Venezianische Nacht zum Abschied von der Veste Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 27. Juli 2015
Großen Anklang beim Publikum fand die 20. Serenade im Burghof der Veste. Ab dem nächsten Jahr aber findet das beliebte sommerliche Konzert mit dem Streichorchester der Coburger "Gesellschaft der Musikfreunde" im Schlosshof von Ahorn statt.
Mit Antonio Vivaldi lernen die Ohren das Sehen. Denn die Musik des venezianischen Barockmeisters ist voller Klangbilder und Tonmalereien. Sie erzählt vom Zauber der Natur und den Unwägbarkeiten des Wetters, sie lässt Vögel zwitschern und Hunde bellen. Wunderbar anschauliche Musik, die sich bestens für Freiluftaufführungen eignet, wie das Collegium musicum Coburg bei seiner Serenade auf der Veste bewies.
Antonio Vivaldi gewidmet
"Venezianische Nacht" - unter diesem Motto gestaltete das Collegium seine Serenade, die ausschließlich Werken Vivaldis gewidmet war und zugleich zum klingenden Abschied wurde. Die 20. Serenade in den historischen Mauern der Veste - sie war zugleich die letzte in diesem Rahmen. Im nächsten Jahr zieht das Collegium mit seinem sommerlichen Freiluft-Konzert nach Ahorn in den Schlosshof um. Kostengründe und den immensen organisatorischen Aufwand für das Gastspiel auf der Veste nennt Thomas Ehrle, der Leiter des Collegium musicum, als Auslöser für diesen Umzug.
Das letzte Kapitel in der Historie der Veste-Serenaden, bei denen das Collegium erneut von der Kulturabteilung der Stadt Coburg unterstützt wurde, führte nachdrücklich vor Ohren, warum sich sommerlicher Freiluft-Konzerte bevorzugt an historischen Orten so großer Beliebtheit erfreuen. Selbst Stehplätze oder improvisierte zusätzliche Sitzplätze auf allerlei mitgebrachten Decken waren heiß begehrt bei dieser Vivaldi-Serenade.
Gewitter und Sturm
Während jedoch in manchen Jahren zuvor Gewitter, Sturm und Regen zur Flucht in die Hofstube der Veste zwangen, tobten an diesem Abend die Naturgewalten nur in der Musik - in Vivaldis "Vier Jahrzeiten". Dieser Konzert-Zyklus mit seinen höchst anschaulichen Schilderungen von Wind und Wetter, Schnee und Eis, Donner und Hagelschauern war jedenfalls bestens geeignet, die Stärken dieses traditionsreichen Streichorchesters vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Unter der bewährten Leitung von Thomas Ehrle, der abwechselnd am Dirigenten- und am ersten Geigenpult agierte, entfaltete das stets engagiert musizierende Collegium bei Bedarf eine fast schwelgerische Klangfülle, die den Innenhof der Veste mühelos füllte.
Während Gerhard Deutschmann am Cembalo und Ulrike Gossel am Violoncello die jederzeit zuverlässige Continuo-Gruppe bildeten, setzten zwei Musikerinnen des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg die solistischen Glanzlichter.
In den "Vier Jahreszeiten" brillierte Megumi Ikeda, koordinierte erste Konzertmeisterin des Landestheaters, gleichermaßen mit ihrer technischen Souveränität wie mit ihrer warmen, abgerundeten und tragfähigen Tongebung. Einfühlsam entfaltete sie den lautmalerischen Reichtum dieser vier Konzerte ebenso überzeugend wie zum Auftakt des Abends Angelika Stirner-Ebert im D-Dur-Concerto für Flöte mit dem Beinamen "Il Gardellino" (DerStieglitz). Die Soloflötistin des Landestheaters ließ ihr Instrument virtuos zwitschern und tirilieren.
Ausdauernder Beifall
Nach ausdauerndem Beifall gestalteten beiden Solistinnen am Ende des Abends noch eine gemeinsame Zugabe. Thomas Ehrle hatte in den Hunderten von Vivaldi-Konzerten, die eigentlich bevorzugt ein Soloinstrument in den Mittelpunkt stellen, auch zwei Doppelkonzerte für Violine und Flöte ausfindig gemacht. Ein Satz des A-Dur-Konzertes für Flöte und Violine bildete den endgültigen Ausklang dieser venezianischen Nacht auf der Veste.