Druckartikel: Thüringerwald-Verein: Wegewarte pflegen Schilder

Thüringerwald-Verein: Wegewarte pflegen Schilder


Autor: Katja Nauer

Coburg, Freitag, 15. Mai 2015

Viele Wanderer nehmen Schilder als selbstverständlich hin. Sie fallen erst auf, wenn sie fehlen. Wegewarte kümmern sich um die Schilder, damit sich Tourengeher nicht verirren.
Zweiter Vorsitzender Helmut Völk (links), und Wanderwart Hans Schönhärl sind mit der Werkzeugkiste unterwegs und kümmern sich um die Schilder - damit sich die Wanderer nicht verirren. Foto: Katja Nauer


Wer kennt das nicht? Irgendwo auf der Route verliert der Wanderer trotz Karte die Orientierung und benötigt dringend einen Wegweiser. Doch ein Schild ist nicht in Sicht. Im schlimmsten Fall verläuft sich der unkundige Spaziergänger und muss einen Umweg in Kauf nehmen. Sind Kinder mit von der Partie, kann die Situation richtig unangenehm werden. Genau das soll Touristen, Familien und Wanderfreunden im Coburger Land keinesfalls passieren: Die Fachleute vom Thüringerwald-Verein kümmern sich um die lückenlose Beschilderung und wissen, worauf es bei der Pflege der Pfade ankommt.

Über 400 Kilometer

"Wir betreuen über 400 Kilometer Wander- und Rundwanderwege im Coburger Land, die wir immer auf dem aktuellen Stand halten", erläutert der Erste Vorsitzende des Vereins, Dieter Schubert. Fünf sogenannte Wegewarte pflegen in dem 380 Mitglieder starken Verein die insgesamt 18 Routen.

"Das sind teilweise riesige Entfernungen, die wir abdecken", sagt Ulrich Kirchner.
Er ist einer dieser Wegewarte. Er kümmert sich um den Abschnitt des Amtsbotenwegs, der im Coburger Landkreis liegt und von Coburg bis nach Seßlach führt und um den sogenannten C-Weg, der mit einem gelben C auf weißem Grund markiert ist, und auf dem man rund um Coburg wandern kann. Auch der Rückertweg gehört zu seinem Aufgabengebiet: "Diese Teilstrecke ist 20 Kilometer lang", erklärt er.

Sein Kollege Hans Schönhärl deckt gar 71 Kilometer ab: Der Carl-Escher-Weg beginnt an der Coburger Veste, führt weiter zur Alexandrinenhütte auf der Senningshöhe, schließlich nach Heldritt und über die Hofmannsteiche zurück nach Coburg. Isolde und Harald Gleichmann aus Waldsachsen betreuen den Saar-Schlesien-Weg, einen europäischen Fernwanderweg, der von Belgien über die Ardennen bis zum Böhmerwald führt. "Von der Veste bis nach Mitwitz sind das 90 Kilometer", sagt Kirchner. "Bei den großen Strecken kommt man in einem Jahr kaum rum mit der Arbeit."

Zweimal im Jahr

Kirchner geht "seine" Wege mindestens zweimal im Jahr ab. Meistens fährt er mit dem Fahrrad, weil er eine doch recht ansehnliche Werkzeugkiste transportieren muss. Der zweite Vorsitzende, Helmut Völk, der ebenfalls als Wegewart arbeitet und den Brauereienweg betreut, erklärt, warum es nötig ist, permanent "am Ball" zu bleiben: "Äste verdecken die Schilder, bei Forstarbeiten werden markierte Bäume gefällt oder die Witterung lässt die Farben verblassen." Da die Bäume, auf denen die Wegewarte mit Schablonen die entsprechende Markierung auftragen, stetig wachsen, muss immer wieder nachgepinselt werden. Und so sind Säge, Akku-Bohrschrauber, Schilder, Aufkleber, Nägel, Schablonen, Leim, Pinsel und Farben - und auch mal eine Leiter, wenn die Markierungen sehr hoch hängen oder Äste entfernt werden müssen - die ständigen Begleiter der "Heinzelmännchen" im Wald.
"Früher haben wir noch Holzschilder angefertigt und bemalt", erklärt Schubert. Heutzutage würden die Markierungen allerdings auf Aluminium- und Kunststoffschildern im Siebdruckverfahren hergestellt: "Die sind einfach haltbarer."
"Ohne unsere Arbeit kann im Coburger Land kein Wandertourismus stattfinden", betont der erste Vorsitzende.
Zum Rückertjahr 2016 wird der Rückert weg derzeit mit viel Mühe und Sorgfalt generalüberholt. Vor Schubert liegt ein Stapel Aufkleber mit dem Profil des Dichters und Orientalisten in schwarz-weiß. Sie kosten 200 Euro, sind die Markierung für den Wanderweg und sollen demnächst auf möglichst glatten Flächen angebracht werden. Dafür erhält der Verein einen Zuschuss vom deutschen Wanderverband.

Nur Materialkosten

Apropos Finanzierung: Was kostet denn die Instandhaltung all dieser Pfade im Coburger Land? Die "Hüter" der Wanderwege arbeiteten ehrenamtlich, erzählt Schubert. " Pro Jahr kommen rund 2000 Euro an Material- und Fahrtkosten zusammen", schätzt er. Die Kosten muss der Verein allein schultern, Zuschüsse von Stadt- oder Landkreis für die Pflege der Routen gebe es nicht. Auch deshalb möchte der Vorsitzende den Kontakt zu den städtischen und gemeindlichen Bauhöfen suchen und dort um tatkräftige Unterstützung bitten. "Bauhöfe könnten zum Beispiel Schilder aufstellen, uns mal einen Sack Zement in den Wald fahren oder eine Bank platzieren", erklärt Völk.

Qualifizierter Wanderweg geplant

Die beiden Vorsitzenden, die die Arbeit der Wegewarte künftig auch dokumentieren wollen, haben noch mehr vor: In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg planen sie einen "qualifizierten Wanderweg". Dafür soll es dann auch eine Förderung geben. "Der Weg ist eine Qualitätsmarke, die es bundesweit gibt", erläutert Schubert. Bestimmte Kriterien müssen dafür eingehalten werden: Es ist genau festgelegt, wieviel Prozent der Strecke höchstens über eine Teerstraße oder Schotter führen darf. Die Route muss attraktiv sein: "Er sollte Kultur und Natur enthalten, wie einen schönen Ausblick auf die Umgebung, an Kirchen, Sehenswürdigkeiten und Landschaftspunkten vorbeiführen und auch eine gute Einkehrmöglichkeit beinhalten", erläutern die beiden Fachleute. Die GPS-Fähigkeit des Weges ist ebenfalls Voraussetzung.

Nach der Planung dürfen die Wegewarte ran: "Dabei sind wir auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen", sagt Völk, "beispielsweise, wenn eine Markierung an einer Dachrinne angebracht werden soll. Wenn ich frage, klappt das meistens ganz gut."