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Untersiemaus Bürgermeister: Warten kann man auch lernen


Autor: Berthold Köhler

Untersiemau, Dienstag, 01. März 2016

Rolf Rosenbauer wird heute 50 Jahre alt.
Mehr am Schreibtisch, weniger auf dem Schlepper oder im Stall: Rolf Rosenbauer, seit zwei Jahren Bürgermeister in Untersiemau, feiert heute seinen 50. Geburtstag. Foto: Berthold Köhler


Rolf Rosenbauer will sich auf der Suche nach einer wahl-taktisch vielleicht geschickteren Antwort gar nicht groß verstellen. Nein - "nie im Leben" hätte er vor zehn Jahren, da wurde er 40 Jahre alt, daran gedacht, einmal Bürgermeister in Untersiemau zu werden. Heute, mit 50, hat er dieses Amt inne - und fühlt sich "sehr, sehr wohl" dabei.


Ein "klassischer" Bürgermeister aus einer Familie, die seit Generationen am Ort lebt, ist Rolf Rosenbauer wirklich nicht. Der Bürgermeister stammt aus Fechheim - und er steht zu seiner immer noch vorhandenen engen Bindung in den Neustadter Raum. Auch wenn es in seinem neuen Amt zunehmend schwieriger wird, die Kontakte zu halten. Erst Anfang Januar verabschiedete sich Rosenbauer schweren Herzens aus der Fechheimer Feuerwehr, weil er 2015 keine einzige Übung besuchen konnte.

Auch beim "Liederkranz", wo Rolf Rosenbauer 25 Jahre den Chor leitete, musste sich mit Ralf Fischer ein Nachfolger finden.


Dass Rosenbauer vor gut zwei Jahren als CSU-Kandidat die Wahl in der SPD-Hochburg Untersiemau gewann, hat die Pläne der Familie ein Stück weit über den Haufen geworfen. Nur gut, dass Sohn Felix - obwohl erst 22 Jahre alt - großes Interesse an der Landwirtschaft hat und inzwischen den Doppel-Betrieb mit Standorten in Meschenbach und Fechheim leitet. Eigentlich war dieser Generationswechsel ein bisschen später geplant, aber jetzt findet ihn Rolf Rosenbauer gar nicht einmal so schlecht: "Zwei Holzköpfe an der Spitze eines Betriebes - das wird eh nix."


Hektik an der Eselsbrücke

Da kam das Amt des Bürgermeisters letztlich zum rechten Zeitpunkt. Rolf Rosenbauer hat sogar festgestellt, dass seine Ausbildung (staatlich geprüfter Agrartechniker) und persönliche Lebenserfahrung an der Spitze verschiedenster landwirtschaftlicher Organisationen besser zum Gemeindeoberhaupt passen als gedacht. "Maschinentechnik für den Bauhof, der Umgang mit Grundstücken, die Erfahrung mit Behörden" - da musste Rosenbauer nicht viel lernen. Und bei (verwaltungs-) rechtlichen Fragen (Rosenbauer: "Da habe ich ohne Frage Nachholbedarf."), da kann sich der Bürgermeister auf sein funktionierendes Team im Rathaus verlassen.


Dass er rechtliche Bedenken manchmal mit dem gesunden Menschenverstand aus dem Weg räumt, hat dem Bürgermeister bei der wohl größten Herausforderung seiner ersten beiden Amtsjahre geholfen: den Munitionsfunden in der Itz. Gerade mal ein Vierteljahr war Rosenbauer 2014 im Amt, als unterhalb der Eselsbrücke Rauchgranaten und massenhaft Gewehrpatronen zutage kamen. "Da konnte man nicht überlegen, da musste man anpacken", erinnert sich der Bürgermeister, der an sich selbst den Anspruch hat, Probleme möglichst binnen 48 Stunden zu lösen. Bei der Eselbrücke ging das freilich nicht. Dass es bei manchen Behördenfragen auch nicht geht, fällt für ihn unter rosenbauersche Lernprozesse. Die Hektik an der Eselsbrücke ist für den Bürgermeister nichtsdestotrotz eine "nette Erinnerung" geblieben.


Von seiner Philosophie her ist Rolf Rosenbauer ein bekennender Land-Mensch. Ihm gefällt es, dass in Untersiemau - und wenn der Bürgermeister "Untersiemau" sagt, dann meint er immer die gesamte Gemeinde mit ihren Ortsteilen - das soziale Gefüge noch stimmt: "Bei uns zählt Nachbarschaft noch was." Das sagt der Bürgermeister auch den Familien, die nach Bauland fragen. Und über mangelnde Nachfrage, da kann man in Untersiemau wirklich nicht klagen.


Von Bäumen und ihrem Laub

Beim Blick auf die Liste der Aufgaben für die Zukunft stehen die Ortsdurchfahrt und der Schlossteich ganz oben. Wie die Prestigeobjekte nach einer Neugestaltung aussehen sollen, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden. Aber Rolf Rosenbauer hat schon seine Ideen. Heimische Laubbäume würden ihm entlang der Ortsdurchfahrt gefallen, aber da hat der Bürgermeister auch schon andere Meinungen gehört, erzählt er lachend: "Man hat mir gesagt: Du willst die Bäume, wir haben das Laub."
Anders ist die Situation dagegen beim Schlossteich, der seit geraumer Zeit trocken da liegt. Da sind sich alle einig, dass er ausgebaggert und wieder mit Wasser gefüllt werden muss. Nur wird all das nicht billig, weshalb Rolf Rosenbauer nach Fördermitteln sucht. "Wir haben inzwischen eine Lösung in Sicht" - sagt der Bürgermeister optimistisch. Und zur Not, da wartet er in diesem Fall sogar mal länger als 48 Stunden.