Uraufführung in Neustadt: gefeierter Komponist, umjubelte Solistin
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Sonntag, 24. März 2019
Wie der Komponist Gerhard Deutschmann einen denkwürdigen Konzertabend der Musikfreunde Neustadt unter Leitung von Hans Stähli erlebt.
An diesen Besuch in Neustadt wird sich der Komponist Gerhard Deutschmann sicher noch lange erinnern. Denn vor zahlreichen Zuhörern in der fast ausverkauften Mehrzweckhalle Heubischer Straße bescherte ihm das Orchester der Musikfreunde Neustadt eine rundum gelungene Uraufführung. Eine Reihe von Jahren lag Deutschmanns 2. Sinfonie in der Schublade, bevor Musikfreunde-Chefdirigent Hans Stähli das Werk als Uraufführung auf das Programm des Frühjahrs-Konzerts setzte.
Spannungsvolle Steigerungen
Mit dem sorgfältig einstudierten Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde gelang Hans Stähli eine überzeugende, spannungsvolle und lebendige Deutung des viersätzig angelegten Werkes.
Die in freier Tonalität gehaltene Sinfonie stellte das Orchester vor dankbare Aufgaben und zeichnete sich durch prägnante Motive und Melodik, aber immer wieder auch durch spannungsvoll herausgearbeitete Steigerungen aus. Das Werk leugnet keineswegs stilistische Vorbilder von Bruckner bis Mahler, findet aber doch eine ganz eigene Tonsprache. Am Ende gab es lautstarken Beifall des Publikums und vom Komponisten persönlichen Dank an seinen umsichtigen Uraufführungs-Dirigenten.
Vielseitiges Programms
Deutschmanns 2. Sinfonie war eingefügt in ein stilistisch vielseitiges Programm, das durchweg Neustadter Erstaufführungen enthielt. Den Auftakt machte das lyrisch geprägte Klavierstück "Abendlied" von Robert Schumann, das Hans Stähli in einer Orchesterfassung von Camille Saint-Saens ausgewählt hat - raffiniert farbenreich in der Instrumentierung.
Frech bis eingängig
Gemeinsam mit André Messager hat Gabriel Fauré eine ironisch gefärbte Huldigung an Richard Wagner geschrieben - eine Quadrille über Motive aus der "Ring"-Tetralogie. Frech bis eingängig klang diese Wagner-Bearbeitung, vom Musikfreunde-Orchester konzentriert und schwungvoll interpretiert.
Faszinierend virtuos
Eine echte Entdeckung bildete nach der Pause den Abschluss - das mit dem Untertitel "Concerto militaire" versehene Cellokonzert von Jacques Offenbach. Dieses Konzert des Operettenmeisters glänzt durch den hochvirtuosen technischen Anspruch des Soloparts und verblüfft durch seine stilistische Vielfalt bis hin zur gelegentlichen Vorwegnahme des Tonfalls von Gustav Mahler in einzelnen Passagen. Als Solistin hatte Hans Stähli die stellvertretende Solocellistin des Staatsorchesters Mainz verpflichtet: Hanna Pyrozhkova.
Couragierte Solistin
Sie beeindruckte durch den mutigen Elan, mit dem sie die außergewöhnlichen technischen Schwierigkeiten des ausgedehnten Werkes souverän meisterte. Unter der stets umsichtigen Leitung von Hans Stähli überzeugte das Orchester der Musikfreunde durch konzentriertes und engagiertes Spiel.