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Trash-Kino in Coburg: "Wir brennen für diese Filme"


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Den Besuch im Kino als Party begreifen - das wünscht sich der Schauspieler Thorsten Köhler. Wie das bei "Trash am Montag" funktionieren soll, verrät er im Gespräch.
Thorsten Köhler (links) und Jan Kersjes als Filmkritiker Serge Pocken und Pit Rutten. In der Reihe "Trash am Montag" präsentieren sie an jedem ersten Montag im Monat im Coburger Utopolis Filme, die als veritable Misserfolge in die Annalen eingingen. Foto: David Ortmann


Das Coburger Publikum darf sich auf ein neues Format freuen: "Trash am Montag". Unter diesem Motto präsentieren Thorsten Köhler und Jan Kersjes an jedem ersten Montag im Monat grandiose Misserfolge der Filmgeschichte. Für Köhler ist diese Reihe ein echtes Heimspiel. Schließlich hat der in Coburg geborene Schauspieler einst im Jugendclub des Landestheaters seine ersten Schritte auf der Bühne gemacht. Seit Beginn dieser Saison gehört er fest dem Ensemble des Landestheaters an.

Mit Jan Kersjes haben Sie "Trash am Montag" drei Jahre lange in Dessau präsentiert. Für den ersten Abend in Coburg haben Sie und Jan Kersjes Russ Meyers "Supervixens" ausgewählt. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Sind Sie fasziniert von der Macht des Hässlichen?
Thorsten Köhler: Ganz und gar nicht. Wir machen uns nicht lustig über diese Filme.

"Trash am Montag" ist eine totale Liebeserklärung an den Film. Jan und ich - wir brennen für diese Filme. "Trash am Montag" ist sicher Infotainment, aber wir machen uns nicht lustig über die Filme - im Gegenteil: Ich verteidige diese Filme. Ich hoffe, dass die Coburger das merken.

Was bezwecken Sie mit einem solchen Format?
Das Publikum muss raus aus dieser passiven Sitzhaltung. Man muss Kino wieder als Party begreifen. Das soll einfach eine Party unter Freunden sein. Und eines kann ich versprechen: Jede Vorstellung wird etwas anders sein. Im Grunde kann alles passieren. Was wir machen, hat Anklänge an Standup-Comedy, es wird relativ anarchisch sein und das Publikum wird sicher wahnsinnig viel Spaß haben. Eigentlich ist das ein Format, das sogar in Berlin schmerzlich vermisst wird.

Mit Jan Kersjes treten Sie als Pit Rutten und Serge Pocken auf. Wer sind denn diese beiden Herrschaften?
Das sind zwei große Filmkritiker, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben, die Karriere gemacht haben, mit den Großen und Schönen dieser Welt per Du waren. Pit Rutten und Serge Pocken - das sind zwei zerstörte Existenzen. Das, was Jan und ich auf der Bühne machen, sieht mitunter recht absurd und komisch aus und kann manchmal auch sehr existenziell werden. Wir improvisieren auf der Bühne. Aber das, was wir vorstellen, hat immer Hand und Fuß.

Was bedeutet das konkret?
Wir machen uns vorher die Mühe, in Klausur zu gehen. Wir lesen uns schlau, beschäftigen uns mit der Biografie des Regisseurs oder der Schauspieler, schauen uns andere Filme des jeweiligen Regisseurs oder Darstellers an. Und auf der Bühne reden wir dann zum Beispiel über das Filmgeschäft. Wir hatten auch schon einen Exkurs über Kitsch. Im Grunde kann alles passieren.

Was reizt Sie eigentlich an sogenannten Trash-Filmen?
Zu jedem Trash-Film gehört ein Absturz. Was in Hollywood gegenwärtig passiert, ist doch so, dass der Film seine Seele verliert, weil alles so perfekt, so glatt ist. Früher, als die Spezialeffekte noch nicht so perfekt waren, hat man gesehen, wie diese Effekte gemacht sind - und sie funktionieren trotzdem. Hinter einem Trash-Film steht oft mehr Liebe zum Medium Film, als hinter einer 180-Millionen-Dollar-Produktion.

Das Gespräch führte
Jochen Berger.


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