Unter Prinz Alberts Augen
Autor: Martin Koch
Coburg, Freitag, 01. Juni 2018
Der Weg der Fronleichnamsprozession führte zur Eucharistie auf dem Marktplatz und zu Orten der Coburger Kirchengeschichte.
"Mitten ins Herz" stand in dicken Lettern auf dem Titelblatt des Begleitheftes zu den Fronleichnamsfeierlichkeiten in Coburg am Donnerstag. Und das war tatsächlich auch Programm. Bereits zum zweiten Mal führte die Prozession die Gläubigen nicht etwa abseits der großen Öffentlichkeit durch die Peripherie des Hofgartens, sondern mitten ins Herz der Stadt. Zwischen Rat- und Stadthaus, am Prinz-Albert-Denkmal fand die zentrale Eucharistiefeier statt. Und darum geht es ja auch an Fronleichnam, die Feier der Eucharistie. Die Stiftung der Eucharistie, die Einsetzung des Abendmahls fand am Gründonnerstag statt. Aber in der Karwoche kann man das nicht so ausgelassen feiern. Also feiern die Katholiken seit dem 13. Jahrhundert dieses Ereignis nach dem Abschluss der österlichen Festzeit noch einmal so richtig nach, aber natürlich auch an einem Donnerstag. Und der Marktplatz ist ja auch kein lupenreiner säkularer Feierort. An der Hofapotheke wachte die Gottesmutter Maria über die Messe. Und der Stadtpatron Mauritius hat am Rathaus gleich doppelt Position bezogen, einmal als Träger des Rathauserkers an der Ketschengasse und dann noch einmal hoch auf dem Rathausgiebel, wo er mitunter despektierlich, oder doch eher augenzwinkernd, als Bratwurstmännle identifiziert wird. Und weil der römische Offizier aus dem ägyptischen Theben als Stadtpatron auch für das Wohlergehen Coburgs zuständig ist, wird er im eucharistischen Hochgebet noch einmal extra angerufen.
Eine der bekannten Abendmahlsgeschichten, die Begegnung des auferstandenen Jesus mit den beiden Emmausjüngern am Abend des Ostertages stand auch im Mittelpunkt der Betrachtung von Pfarrer Tomasz Dzikowski. Nach dem Tode Jesu am Karfreitag seien sie traurig, perspektivlos und enttäuscht gewesen. "Mit der körperlichen Bewegung bringen sie auch ihre Gedanken und Gefühle in Bewegung", sagte Dzikowski. "Sie öffnen sich für die Bewegung mit dem Unbekannten, in der sie die wundersame Nähe des Auferstandenen erfahren.
Pfarrer Dzikowski stellte fest, dass sich die Welt dramatisch schnell verändere und ein ständiger Anpassungsdruck herrsche. Dabei müsse das Emmaus der Bibel aber keine alte Geschichte bleiben. "Emmaus ereignet sich immer wieder in den Herzen der Menschen", sagte der Geistliche. "Dort, wo einem die Augen aufgehen, wo man plötzlich keine Angst mehr hat, wo man aufhört zu weinen, und das Herz wieder brennt."
Oberbürgermeister Norbert Tessmer freute sich, dass die Fronleichnamsfeier im Herzen der Stadt auch deutlich mache, dass das Fest keineswegs als Einstieg in ein verlängertes Wochenende missverstanden werden dürfe. "Unter dem Traghimmel tragen wir Gott durch die Straßen und Gassen unserer Stadt, den Gott, den der Himmel und die Himmel der Himmel nicht fassen können, wohl aber unser Herz." Der Begriff des Teilens und des gemeinsamen Essens seien Grundgedanken von Fronleichnam. Tessmer erinnerte in diesem Zusammenhang an materielle Notstände auf dem Planeten und in unserem eigenen Land. "Es ist einiges aus dem Gleichgewicht geraten. Er appellierte daran, Egoismen zu überwinden und mehr an das Gemeinwohl zu denken.
Der Weg der Fronleichnamsprozession führte zu Orten der Coburger Kirchengeschichte. Eine Station war Schloss Ehrenburg. Da stand einst ein Franziskanerkloster, und heute befindet sich im Gebäude die evangelische Schlosskapelle. An der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Moriz trug Pfarrerin Martina Schwarz-Wohlleben das Evangelium vor. Am Spitaltor erinnerten sich die Gläubigen daran, dass dort einst die Spitalkirche St. Georg stand. Die Blaskapelle Oberelldorf begleitete sowohl Gottesdienst und Prozession als auch die weltliche Nachfeier rund ums Dekanats- und Pfarrzentrum St. Augustin.