Mitglieder des Landestheaters Coburg singen in der Reithalle
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Sonntag, 08. Januar 2017
Rührend, witzig und dabei unter die Haut kriechend präsentieren vier Mitglieder des Landestheaters so schön tödliche Lieder.
Herzallerliebst. Und dabei so tödlich. Mit Kaffee und Kuchen in der Pause.
Was braucht man mehr für einen ruhigen Sonntagnachmittag im Winter, ein bisschen Schauder dazu, der unter die Haut kriecht,als solch ein Theater-Extravergnügen: "Mariechen saß weinend im Garten". Die Verlassene will bekanntlich samt Kind ins Wasser...
Lieder aus Küche und Salon, aus dem 19. Jahrhundert, brachten vier Mitglieder des Landestheaters Coburg in einer amüsanten, mit üppigem Kostüm ausgestatteten Collage in die Reithalle. Das Beste daran: Die rührende Szenenfolge mit Joanna Stark, Susanne Schulze, Steffen Westphal und Sascha Mai, konzipiert und szenisch eingerichtet von Steffen Westphal und unter der musikalischen Leitung von Dominique Tremel, kann noch zwei weitere Male genossen werden.
Viele dieser schönen Lieder, bis heute keineswegs vergessenen Lieder, kamen und kommen so brav-volkstümlich daher, wiegen ein in ihren eingängigen Melodien und platzen dann, weiter sanft lächelnd, in Mord, Totschlag, Untergang. Sabinchen war ein Frauenzimmer, aus dem bald das Blut spritzte; Lieschen ging einmal im Wald spazieren, und von dem einem Male landete sie auf der Totenbahre; der Wilddieb drückt dem Förster ehrenvoll die Augen zu. Und dann auch noch, als Zugabe, das Edelweiß auf dem Grab des abgestürzten Jünglings. Da muss man dann aber schon (fast) weinen.
Akkurat gescheitelt
Da soll es einen nicht schaudern? Auch wenn die vier wackeren Darsteller ihre Moritaten, Balladen, Liedlein und Gedichte mit viel szenischem Witz und gesanglicher Verve bringen. Am Flügel hinter dem geschwungenen Sofa, selbstverständlich stimmungsvoll mit Häkeldecke geschmückt, begleitet ein dem Ernst der Lage angemessener und fein gescheitelter junger Herr, Dominique Tremel sanft und heftig durch all die meist furchtbar endenden Lebenslagen.
Die wundervolle Diva
Eine Parodie der ihrer Eitelkeit völlig hingegebenen Diva darf auch nicht fehlen, von Joanna Stark in den spitzesten Koloraturen akkurat hinauf- und herunter geschleudert. So ging es nachmittäglich durch gute und weniger gute Stuben der Vergangenheit und durch Wald und Wiese. - Halb zog es mich, halb sank ich hin.Landestheater Coburg Mariechen saß weinend im Garten. Lieder aus Küche und Salon.
Musikalische Leitung Dominik Tremel, szenische Einrichtung Steffen Westphal
Darsteller Joanna Stark, Susanne Schulze, Sascha Mai und Steffen Westphal
Weitere Termine Samstag, 14., Sonntag, 15. Januar, jeweils 15 Uhr in der Reithalle