Thorsten Sträter entspannt in Coburg
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Montag, 17. Dezember 2018
Der Kabarettist Thorsten Sträter gönnte sich im vollen Kongresshaus einen entspannten Abend. Dafür hatten die Lachmuskeln der Leute einiges zu leisten.
Ob der all diese herrlich saublöden Geschichten tatsächlich erlebt hat? Selbst erlebt hat? Oder geht mit Thorsten Sträter die wohl angeborene Ungezogenheit, sein Spottgeist durch? Vielleicht ist es auch eher ein Fluch, dass er die Grundlinien der Realität immer weiter ins Abstruse ziehen muss, eigentlich ständig. Immerhin hat er daraus ein lukratives Geschäft gemacht, denn ihm dabei zuzuhören, ist ein Riesenspaß. Weshalb das Kongresshaus zu seinem Auftritt in Coburg am Sonntag ja auch voll war bis unters Dach.
Aber das geht erst seit etwa fünf Jahren so, seit ihm sein Freund und Unterstützer Dieter Nuhr - auch so einer von der Kabarett-Bande - da voll mit rein gezogen hat, ins Fernsehen und so. Vorher war der Ruhrpöttler ein rechtschaffener Herrenschneider, ursprünglich, und dann alles Mögliche, bis er eines Tages orientierungslos in Ostwestfalen stand und anfing, Geschichten aufzuschreiben. Und damit auch noch an die Öffentlichkeit zu gehen.
Er kümmert sich
Seine Mama war dagegen, wollte ihm den Kopp abreißen. Er würde ihr jetzt gerne zeigen, dass doch noch was aus ihm geworden ist. Aber die ist tot. Er hat ihr noch eine Weile SMS geschrieben. Und bekam dann nach einer Weile tatsächlich auch Antwort... Der Bestatter seine Mutter habe übrigens Feuerzeuge mit der Aufschrift verteilt: "Rauchen Sie ruhig weiter. Wir kümmern uns um Sie."
Thorsten Sträters schriftlich wohl verfasste Geschichten - von denen hat er am Sonntag auch ein, zwei vorgelesen, die Vorgeschichte zu Struppi etwa - die sind eigentlich noch schlimmer als bei Axel Hacke. Da entgleitet das alltäglich gemeinschaftlich Zwischenmenschliche immer so. Im Internet wird Sträter auch als Horror- und Comedy-Schriftsteller bezeichnet. Da is was dran. -
Also, jetzt machen Sie mal halblang in ihrer ständigen Forderungshaltung. Wenn so eine Sträter-Satire hier so einfach nachzuerzählen wäre, würd' ich's ja tun. Aber dann bräuchte man wiederum die Bücher von dem Sträter und ihn livehaftig nicht. (Sein Büchertisch im Foyer war übrigens dicht umlagert.) Als er zum Beispiel mit seinem Freund Oli eher unregelmäßig ins Fitnessstudio ging, irgend wann dann nur noch zur Restmuskelerhaltung, und dort statt auf die Waage auf den Staubsauger-Roboter stieg... Oder Sträter mit dem Eletroauto auf Malle... Ach, vergiss es.
Der Weihnachtsschreck
Das in Coburg war Sträters letzter Auftritt vor Weihnachten. Und da war er sehr speziell drauf. Er ließ sich komplett gehen, arbeitete sich "durchs Material", wie er wollte. Plauderte und spottete (scheinbar) spontan drauf los mit seinem Publikum. Keine Politik! Nur Leben pur. Und Christopher. Der wackere Zehnjährige in der ersten Reihe, der war ein sowas von dankbares Opfer. Das hielt bis zum Schluss.
Aber nein, der Sträter machte das gut, ist doch selber geprüfter Vater. Christopher gab ihm unerschrocken immer wieder die passenden Stichworte, Technik und Internet, die Kluft zwischen Jung und Alt.