Unerwarteter Fund auf Veste Coburg: Forscher entdecken ältesten Festungsteil
Autor: Clara Maria Wimmer
Coburg, Donnerstag, 05. Sept. 2024
Auf der Veste Coburg sind Forscher auf einen sensationellen Fund gestoßen. Nachdem sie just den bislang älteste Bauteil der Burg umdatieren mussten, haben sie kurz vor Ende ihrer dreitägigen Begutachtung den wahrhaftig ältesten Teil der Festung entdeckt.
Auf der Veste Coburg sind Forscher jüngst auf einen sensationellen Fund gestoßen. Es handelt sich um den ältesten Teil der Festung: Diesen Titel hatte man bislang dem Blauen Turm zugeschrieben. Die neuste Entdeckung der Bauhistoriker birgt jedoch ganz neue Erkenntnisse. Für Benjamin Rudolph, der auf das bisher unbekannte Bauteil stieß, ist das "eine Sensation". Für eine Tagung im Oktober nehme man die Gesamtanlage und ihre Baugeschichte derzeit "noch einmal genauer unter die Lupe", sagt der auf Burgenforschung spezialisierte Architekt und Bauhistoriker.
Im Rahmen dieser Untersuchungen haben Rudolph und sein Kollege Udo Hopf die Veste drei Tage lang noch einmal im Detail begutachtet. "Zum ersten Mal wird die Veste im Jahr 1225 erwähnt, dort heißt es, neben dem klösterlichen Anwesen befinde sich ein Schloss, was damals mit einer Burg gleichzusetzen ist", erklärt der Bauhistoriker. Bislang hielt man den Blauen Turm für das "älteste erhaltene Bauteil der Anlage", es stamme aus der Zeit um 1230, heißt es in der Burgendatenbank. Diese Annahme musste nun dementiert werden - überraschenderweise fanden die Forscher einen Teil der Burg, der noch älter sein muss.
Veste Coburg: Bislang unentdeckt - überraschender Fund stellt Baugeschichte auf den Kopf
"Wir haben uns den Turm noch einmal etwas genauer angeschaut", erklärt Rudolph. Die Bauhistoriker kamen zu der Erkenntnis, dass der Blaue Turm "kein Teil der ersten Anlage" gewesen sein kann. "Der Bau mit der geschweiften Haube ist nicht mehr romanisch, sondern jünger. Diese Epoche endet ungefähr 1250. Der Spitzbogen ist ein Indiz dafür, dass wir uns zu dessen Bauzeit bereits in der Gotik befinden. Wir schätzen, der Turm wurde um 1300 herum gebaut." Eine zunächst ernüchternde Erkenntnis. Doch die Überraschung sei groß gewesen, als die Bauhistoriker am Ende ihrer dreitägigen Untersuchung auf ein anderes Bauteil stießen, das bis jetzt unentdeckt geblieben war.
"Das ist ein außergewöhnlicher Befund, eine Sensation", sagt Rudolph. "Wir sind auf die ältesten Teile der Burg gestoßen, die man jetzt gesichert in die Anfangszeit, in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts einordnen kann." Im Kartoffelkeller, "an einer ganz unscheinbaren Stelle", sind Rudolph und sein Kollege Hopf auf ein altes Tor gestoßen, "das vermutlich aus der allerersten Bauphase der Veste stammt". Es handele sich um ein rundbogiges, romanisches Tor, "ein Bauteil, durch das man die Geschichte der Burg mit der Bausubstanz verbinden kann", freut sich der Bauhistoriker.
Durch vielfältige Umbauten, nicht nur in der Veste Coburg, sei es keinesfalls selbstverständlich, dass in verschiedenen Burgen noch etwas von der Grundsubstanz erhalten sei. Durch den Rundbogen und die Ringmauer aus exakt gearbeiteten Buckelquadern lasse sich der Torbogen eindeutig einordnen. Doch warum ist man erst jetzt auf diesen unscheinbaren, aber doch so wichtigen Teil der Veste Coburg gestoßen?
Ältestes Veste-Bauteil im Kartoffelkeller entdeckt: Torbogen wurde zugemauert - "nur 70 Jahre in Betrieb"
"Zuerst muss man sagen, es handelt sich um eine ganz unscheinbare Stelle. Das Tor wurde im Kartoffelkeller gefunden, einem Bereich, den man selten betritt und der auch nicht von Besuchern tangiert wird", erklärt Rudolph. "Er ist nicht so leicht zugänglich, die Lichtverhältnisse sind schlecht und letztlich handelt es sich auch um eine sehr große Anlage, eine der größten in Oberfranken, wenn nicht sogar Franken." Rein flächenmäßig zählt die Veste mit einer Ausdehnung von circa 135 Metern auf 260 Metern sogar "zu den größten Burganlagen Deutschlands", so die Stadt Coburg.
Lange sei das neu entdeckte Tor jedoch nicht in Betrieb gewesen. "Um 1300 herum wurde das Tor an seine heutige Stelle versetzt", sagt Rudolph. Zur ungefähr selben Zeit soll auch der Blaue Turm entstanden sein. Das alte Tor wurde indes zugemauert - in diesem Zustand ist es auch heute noch erhalten. "Das heißt, das Tor war vermutlich nur rund 70 Jahre lang in Betrieb." Doch: "Es ist immer schön, wenn man die Anfänge, die ältesten Stücke eines solchen Bauwerks findet", freut sich der auf Burgenforschung spezialisierte Architekt.