Druckartikel: Und es kommt doch ein Arzt nach Rödental

Und es kommt doch ein Arzt nach Rödental


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Freitag, 28. Sept. 2018

Das Ringen um einen Nachfolger für die Praxis von Dr. Joachim Druschke in Rödental schien bereits verloren. Jetzt steigt Dr. Markus Martin ein.
Die Praxis von Dr. Joachim Druschke in Rödental, Gnaileser Straße 28, bekommt mit Dr. Markus Martin einen neuen Arzt. Rainer Lutz


"Bis zum letzten Tag", so hatte es Silke Druschke angekündigt, werde sie sich bemühen. Es ging um einen Arzt, der die Praxis ihres verstorbenen Mannes, Dr. Joachim Druschke in Rödental übernimmt. Mit Vertretungen wurde die Arbeit in der Praxis aufrecht erhalten. Es gab immer wieder Interessenten. Eine Zusage gab es nicht. "Ich war wahrscheinlich die einzige, die noch daran geglaubt hat", sagte Silke Druschke am Freitag. Sie hatte Recht. Ab Montag wird die Praxis durch Dr. Markus Martin weitergeführt.

Dass es vor allem auf dem Land an Ärzten mangelt, ist nur zu bekannt. Entsprechend schwer wurde es, einen Nachfolger für die Praxis an der Gnaileser Straße zu finden. Beschließt ein Arzt, seine Lebensarbeitszeit zu beenden, kann er sich, wenn nötig, Jahre Zeit nehmen, um einen Nachfolger zu finden, der seine Arbeit fortsetzt. Es ist möglich, einen vielleicht auch zunächst noch unterfahrenen Arzt erst einzuarbeiten, ehe die Übergabe erfolgt. Für Silke Druschke stellte sich diese Frage aber nach dem Tod ihres Mannes plötzlich.

Zuerst eine verlängerte Frist

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Schon in der ersten Jahreshälfte wäre die Frist abgelaufen, in der es ohne weiteres möglich ist, eine Praxis in die Hände eines neuen Arztes zu geben. Bürgermeister Marco Steiner (FW) und Landrat Michael Busch (SPD) sowie die zuständigen Mitarbeiter im Landratsamt hätten sich damals engagiert, um eine Verlängerung zu erwirken. "Ich habe mich auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern in Bayreuth in der ganzen Zeit immer gut beraten gefühlt", betont Silke Druschke.

Mit dem September sollte aber die verlängerte Frist verstreichen. Tatsächlich glaubte auch im Stadtrat kaum noch jemand an eine Lösung. Es wurde angagiert diskutiert, wie die Stadt mehr dazu beitragen könnte, Ärzte in die Stadt zu holen. Schließlich, so die Befürchtung, werde sich in wenigen Jahren auf Grund des Alters der praktizierenden Ärzte in der Stadt das Problem mangelnder Nachfolger verschärfen.

Dankbar sei sie für die Unterstützung von allen Seiten gewesen, sagt Silke Druschke. Aber: "Als alle sagten, sie könnten jetzt nichts mehr für mich tun, habe ich allein weitergemacht und letztendlich Erfolg gehabt."Dazu komme, dass sie mit Markus Martin einen Arzt gefunden hat, der sich in der Region auskennt. Er hat schon eine Praxis in Neuhaus-Schierschnitz, die er gemeinsam mit seiner Frau betreibt, die ebenfalls Äztin ist. Zudem habe er bereits Erfahrung mit der Übernahme einer Praxis und den erforderlichen Genehmigungsverfahren.

Ab Montag auch ohne Termin

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Froh ist Silke Druschke, dass zwei der Mitarbeiterinnen nun weiter beschäftigt werden können. Eine weitere hatte sich schon nach einer neuen Stelle umgesehen. Vor allem freut sie sich aber, dass sie den Patienten endlich sagen kann: "Es geht weiter." Und das lückenlos bereits am Montag. "Jetzt am Anfang arbeitet Dr. Martin ohne Termine", betont Silke Druschke. Wer also einen Arzt braucht, kann einfach in die Praxis kommen. Mittelfristig sei geplant, eine junge Ärztin mit in die Praxis zu nehmen, um die Kontinuität der Arbeit zu sichern.

Bürgermeister erleichtert

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Erleichtert ist auch Marco Steiner. "Es zeigt immerhin, dass es doch möglich ist, einen Arzt nach Rödental zu holen", sagte er unserer Zeitung auf Anfrage. Er sei froh, dass Silke Druschke nicht aufgegeben hat. "Sie hätte ja auch einfach die Einrichtung verkaufen können, aber es ging ihr eben um die Versorgung der Patienten und die Zukunft der Mitarbeiter", sagt Steiner.

Trotz der Lösung dieses akuten Problems bei der medizinischen Versorgung in der Stadt, ist deren langfristige Sicherung weiterhin ein Thema. "Deswegen bleibe ich weiterhin in Kontakt mit allen Ärzten in Rödental. Ich lade sie immer wieder zu Gesprächen ein", erklärt Marco Steiner. Dabei geht es naturgemäß auch immer wieder darum, wie Leerstände in den Arztpraxen vermieden werden können.

Für die nächste Zeit steht nach Steiners Kenntnis kein Fall an, in dem ein Arzt aufhören möchte. Er hofft, dass sich immer rechtzeitig Nachfolger finden, die eingearbeitet werden können.

Dr. Wolfgang Hasselkus, selbst einer der älteren Medizinier in der Stadt, schlägt vor, auf seine Kollegen einzuwirken, dass sie ein paar Jahre länger praktizieren, als sie es in ihrer bisherigen Lebensplanung vorgesehen haben. Das könne zumindest Zeitgewinn bringen.

Die CSU-Fraktion im Stadtrat bringt ein eigenes Engagement der Stadt ins Spiel. Diese könne ja ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) bauen und dann an Ärzte vermieten. Da sind aber andere Stadtratsmitglieder skeptisch. Schließlich habe sich gerade am Beispiel der Praxis Druschke gezeigt, dass auch schon schwierig ist, einen Arzt für eine fertig vorhandene Praxis einschließlich Patientenstamm zu finden.

Hoffen auf Anreize

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Marco Steiner hofft, dass Anreize wie Stipendiatenprogramme und Förderung von Ärzten bei der Ansiedlung im ländlichen Raum rechtzeitig Entlastung bringen, ehe Rödental erneut vor dem Problem steht, einen Arzt in die Stadt locken zu müssen.