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Über die Rockies und zurück ins Coburger Land


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Freitag, 20. Mai 2016

Drei Freunde brachen zu einer Rad-Tour quer durch die USA auf. Florian Sander fuhr nur einen Teil mit und berichtet jetzt vom Abenteuer auf dem Drahtesel.
Auf dem Foto im Internet-Blog der "Coast2Coast-Radler" sind jetzt nur noch zwei zu sehen. Flo Sander verfolgt die Erlebnisse seiner Freunde jetzt aus der Heimat. Von San Francisco bis Denver war er dabei. Foto: Rainer Lutz


Ein bisschen blutet Florian Sander aus Fechheim schon das Herz, wenn er im Internet-Blog verfolgt, wie seine Freunde Basti und Albert von ihrer Rad-Tour quer durch die USA berichten. Bis vor kurzem war er noch dabei. "Aber es war von Anfang an klar, dass ich nur bis Denver dabei bin - immerhin das mit Abstand schwierigste Stück", sagt Flo, der unterwegs von den Freunden auf den Tournamen "Wüstenfuchs" bekommen hatte, weil er auf den Wüstenabschnitten so eisern durchgehalten hat.
Jetzt spulen "Bergschlange" Basti und "Stahlwade" Albert zu zweit Kilometer runter. Seit sie "Flo" in Denver (Colorado) am Flughafen verabschiedet haben, sind sie durch Kansas bis Nebraska voran gekommen. Irgendwo ist da schon der Gedanke "da könnte ich jetzt auch mit auf dem Foto stehen", wenn Flo sich die Bilder im Internet anschaut.

Irgendwie hat er aber auch mit der Tour abgeschlossen, die er abgebrochen hat, weil er schon lange vorher versprochen hatte, bei einer Familienfeier in der Heimat dabei zu sein. "Es wäre für mich mental sogar eine Hürde gewesen, dann weiter zu fahren. Ich war von Anfang an auf das Ziel Denver eingestellt."
Jetzt, mit etwas Abstand, sieht er nicht mehr die Strapazen. Es überwiegt der Gedanke: "Geil, das hab ich durchgezogen!" Anders ist das in dem Moment, wenn sich die Gruppe bei widrigstem Wetter einen über 3000 Meter hohen Pass hinauf quält. "Da fragst du dich dann manchmal schon, was mach ich denn hier eigentlich, bin ich bescheuert?"


Das schöne Gefühl des Erfolgs

Aber schon der erreichte Gipfel entschädigt für die Quälerei. So geht es immer durch ein Wechselbad der Gefühle. Regen, Gegenwind und Minusgrade können einen schon ins Stimmungstief stürzen. "Aber dann scheint plötzlich die Sonne, die roten Felsen eines Canyons tun sich vor dir auf, und du weißt, deswegen mach' ich das."
Dann sind es immer wieder Pannen mit den Rädern, die an den Nerven zehren. Nicht, dass Flo für ein sündhaft teures Spezialfahrrad plädieren würde. "Ein durchschnittliches Rad für 300 oder 400 Euro macht das schon", ist er überzeugt. Er hatte mit seinem auch keine Probleme.
Die gab es eher mit Alberts Drahtesel, den er kurz vor der Tour über Kleinanzeigen gekauft hatte. "Es wäre schon gut, wenn das Rad vorher über einen Zeitraum mal ausprobiert und richtig auf Vordermann gebracht wird", meint Flo. Weiß aber, dass Albert mit den Tücken seiner "Maschine" mental ganz gut umgehen konnte. "Für mich wäre das schlimmer gewesen", gibt er zu.
Es gab schon ein paar Tage, die er auch gern vergessen könnte. Aber unter dem Strich mochte Florian Sander keinen Kilometer der Strecke von San Francisco bis Denver missen. "Du erlebt vor allem eine riesengroße Hilfsbereitschaft", erzählt er. Bei Pannen, bei der Quartiersuche als Couchsurfer oder über Warmshowers hatten die Radler tolle Begegnungen. Das half immer wieder auch hinweg über den Ärger mit rigorosen Auto- und vor allem Lkw-Fahrern oder unfreundlichen Wirten und Polizisten, die es auch gab.


Ein "weinendes Auge" bleibt

Kalte Nächte im Zelt, Schnee als Überraschung am Morgen und der Kampf gegen Bergstrecken auf mehr als 3000 Metern über dem Meeresspiegel sind für Basti und Albert auf dem Rest der Route "Coast2Coast" jetzt passé. "Da wurde die Ausrüstung manchmal schon auf die Probe gestellt, wenn es extrem wurde, mussten wir dann auch ins Motel, aber im Grunde hat sich das Material bewährt", sagt Flo. So gesehen denkt er ab und an: "Es wäre schon auch geil gewesen, das Ding ganz mit durchzuziehen." Zumal den Radlern inzwischen dank Internet und Tratsch zwischen den Kleinstädten in den USA schon ein gewisser Ruf voraus eilt.
Doch es gibt ja noch mehr Abenteuer, in die man sich stürzen kann. Darauf hat dieses "Hammer-Erlebnis" ihm schon Lust gemacht. Es muss ja nicht immer gleich ein Trip über die Rocky Mountains sein. "Eine Tandem-Tour mit meiner Freundin quer durch Deutschland, wäre was, das könnte ich mir schon mal vorstellen", sagt Flo.