Mal wieder gibt es Äußerungen, wonach sich die Brandensteinsebene vielleicht doch dauerhaft für den Instrumentenflug ertüchtigen ließe.
Der Pressesprecher der Regierung von Mittelfranken ist, was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft, auch zuständig für das in Nürnberg ansässige Luftamt Nordbayern. Und eine Aussage dieses Pressesprechers sorgt jetzt für Aufregung: Er hatte gesagt, dass sich der Verkehrslandeplatz auf der Coburger Brandensteinsebene vielleicht doch dauerhaft für den Instrumentenflug ertüchtigen ließe - es müssten lediglich Lichtmasten installiert werden, um eine unbefristete Genehmigung für Instrumentenflug zu erhalten.
Während die Gegner des bei Neida geplanten, neuen Verkehrslandeplatzes bereits leise jubeln, herrscht bei den Befürwortern große Verärgerung.
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Denn sie sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Brandensteinsebene keine Zukunft haben kann - selbst dann nicht, wenn ein paar Lichtmasten errichtet werden.
Am Montag trafen sich Vertreter der Stadt Coburg, der IHK sowie von Unternehmen, die Werksflugverkehr betreiben. Unter anderem wurde vereinbart, dass Michael Stoschek, der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung, einen Offenen Brief an die Regierung von Mittelfranken verfasst. Dieser enthält einige sehr deutliche Aussagen. Unter anderem fordert Stoschek ein Ende der "sinnlosen Diskussion über die Eignung der Brandensteinsebene für Geschäftsflugzeuge".
Wie auf einem Flugzeugträger
Einleitend beschreibt Stoschek die Situation auf dem jetzigen Verkehrslandeplatz in Coburg: "Die Brandensteinsebene liegt auf einem Berg über unserer Stadt, mit der Folge, dass das Gelände vor und hinter der Asphaltbahn stark
abfällt." Deshalb sei die Bahnlänge von nur 920 Metern, die für eine vorübergehende und befristete Wiedererlangung der Instrumentenflugberechtigung sogar auf 630 Meter verkürzt wurde, von "ganz elementarer Bedeutung". Stoschek: "Im Prinzip landen Piloten in Coburg auf einem Flugzeugträger."
Für mehrere Firmen des, so Stoschek, "an der Peripherie gelegenen Coburger Raumes", sei der Geschäftsflugverkehr "von großer Bedeutung". Und gerade weil die Länge einer Start- beziehungsweise Landebahn für die Sicherheit des Flugbetriebs von ausschlaggebender Bedeutung sei, würden seit Jahrzehnten immer höhere Anforderungen an die Bahnlänge gestellt.
Das der Regierung von Mittelfranken unterstellte Luftamt Nordbayern hat, so Stoschek weiter, wegen der zu kurzen Bahnlänge nur noch den ortsansässigen beziehungsweise speziell eingewiesenen Piloten mit einer Ausnahmegenehmigung die Nutzung der
Brandensteinsebene nach Instrumentenflugregeln bis 2019 gestattet. Und nachdem mit der Regierung "sämtliche Möglichkeiten der Ertüchtigung der Brandensteinsebene untersucht und verworfen" worden seien, ist 2005 ein Raumordnungsverfahren für einen neuen Verkehrslandeplatz durchgeführt worden, mit dem Ergebnis, dass das Gelände bei Neida am geeignetsten ist.
Dann spricht Stoschek den Regierungspräsidenten Thomas Bauer direkt an: "Wir können gut nachvollziehen, dass das Luftamt Nordbayern die Sicherheit des deutlich kürzesten Landeplatzes für Geschäftsflugzeuge in Deutschland beanstandet. Vor diesem Hintergrund halte ich es für absolut unverantwortlich, dass Ihr Pressesprecher den Eindruck vermittelt, als sei durch die Installation von Lichtmasten, deren Lage und Höhe übrigens ungeklärt sind, die Brandensteinsebene geschäftsflugtauglich."
Stoschek nennt auch ein Beispiel aus der
Praxis: Brose betreibe in Coburg eine Beechcraft King Air 90 mit fünf Sitzplätzen und eine B200 mit maximal neun Plätzen. Wenn beide Maschinen mit Passagieren und Sprit beladen sind, würde die Bahnlänge "absolut nicht ausreichen", um zum Beispiel im Falle eines Triebwerkausfalls beim Start das Flugzeug auf der Bahn zum Halten zu bringen. Stoschek wörtlich: "Ich bin nicht mehr bereit, die Gesundheit unserer Mitarbeiter länger als unbedingt notwendig aufs Spiel zu setzen und fordere deshalb auf, dafür zu sorgen, dass die sinnlose Diskussion über die Eignung der Brandensteinsebene für Geschäftsflugzeuge beendet wird."
Stoschek bittet Bauer abschließend um Unterstützung: Das Luftamt Nordbayern möge die Planfeststellung des Flugplatzes bei Meeder "aktiv und positiv" vorantreiben.
Aber: "Leider gibt es nach meinen Informationen Mitarbeiter im Amt, die das Verfahren behindern und lieber mit den Flugplatz-Gegnern zusammenarbeiten als mit der Projektgesellschaft aus Stadt, Land und Wirtschaft."
Zur "Aufrechterhaltung des Lebensstandards der Bevölkerung des Coburger raumes", so Stoschek, seien Infrastrukturmaßnahmen "unverzichtbar". Und nach der "weitgehenden Abkopplung vom ICE-Netz" sei der Neubau eines sicheren Verkehrslandeplatzes "eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der Arbeitsplätze".
os
Den Neubau braucht es nicht. Die Brandensteinsebene reicht vollkommen aus.
Letztes Ass im Ärmel? Jetzt muss also der Chef ran?
Eigentlich wollte ich diesen für sich sprechenden Artikel nicht kommentieren, aber es juckt in den Fingern:
1. Zitat "dass das Gelände bei Neida am geeignetsten ist". Schon etwa 2007 hat das Luftamt die Projektgesellschaft darauf hingewiesen, dass von den drei Varianten das Gelände in Neida am ungeeignetsten ist.
2. Zitat: "Leider gibt es nach meinen Informationen Mitarbeiter im Amt, die das Verfahren behindern und lieber mit den Flugplatz-Gegnern zusammenarbeiten": Eine Aussage, auf die die Regierung öffentlich und scharf reagieren muss und wird.
3. Zitat: ""Ich bin nicht mehr bereit, die Gesundheit unserer Mitarbeiter länger als unbedingt notwendig aufs Spiel zu setzen...": Ein Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss und der die Frage aufwirft, wie dieser Mann beraten wird!
Hm, und wenn was dran wäre, "dass sich der Verkehrslandeplatz auf der Coburger Brandensteinsebene vielleicht doch dauerhaft für den Instrumentenflug ertüchtigen ließe", was dann? Dann wäre doch die Forderung, adäquaten Luftanschluß als wirklich einzige und wichtigste aller Voraussetzungen für erfolgreiches Geschäftemachenin Coburg ERFÜLLT, oder? Mit ein paar100 kEUR für Befeuerungsmasten.
Und wenn ich mir anschaue, wie panisch unser aller Flughafenschutzheiliger St. Oschek auf dieses Sätzchen reagiert, beschleichen mich leise Zweifel an der Redlichkeit seiner bisherigen "Argumentation" ...
Er erinnert mich wirklich ein bißchen an einen früheren Chefredakteur, dessen "ultima ratio" in dem von unendlicher Weisheit diktierten Satz bestand: "Ich will das aber so!"
... und Neida wäre sicher ??? DIE Kompetenz in Sachen Flugsicherheit, die Deutsche Flugsicherung, sieht das aber ganz anders. Mit einem Neubau bei Neida würde man also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Und der Vorwurf, Mitarbeiter des Luftamtes Nordbayern würden mit den Flugplatzgegner zusammenarbeiten, ist wahrhaft ein starkes Stück!