Umstrittene "Villa Kunterbunt" in Weitramsdorf ist eröffnet
Autor: Bettina Knauth
Weitramsdorf, Freitag, 10. Juli 2015
Der Neubau der "Villa Kunterbunt" in Weitramsdorf ist eröffnet. Mit keinem Wort ging der Rathauschef auf die harten und erbitterten Auseinandersetzungen im Vorfeld des Neubaus ein. Bis zuletzt hatte eine Initiative versucht, den alten Kindergarten zu erhalten und zu sanieren.
           
Gleich zwei Mal wurde gestern der Neubau der "Villa Kunterbunt" offiziell eröffnet: Zunächst auf Einladung des Bauherrn, der Gemeinde Weitramsdorf, mit Ehrengästen um 14 Uhr. Drei Stunden später hatte dann die Evangelische Kirchengemeinde als Betreiber Eltern, Kinder und alle Weitramsdorfer Bürger dazu eingeladen, den Neubau der Kindertagesstätte in Augenschein zu nehmen.
Auf 1000 Quadratmetern finden seit Anfang Juni fünf Gruppen Platz, zwei davon für die unter Dreijährigen. Helle, großzügige Räume, jeder in einer eigenen Pastellfarbe gestaltet, stehen rund 100 Kindern zur Verfügung. Besonders der Multifunktionsraum und das Kinderrestaurant, die dank moderner Falttüren zu einem großen Raum verbunden werden können, weckten beim Rundgang das Interesse der Ehrengäste. Auch für die Leiterin sowie die 14 Erzieherinnen und Pflegerinnen steht nun ausreichend Platz bereit. 
Die Kinder können wählen
"Wir sind angekommen, fühlen uns wohl, haben genügend Platz und genießen jeden Tag", sagte die Kita-Leiterin Karin Döll am Rande der Eröffnung. Ihr pädagogisches Konzept hatte das Coburger Büro Archi Viva architektonisch umgesetzt. Dazu wurden neben den Stammgruppen-Zimmern Intensivräume geschaffen, die es den Kindern zu gewissen Zeiten ermöglichen, je nach Interesse Aktionen zum Beispiel im Atelier, im Mal- und Musikraum oder in der Bibliothek dazu zu wählen. Für Elterngespräche wurde ein extra Raum eingerichtet. Wie Lutz Wallenstein gestern bestätigte, bereitete die Umsetzung dieses teiloffenen Gruppenkonzepts und anderer Wünsche von Träger und Team den Planern durchaus Kopfzerbrechen. Die planerische und konzeptionelle Herausforderung, einen 75 Quadratmeter großen Bestandskindergarten in einen 925 Quadratmeter großen Neubau zu integrieren, verglich der Architekt mit dem Kauf eines Neuwagens mit modernster Technik und Ausstattung, zu dem die alten Alufelgen passen müssten. "Es gibt einfachere Wege", bilanzierte Wallenstein, der sich gerade deshalb mit dem Ergebnis überaus zufrieden zeigte.
Diakon Mattern: Rundum gelungener Bau
"Ich habe in letzter Zeit viele Kindergärten und Kitas eingeweiht, aber keinen ohne Kinder", kommentierte Landrat Michael Busch (SPD) die offizielle Eröffnung nur für Ehrengäste. Auch wenn er sich außen unter dem Namen "Villa Kunterbunt" ein ganz anderes Gebäude vorgestellt habe, so sei dieses Haus innen eindeutig für Kinder gebaut. Da es in erster Linie um die Qualität der Kinderbetreuung gehe, unterstütze er auch die Forderung der Erzieher nach einer besseren Entlohnung, betonte Busch. Von einem "rundum gelungenen Bau" sprach Diakon Rainer Mattern. "So gemütlich der alte Kindergarten auch war, Kinder brauchen einfach Platz und Räume, in denen sie das Leben ausprobieren können", sagte die Rektorin der Hermann-Grosch-Grundschule, Beate Deuerling.
Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) freute sich, dass die Architekten und ausführenden Firmen sowohl den Zeit- als auch den Kostenrahmen einhalten konnten. Davon könne man ausgehen, auch wenn noch die Schlussrechnungen ausstünden. Von den rund 2,5 Millionen Euro Baukosten entfielen rund die Hälfte auf die Kommune. 1,1 Millionen Euro wurden staatlich gefördert, 150 000 Euro trägt die Kirchengemeinde. Als Bauherr dankte Bauersachs allen Beteiligten für den "Kraftakt", der in gut 15 Monaten vollzogen wurde. "Möge dieses Haus allen, die hineingehen, ein guter Hort sein. Ein Haus, in dem man sich wohlfühlt und am liebsten nicht mehr hinaus mag."
Viele Weitramsdorfer haben gemischte Gefühle
Mit keinem Wort ging der Rathauschef auf die harten und erbitterten Auseinandersetzungen im Vorfeld des Neubaus ein. Bis zuletzt hatte eine Initiative versucht, den alten Kindergarten zu erhalten und zu sanieren. "Nur wer die Vergangenheit im Blick behält, der wird aus ihr lernen können", mahnte Pfarrer Michael Meyer zu Hörste. Während Kinder, Eltern, Team und Träger dankbar und voller Freude das neue Haus bezogen, würden viele Weitramsdorfer das fertige Gebäude am Fuße des Weinbergs sicherlich mit gemischten Gefühlen sehen. Es sei aber kein Mahnmal für vergangene Auseinandersetzung, sondern "eine moderne Kindertagesstätte, die dem Stand der Pädagogik und Technik entspricht". Deshalb "sollten wir dem Haus die Chance geben, zu einer unbelasteten und guten Heimat für unsere Kinder zu werden", forderte der Pfarrer. Döll dankte insbesondere den Menschen, "die sich zum richtigen Zeitpunkt mit Herz und Verstand dafür eingesetzt haben, dass die Villa Kunterbunt gerade wieder an diesem Ort stehen kann".
Christian Gunsenheimer, der sich als damaliger Bürgermeister für den Neubau stark gemacht hatte, war vom Betreiber gebeten worden, bei der zweiten Veranstaltung einige Worte zu sagen. Die Frage, ob dieser Kindergartenbau all die Diskussionen, all den Streit wert gewesen sei, könne er nur bejahen, sagte der Gemeinderat.