Ulf Wunderlich: Vor der Wahl wird geheiratet
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Montag, 23. August 2021
Ulf Wunderlich kandidiert für Die Linke im Wahlkreis Coburg/Kronach. Warum dem 23-Jährigen politisches Engagement so wichtig ist.
Mit seinen 23 Jahren gehört Ulf Wunderlich zweifellos zu den jüngsten Kandidaten, die bislang bei Bundestagswahlen für den Wahlkreis Coburg/Kronach angetreten sind. Illusionen, dass das klappen könnte, mit dem Einzug in den Berliner Reichstag, macht sich der junge Mann aber nicht. "Wenn ein Kandidat der Linken in Bayern ein Direktmandat holt, dann ist die CSU schon kurz vorm Sturz", sagt er lachend, während er ganz entspannt unter einem Sonnenschirm des Café M in der Judengasse seinen Kaffee trinkt.
Ein Wahlsieg mag zwar aussichtslos erscheinen, für Ulf Wunderlich ist es jedoch in erster Linie wichtig, sich überhaupt politisch zu engagieren und seine Generation zu vertreten. "Ich muss Verantwortung übernehmen, weil ich die Konsequenzen meiner politischen Entscheidungen noch selbst erleben werde", erklärt der 23-Jährige - im Gegensatz zu den älteren Politikern wie etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel. Schon bei den letzten Kommunalwahlen im März 2020 hat Ulf Wunderlich sein Glück versucht. Er kandidierte auf der Stadtratsliste und erhielt am Ende rund 800 Stimmen. Zu wenig für einen Sitz im Stadtrat, aber "dafür, dass ich damals erst zwei Jahre in Coburg war, war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden".
Oma war SPD-Mitglied
Politisches Engagement liegt bei Ulf Wunderlich in der Familie. "Mein Vater entspringt der 68er-Bewegung, meine Oma war SPD-Mitglied", erzählt er. Wenn man so will, sei er "links-grün" aufgewachsen. Deshalb habe sich sein Vater auch "tierisch gefreut", dass der Sohn für die Linken zur Bundestagswahl antritt.
Geboren und aufgewachsen ist Ulf Wunderlich in Hallstadt bei Bamberg. Seine Jugend sei durch seine Familie schon "medizinisch geprägt" gewesen. So engagierte er sich schon als Teenager vier Jahre lang aktiv bei der Bamberger Wasserwacht und im Katastrophenschutz. Dann erfüllte er sich seinen "Jugendtraum" und absolvierte die einjährige Ausbildung zum Rettungssanitäter in Garmisch-Partenkirchen.
Zum Studium nach Coburg
Doch Ulf Wunderlich merkte schnell, dass das noch nicht ganz das war, was er sich erträumt hat. "Ich will langfristig mit Menschen arbeiten, und nicht immer nur eine halbe Stunde im Rettungswagen", erklärt er. An mehreren Hochschulen bewirbt er sich für den Studiengang "Soziale Arbeit". Der Numerus Clausus und seine Freundin führen Ulf Wunderlich schließlich nach Coburg - die Hochschule Coburg, weil sie die erste war, die ihm eine Zusage schickte, und seine Freundin, weil sie das Gleiche studieren wollte und ebenfalls die Zusage aus Coburg erhalten hatte.
Apropos Freundin, ein großes Ereignis steht Ulf Wunderlich noch vor der Bundestagswahl bevor: Anfang September wird er seine Freundin heiraten - standesamtlich in Coburg, kirchlich in seiner alten Heimat. "Das war aber schon lange geplant, bevor ich mich für die Kandidatur entschieden habe", verrät der 23-Jährige lachend. Als die Linke Anfang Juni ihren Kandidaten nominierte, "habe ich gleich gesagt, ich mach's", sagt Ulf Wunderlich. Diese Entscheidung habe er natürlich gemeinsam mit seiner Verlobten getroffen.
Coburg, so findet der Hallstadter, sei eine schöne Stadt, die voller Überraschungen stecke und in manchen Dingen auch "speziell" sei. Dass die Coburger die Semmeln für die Bratwurst von oben einschneiden, werde er wohl nie verstehen.