Ummerstadt und das Wunder von "Markt 33"
Autor: Berthold Köhler
Ummerstadt, Freitag, 04. Mai 2018
Die Initiative Rodachtal hat bei der Sanierung des verfallenen Hauses "Markt 33" in Ummerstadt eine wichtige Rolle gespielt.
           
Am Anfang stand für Christine Bardin (parteilos) erst einmal Überzeugungsarbeit. Nicht nur einmal, erzählt die Bürgermeisterin, sei sie gefragt worden: "Warum macht die Stadt so einen Unsinn?" Ein marodes Gebäude wie den Markt 33 zu kaufen mit einem Fast-Millionenaufwand zu sanieren, empfanden nicht alle ihre knapp 500 Einwohner als sinnvoll. Aber alles andere, ergänzt Architekt Florian Kirfel, wäre wirklich eine Schande gewesen: "Dieses Haus ist städtebaulich äußerst wichtig."
Für Christine Bardin und ihre Kollegen im Stadtrat war schon bei Beginn der Sanierung 2013 klar, dass bei so einem prominenten Gebäude eine normale Nutzung als Wohngebäude nicht in Frage kommen würde. Gut, dass seit jeher die Geschäftsstelle der Initiative Rodachtal (IR) ihren Sitz in Ummerstadt hat. Das Büro wird demnächst in den Markt 33 umziehen. Und damit nicht genug: In Kombination mit den Seminarräumen im Obergeschoss wird die ehemalige Bäckerei künftig als "Kompetenzzentrum Bauen" der IR firmieren. "Hier zeigen wir, dass eine Sanierung im Bestand gelingen kann", sagt Martin Finzel, der Vorsitzende der Initiative Rodachtal.
Wobei man schon ehrlich sein muss , räumt Architekt Kirfel ein: Für einen Privatinvestor wäre die Sanierung des offiziell auf 1670 datierten, aber vermutlich deutlich älteren, Wohnhauses wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen. Dafür sei der Zustand des Gebäudes zu schlecht gewesen. Weil die Stadt aber in Kombination mit der Initiative Rodachtal auf verschiedene Fördertöpfe zugreifen konnte, hielt sich das finanzielle Risiko für die Ummerstadter in Grenzen. Dank Städtebauförderung, Denkmalschutz und Denkmalpflege blieben von den 900 000 Euro Baukosten nur 260 000 Euro übrig, die von der Stadt übernommen werden mussten.
  
  Ummerstadt rückt in die Mitte
 
Flächenverbrauch, historische Bausubstanz und Baukultur sind schon immer wichtige Themen für die IR gewesen. Deshalb ist Martin Finzel froh, jetzt mit der Geschäftsstelle in ein zum Thema passendes Gebäude ziehen zu dürfen: "Wir von der Initiative profitieren hier vom Engagement der Stadt Ummerstadt." Die bedauerlich Tatsache, dass die alte Scheune im hinteren Bereich des Grundstücks abgerissen werden musste, hat auch eine gute Seite. Der neue entstandene Innenhof soll künftig für Veranstaltungen, Christine Bardin fallen da sofort die Lehmbauseminare der Initiative Rodachtal ein, genutzt werden.Ummerstadt wird so, nicht nur geografisch, noch ein bisschen mehr zum Mittelpunkt der Initiative Rodachtal werden. Martin Finzel jedenfalls hat sich vorgenommen, künftig deutlich mehr Arbeitskreise und Ausschüsse im Markt 33 tagen zu lassen. Das sei mit seinen Bürgermeisterkollegen der anderen Mitgliedskommunen bereits schon abgesprochen, versichert der parteilose Ahorner Bürgermeister. Diese Zusage nimmt Christine Bardin dankbar zur Kenntnis: "Wir als kleinste Gemeinde wissen schon, was die großen Partner in der Initiative für uns leisten."