Druckartikel: "Ungelöste Probleme" beim Flugplatzneubau

"Ungelöste Probleme" beim Flugplatzneubau


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 02. Juni 2017

Der Erörterungstermin im Genehmigungsverfahren für den neuen Flugplatz stand noch nicht einmal fest, schon ist er wieder verschoben.
Der Goldbergsee mit dem Vogelschutzgebiet wird schon jetzt häufig überflogen, wenn Flugzeuge von der Brandensteinsebene starten. Allerdings liegt die Brandensteinsebene 130 Meter höher als der See. Der neue Flugplatz wäre in etwa auf gleichem Niveau, und viele Flugzeuge würden den See und die Glender Wiesen dann auch beim Landeanflug überqueren. Foto: Simone Bastian


"Es bestehen nach wie vor einige ungelöste Probleme": Zu diesem Ergebnis kommt die höhere Naturschutzbehörde (hBN) angesichts der Pläne für einen neuen Verkehrslandeplatz bei Neida. Offenbar haben die vorgelegten Gutachten in Sachen Vogelschutz die Behörde nicht überzeugt. Es sei nicht gelungen, die Bedenken auszuräumen, dass die Schutzgebiete durch den Flugplatzbetrieb erheblich beeinträchtigt werden. Mehr noch: In der 34 Seiten umfassenden Stellungnahme werden die Methoden der Gutachter teilweise offen kritisiert.


Erörterungstermin verschoben

Das Papier der hNB hat bereits Auswirkungen: Die Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg veröffentlichte am Freitag eine Pressemitteilung, in der eingeräumt wird, dass aufgrund neuer Gutachten der bisherige Zeitplan nicht zu halten sein wird. Wörtlich heißt es: "Eine Stellungnahme der höheren Naturschutzbehörde zu Auswirkungen des Vorhabens auf die Natur- und Landschaftsschutzgebiete rund um den Goldbergsee macht weitere Untersuchungen notwendig. Der für Juli 2017 beabsichtigte Erörterungstermin mit der Genehmigungsbehörde, dem Vorhabenträger, den Trägern öffentlicher Belange und den Einwendern wird verschoben und nach Abschluss der Untersuchung neu angesetzt. Diese Entscheidung ist nach Abstimmung mit dem Luftamt Nordbayern als zuständiger Behörde getroffen worden."

Im Gespräch mit dem Tageblatt versuchte Willi Kuballa, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, die Einschätzung der hBN zu relativieren: "Hier sind unterschiedliche Fachleute in einem relativ unerforschten Bereich tätig und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen."


Hügel im Weg

Es ist schon das zweite Fachgutachten innerhalb kurzer Zeit, dass dem Vorhaben "Flugplatzneubau" kaum mehr Chancen zu lassen scheint. Wegen der Erhebungen in der Nähe des Flugplatzes hält die Deutsche Flugsicherung das Gelände für nicht geeignet und hat das Anfang April noch einmal bestätigt, obwohl die Projektgesellschaft in einer "Aeronautical Study" nachgewiesen haben möchte, dass ein sicherer Flugbetrieb gleichwohl möglich ist. Angesichts der neuen Verzögerung sagte Kuballa: "Ja, das ist frustrierend. Aber wir lassen uns nicht entmutigen


Flüge tiefer als 300 Meter

Mithilfe mehrerer Gutachten versuchte die Projektgesellschaft nachzuweisen, dass ein Flugbetrieb zwischen Neida und Wiesenfeld die Vogelschutzgebiete am Goldbergsee und Schweighof nicht stärker beeinträchtigt als der bisherige Flugbetrieb auf der Brandensteinsebene. Die höhere Naturschutzbehörde gelangt aber zu anderen Schlüssen. Ein wichtiges Kriterium, ob die Wiesenbrüter und Zugvögel in den Glender Wiesen und in der Rodachaue gestört werden, ist die Flughöhe. Weil sich die Flugzeuge dort im An- oder Abflug auf den geplanten Flugplatz befinden werden, dürfte ihre Flughöhe sehr niedrig sein. Weniger als 600 Meter gelten als "kritisch", weniger als 300 Meter als "sehr kritisch".

Auf Basis der Flugbewegungen im Jahr 2015 würden zwischen 556 und 835 Instrumentenflüge über die Schutzgebiete in "sehr kritischer" Höhe stattfinden, heißt es in der Stellungnahme der hNB. Hochgerechnet aufs Jahr 2025 wären es noch mehr - und die rund 14 300 An- und Abflüge im Sichtflugverkehr - also hauptsächlich der Hobbypiloten - sind da noch gar nicht berücksichtigt. Zwar wird eine Platzrunde abseits des Schutzgebiets vorgeschrieben, doch es sei möglich, die Bahn direkt anzufliegen und das geschehe auf der Brandensteinsebene auch, heißt es in der Stellungnahme. Und ob es möglich sei, über dem Vogelschutz- sozusagen ein Flugsperrgebiet einzurichten, wird bezweifelt.


Keine Verbesserung

Auch das Argument, dass schon jetzt die Flugrouten der Brandensteinsebene über die Glender Wiesen führen, zieht aus Sicht der Behörde nicht: Zum einen erfolge der Anflug auf die Brandensteinsebene meist von Osten her, also nicht über die Glender Wiesen. Zum anderen liegt die Brandensteinsebene 130 Meter höher - und damit befänden sich auf dem Weg dorthin fast keine Flugzeuge in "sehr kritischer" Höhe über dem Vogelschutzgebiet, wenn auch immer noch tiefer als 600 Meter. Die Behörde widerspricht damit der Einschätzung der Gutachter von "Natur + Text", die davon ausgehen, dass die Belastung für den Bereich des Goldbergsees sogar zurückgehen würde, wenn nur noch die Überflüge im Instrumentenflug zugelassen werden.

Unabhängig von den aktuellen Diskussionen hat der Naturschutzbeirat bei der Regierung Oberfranken den Flugplatzneubau schon 2015 abgelehnt.