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Umfrage in Coburg: Wohin mit den Wickeltischen?


Autor: Jutta Rudel

Coburg, Montag, 14. Januar 2019

Es gibt wenige Herrentoiletten, die mit einem Wickeltisch ausgestattet sind. So auch in der Coburger Innenstadt. Ist das noch zeitgemäß?
Während es im Coburger Kaufhaus Galeria Kaufhof einen Wickelraum gibt, ist das Wickeln am ZOB noch Frauensache.  Fotos: Jutta Rudel


Es gibt bestimmt Schöneres, als ein Kind zu wickeln. Wenn man sich dabei noch unwohl fühlt, weil man im "falschen" WC steht, macht es das Ganze nicht besser. Viele Väter haben diese Situation schon erlebt, denn die Wickeltische befinden sich häufig auf den Damentoiletten, so auch in Coburg. Sollten jene nicht also auch in Herren-WCs angebracht werden? Schließlich ist die Kindererziehung längst nicht mehr nur Aufgabe der Mütter und es gibt immer mehr Väter, die Elternzeit in Anspruch nehmen oder alleinerziehend sind.

Diskussion im Netz

In New York wurde vergangene Woche das Gesetz erlassen, dass alle öffentlichen Herrentoiletten mit Wickeltischen ausgestattet werden müssen. Auch in Deutschland führt das Thema in sozialen Netzwerken zu Diskussionen. Was halten die Coburger von der Wickeltisch-Pflicht? Das wollte das Coburger Tageblatt über eine Facebook-Umfrage herausfinden. Das Ergebnis ist eindeutig: Von 661 Teilnehmern sind 507 der Meinung, dass ein Gesetz längst überfällig ist. 155 Teilnehmer finden es hingegen unnötig.

Dass es bei den Meinungen nicht nur schwarz und weiß gibt, zeigt sich in der entstandenen Diskussion zur Umfrage. Die Mehrheit ist zwar dafür, dass Wickeltische nicht nur in Damentoiletten stehen sollten, hat aber andere Lösungsvorschläge.

So sollten Wickelplätze, wenn es nach einigen Kommentatoren geht, lieber in separaten Räumen oder in den geräumigen Behindertentoiletten eingerichtet werden. Allerdings seien letztere nicht immer frei zugänglich, wie Kritiker anmerken. Wieder andere halten die Geschlechtertrennung generell für antiquiert und schlagen die Einführung von Unisex-Toiletten vor, womit sich die Wickeltisch-Debatte automatisch erledigt hätte. Die Gesetzeskritiker sind der Meinung, dass man alles beim Alten belassen sollte und stattdessen toleranter miteinander umgehen müsste, wenn ein Mann zum Wickeln im Damen-WC steht.

Auf welcher Toilette das Kind letztendlich gewickelt wird, ist in Coburg aber wohl zweitrangig - zumindest, wenn man einer weiteren Diskussion in der Facebook-Gruppe "Coburger Stadtgespräche" glauben mag. Wichtiger sei es demnach, überhaupt einen Ort zum Wickeln zu finden. Vor allem die mangelnde Ausstattung der Cafes wurde beklagt.

Wickelmöglichkeiten in der Stadt

Ein Streifzug durch die Innenstadt bestätigt: In den meisten Cafes kann nicht gewickelt werden. Auf Nachfragen räumen die Besitzer ein, dass sie ihren Gästen gerne Wickelmöglichkeiten anbieten würden, es aber an Platz mangelt. Ausnahmen gibt es nur wenige, so zum Beispiel im Cafe Sorgenfrei oder im Stadtcafe. Allerdings ist es dort sehr beengt. Das Cafe Feiler hat eine Notlösung: "Wir haben keinen Wickeltisch, aber auf Nachfrage erhalten die Kunden einen Wickelaufsatz", sagt eine Mitarbeiterin.

Wickeln in Kaufhäusern und auf öffentlichen Toiletten

Anders ist es bei den großen Käufhäusern Galeria Kaufhof und Wöhrl sowie im C&A und in der Buchhandlung Riemann. Hier gibt es Wickelmöglichkeiten außerhalb der Toiletten.

Bleiben noch die Orte, die gerne umgangen werden: die öffentlichen Toiletten. Auch hier werden Eltern fündig. Am ZOB und am Gemüsemarkt ist der Wickeltisch allerdings nur im Damen-WC angebracht. Hingegen gibt es in der Markthalle einen Wickeltisch im frei zugänglichen Behinderten-WC und in der Stadthauspassage sogar einen eigenen Wickelraum.

In Coburg gibt es also, abgesehen von den kleinen Lokalen, durchaus einige Wickelmöglichkeiten. Die Vestestadt ist sogar recht fortschrittlich: Ein Großteil der Wickeltische ist bereits separat angebracht, so dass den Vätern der Gang aufs Damen-WC erspart bleibt.