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VCD sieht Oberfranken als Verlierer


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 27. Juni 2016

Coburg erhält 2017 Anschluss ans ICE-Netz. Der Verkehrsclub Deutschland begrüßt das, äußert aber auch Kritik.
Archivaufnahme eines ICE. Coburg erhält ab Dezember 2017 sechs ICE-Halte, doch dafür fallen 22 in Lichtenfels weg. Dafür halten die schnellen Züge stündlich in Bamberg. Foto: Uwe Miethe/DB AG


Sechs ICE am Tag für Coburg, drei Richtung München, drei Richtung Berlin: Diese Züge sollen sich ab Dezember 2017 in den Fahrplänen finden, wenn die ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt ans Netz geht. Früh, am Nachmittag und abends werden die ICE jeweils von der Strecke abfahren und über die eigens errichteten Einschleifungen bei Niederfüllbach und Dörfles-Esbach nach Coburg rollen.

Über den ganzen Tag hinweg sollen Regionalexpresszüge auf der Neubaustrecke die Fahrtzeiten zwischen Coburg und Bamberg halbieren. Dafür wird alle zwei Stunden der Franken-Thüringen-Express von Bamberg über Lichtenfels nach Coburg und Sonneberg gestrichen. Außerdem verliert der Bahnknoten Lichtenfels mit Inbetriebnahme der neuen Strecke den ICE-Halt.

"Wir sind mit dem künftigen Fernverkehrsfahrplan unzufrieden.

Vor allem die Anschlüsse am Bahnhof Bamberg sind schlecht", kommentierte Bahnexperte Gerd Weibelzahl vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) diese Pläne. Coburg sei zwar mit sechs ICE-Halten ein Gewinner, sagt der Coburger VCD-Kreisvorsitzende am Montag. Doch Oberfranken insgesamt verliere, obwohl nach München und Berlin stündlich ÍCE in Bamberg halten sollen.

Doch die Frage ist, ob diese Züge erreicht werden können: "Der ICE nach München fährt vier Minuten vor der Ankunft der Regionalzüge aus Lichtenfels in Bamberg los", kritisiert Weibelzahl. Das sei zu erwarten, auch wenn alle Fahrpläne für die Zeit ab Dezember 2017 derzeit noch als "vorläufig" bezeichnet werden. Auch die Zubringerzüge aus Richtung Schweinfurt/Haßfurt würden Bamberg erst kurz nach Abfahrt des ICE erreichen. "Somit beträgt die Umsteigezeit nach Nürnberg und München fast eine Stunde."

Die Coburger sind besser dran, zumindest, wenn sie mit dem neuen direkten Regionalexpress nach Bamberg fahren: Dann kommen sie nach derzeitigem Fahrplanstand etwa zehn Minuten vor dem ICE aus Berlin nach München an. Laut Weibelzahl sollen die Regionalzüge im Coburger Raum deshalb so umgetaktet werden, dass Reisende aus Lichtenfels oder Bad Rodach in Coburg in den Regionalexpress umsteigen können, um den ICE nach München in Bamberg zu erreichen.

Auf die ICE nach Berlin müssen die Reisenden aus Oberfranken in Bamberg laut Weibelzahl etwa eine Dreiviertelstunde warten. Günstiger sehe es für Reisende aus Ebern aus, die Berlin in insgesamt dreieinviertel Stunden erreichen könnten. Ab Coburg wäre es allerdings noch schneller, rechnet Weibelzahl vor: "Mit dem Auto ist man von Ebern in einer halben Stunde in Coburg und von hier aus in zweieinhalb Stunden in Berlin." Günstiger sei der Fahrpreis ab Coburg außerdem. Die Schlussfolgerung des VCD-Manns: "Ein Parkhaus am Coburger Bahnhof würde gut nach Unterfranken und Südthüringen ausstrahlen." Die derzeitigen Überlegungen in der Stadt Coburg zielen darauf ab, einen Parkplatz zwischen B4 und Bahnanlagen anzulegen.

Weibelzahl geht davon aus, dass Coburg die geforderte Zahl von 500 Fahrgästen am Tag in den sechs ICE-Zügen leicht erreichen könnte. Seit der Einführung des stündlichen Franken-Thüringen-Express schon seien die Fahrgastzahlen in Coburg gestiegen, meint er und beruft sich dabei auf eigene Schätzungen: "Ab Coburg sitzen immer mindestens 60 Personen im Zug." Bahnvorstand Berthold Huber hatte vorige Woche 500 Fahrgäste ab und nach Coburg als Minimum genannt, um die insgesamt sechs ICE-Halte in der Vestestadt dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Für Weibelzahl sind diese Halte nicht genug. Angesichts der schlechten Anschlüsse aus der Region in Bamberg hat er einen anderen Vorschlag: "Würden die ICE alle zwei Stunden auch in Coburg halten, so würde sich deren Fahrtzeit bis Bamberg um zehn Minuten verlängern. Damit würden in Bamberg die Anschlüsse aus Lichtenfels und Schweinfurt funktionieren und Coburg bekäme eine sehr attraktive Fernverkehrsanbindung." Die Bahn hat solche Vorschläge bislang abgelehnt mit dem Hinweis, dass dann an den größeren Bahnhöfen Erfurt und Nürnberg Anschlussmöglichkeiten verloren gehen.