"Tristan und Isolde" konzertant in Coburg

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Ute Döring sang die Partie der Isolde. Fotos: Henning Rosenbusch
Ute Döring sang die Partie der Isolde.  Fotos: Henning Rosenbusch
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mit Höhepunkten aus Wagners "Tristan und Isolde" setzte das Landestheater Coburg seine Tradition der konzertanten Opernaufführungen fort. Dass man diesmal ein Werk des Bayreuther Meisters wählte, war kein Zufall - schließlich gedenkt die Musikwelt heuer seines 200. Geburtstages.

Die Länge des Werks bedingte allerdings eine Beschränkung auf die wichtigsten Szenen des Musikdramas, was sich aber nicht als Nachteil heraus stellte.

Ein zweiter Vorteil war, dass sich die Hörer in der Morizkirche ganz auf die Musik konzentrieren konnten. Manche Inszenierungen (ich denke hier an die aktuelle in Bayreuth) sind nicht immer erfreulich, und so eine "Tristan- Rhapsodie", so Generalmusikdirektor Roland Kluttig, ist dem allemal vorzuziehen. Glanzvolle sängerische wie orchestrale Leistungen bei bester Akustik und ein überlegenes, "bayreuthwürdiges" Dirigat von Roland Kluttig sorgten für einen ungetrübten, spannungsvollen Hörgenuss. Schade, dass nicht noch mehr "Wagnerianer" zu diesem künstlerischen Ereignis gekommen waren.

Die Orchestereinleitung beginnt mit dem mysteriösen "Tristan-Akkord" f-h-dis‘-gis‘, in dem manche das Ende der tonalitätsgebundenen Musik sehen.
Spannungsvoll, in großbögiger dynamischer Gestaltung und mit organischen Steigerungen bis zum schwelgerischen Höhepunkt brachte das Philharmonische Orchester unter Kluttigs souveräner Leitung dieses chromatische Seelendrama zum Erklingen.

Frisch und lyrisch

Frisch, mit lyrischer, raumfüllender Stimme war danach David Zimmer als junger Seemann mit "Westwärts schweift der Blick" zu hören.

Mit der anspruchsvollen Partie der Isolde gab die international gefragte Sängerin Ute Döring ihr Rollendebüt. Sie beeindruckte durch angenehm timbrierten Sopran, der zu intensivem lyrischen bis dramatischem Ausdruck fähig war, wobei ihre kräftigen Spitzentöne sich sogar gegenüber dem voll entfalteten Orchesterklang behaupten konnten. In der Morizkirche hatten es die Solisten tatsächlich ja viel schwerer, sich durchzusetzen, als etwa gegen die Musik aus dem abgedeckten Orchestergraben, dem "mystischen Abgrund" von Bayreuth.

So musste auch der vorzügliche Tristan Hans-Georg Priese aus Meiningen seinen kräftigen, ausdrucksvollen Tenor oft ganz schön forcieren. Seine anspruchsvolle Partie beherrschte er sicher auswendig. Mit "Isolde" zusammen beeindruckten die ekstatischen Höhepunkte nach dem Liebestrank und das verinnerlicht gesungene "O sink‘ hernieder, Nacht der Liebe". Hayley Sugars hatte als Brangäne mit ihrer warmen, tragfähigen Stimme eindringliche Momente.

Ein würdevoller König Marke mit ausdrucksvollem, abgerundeten Bass und sorgfältiger sprachlicher Gestaltung war Michael Lion, der seine umfangreiche Partie ebenfalls auswendig sang. Das Solistensextett ergänzte Karsten Münster als Melot, der seine wenigen Einwürfe dramatisch wiedergab. Einen ergreifenden "Liebestod" mit immer stärker aufblühender und dann ersterbender Stimme gestaltete am Ende Ute Döring.

Erst nach längerer, andachtsvoller Stille setzte ausdauernder Beifall ein, verdiente Anerkennung für einen musikalischen Kraftakt sondergleichen, an dem die tüchtigen Solisten, das flexibel und klangschön musizierende Orchester wie der spannungsvoll gestaltende Dirigent ihren gebührenden Anteil hatten.