder andere Spieler mit vielem nicht einverstanden.
Schafft Andreas Schöll trotz der unrühmlichen Vorfälle noch den Klassenerhalt? Die Mannschaft wieder zusammenzubringen ist die Aufgabe des Trainers. Der Klassenerhalt ist für den Trainer Schöll eine Herausforderung, das weiß er. Ich habe ihm das auch bei der Verpflichtung mit auf den Weg gegeben.
Sie sind aktuell sehr enttäuscht über den Klub. Trotzdem: Ist das Tischtuch tatsächlich zwischen Ihnen und Ihrer "Herzensangelegenheit VfL Frohnlach" jetzt endgültig zerschnitten oder gibt es für Franz Stegner wieder einen Weg zurück?
Ich bin Diplomat. Aber über den Gesamtverlauf bin ich sehr überrascht. Das Präsidium muss sich selbst die Frage stellen, ob man in Sachen Trainer richtig gehandelt hat. Die Spieler werden vom Verein bezahlt und sollten deshalb bestmögliche Leistungen bringen. Außerdem glaube ich, dass der Verein besser gehandelt hätte, erst einmal die Unruhestifter aus der Mannschaft zu entfernen. Das hätte dem Team, dem Trainer und auch der Vorstandschaft mehr genützt. Als Ergebnis möchte ich eindeutig sagen, dass es bei dieser Entwicklung nur Verlierer und keine Gewinner gibt.
Das Gespräch führte unser
Sportredakteur Christoph Böger.