Druckartikel: Umweltministerin Hendricks beeindruckt von Forschung aus Coburg

Umweltministerin Hendricks beeindruckt von Forschung aus Coburg


Autor: Simone Bastian

Coburg, Mittwoch, 05. März 2014

Tanks, die wissen, was in sie reinkommt, ein Rezept, um Diesel zu verjüngen: Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) aus Berlin zeigt sich beeindruckt von Coburger Forschung.
Ein Tropfen Alkohol, und der Diesel ist wieder klar: Bumdesumweltminsitern Barbara Hendricks (SPD) lässt sich von Doktorandin Kristin Götz den Effekt erklären.


Wahlkampfzeiten locken Spitzenpolitiker in die Provinz: Im Sommer, als es um die Bundestagswahl ging, war der damalige Bau- und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zum Start des R33-Großversuchs an die Hochschule gekommen. Nun steht die Kommunalwahl kurz bevor, und die Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, , Barbara Hendricks (SPD) , ließ sich am Mittwoch über den Zwischenstand bei R 33 und weitere Kraftstoff-Forschungsprojekte an der Hochschule informieren.

Verkehr fällt zwar nicht in ihr Ressort, aber die Umwelt - und damit Innovationen im Kraftstoffbereich, die den Verbrauch mindern und Abgase weniger schädlich machen. Genau das versuchen die Doktoranden und Diplomanden um Professor Jürgen Krahl zu entwickeln.

Krahl, seines Zeichens auch Vizepräsident der Hochschule und Vorstandssprecher des Technologietransferzentrums Automotive Coburg (TAC) stellte der Ministerin die Projekte erst im Senatssaal vor, bevor's zur Praxis ins Labor ging.

Algen im Tank

Wobei schon der Weg zum Labor eine Praxisdemonstration war: Hendricks ließ sich in einem Wagen chauffieren, der mit Algen-Diesel fährt. Zumindest enthält der Diesel einen kleinen Algen-Anteil. Der Rest der Gesellschaft durfte in einem SÜC-Bus fahren, der mit R 33 angetrieben wird. "R33" steht dabei für 33 Prozent Anteil von regenerativen beziehungsweise Bio-Kraftstoffen - unter anderem gebrauchtes Speiseöl aus dem oberfränkischen Raum. Seit dem Sommer fahren die SÜC-Busse damit, eine halbe Million Liter haben sie schon verbraucht, berichtete Raimund Angermüller, der Chef des SÜC-Verkehrsbetriebs während der Fahrt.

Probleme habe es dabei nie gegeben. Allerdings war auch der Winter eher mild. Doch nicht nur aus diesem Grund hofft Olaf Schröder vom Fachressort Analytische Chemie und Kraftstoffforschung, dass der Versuchszeitraum verlängert wird. Es geht ihm auch um die Stadtfahrzeuge, die an an dem Versuch teilnehmen und die immer nur kurze Strecken zurücklegen. Die würde er gern noch ein wenig länger beobachten, sagte Schröder.

Praxis und Grundlagenforschung

Auf zwei Jahre ist das Forschungsprojekt angelegt; derzeit sammelt das TAC Geld, um ein drittes Jahr anhängen zu können. Auch die Stadt hat sich bereiterklärt, da mitzufinanzieren. Sie ist aber nur einer von insgesamt 19 Partnern, die das R33-Forschungsprojekt unterstützen. "Sehr bemerkenswert" nannte Ministerin Hendricks diese große Zahl an Partnern. Das spreche auch für den großen Praxisbezug der Forschung an der Hochschule .
Doch die Hochschule, obwohl keine Universität, betreibt auch Grundlagenforschung, wie Professor Krahl betonte. Das Beispiel dafür präsentierte Kristin Götz, eine der Doktorandinnen des TAC. Sie ließ aus einer Pipette einen Tropfen eines speziellen Alkohols in ein Reagenzglas mit gealtertem Diesel fallen. Der Kraftstoff, schon ziemlich milchig, wurde wieder klar. Damit, so erläuterte Krahl, würden nicht nur die Verbrennungseigenschaften des Diesels verbessert, sondern auch seine Umweltwerte. Also solle man diesen Alkohol doch auch dem normalen Kraftstoff zufügen, folgerte Ministerin Hendricks, um sofort darüber belehrt zu werden, dass ja auch die Langzeiteffekte auf den Motor, das Motoröl und die Umwelt untersucht werden müssten.

Warnen vor Fehlbetankung

Stärker an der Praxis orientiert waren da die Sensoren, die Viktor Gross und Mustafa Eskander präsentierten. Viktor Gross zeigte ein Gerät, das die Zusammensetzung des Kraftstoffs erkennen und zum Beispiel vor einer Fehlbetankung warnen kann. Die Grundlagen für diesen Sensor schuf Zhu Fan, der für diese Forschungsarbeiten eigens von der Universität Dortmund nach Coburg wechselte. Eskander Mustafa kann mit seinem Sensor das Alter und damit die Qualität von Kraftstoffen messen. Interesse an solchen Anwendungen könnten Autobesitzer haben, die ihren Wagen nur saisonweise anmelden. Denn bei einem Winterauto, das den Sommer über ungenutzt in der heißen Garage steht, kann sich die Kraftstoffqualität schon innerhalb weniger Monate stark verändern.