Thomas Scheytts tolles Coburg-Debüt: Die Kunst, ein Klavier zum Tanzen bringen
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 18. November 2018
Wie der Blues- und Boogie-Woogie-Pianist Thomas Scheytt das Publikum im Coburger Contakt in Bann zieht.
Thomas Scheytt ist ein Musiker, der nicht viele Worte braucht, um sein Publikum zu erreichen. "Zum Auftakt spiele ich eine Improvisation - wir müssen uns ja aneinander gewöhnen", sagt Scheytt bei seinem Coburg-Debüt in der Reihe "Cultur im Contakt".
Eigentlich hat er die erfreulich zahlreichen Zuhörer schon auf seiner Seite, bevor er die ersten Töne auf dem ein wenig betagten Bechstein-Flügel anschlägt - allein mit dem Titel dieser Improvisation: "Herbstabend in St. Moriz in Coburg".
Dann aber lässt Schytt doch lieber die Musik sprechen, lässt die Finger über die Tasten tanzen. Thomas Scheytt spielt den Piano-Blues genau so wie sich Blues-Fans das wünschen - so, als wüssten die linke und die rechte Hand manchmal gar nicht so genau, was die jeweils andere Hand eigentlich gerade macht.
Während die linke Hand ganz selbstvergessen Bass-Linien vor sich hin grummelt, schlendert die rechte Hand scheinbar beiläufig immer wieder in höheren Sphären herum.
Funkelnde Girlanden
Manchmal verbeißt sie sich trillernd und funkelnde Girlanden malend in einzelne Töne, die sie umkreist. Und doch finden linke und rechte Hand plötzlich wieder zusammen und versetzen die Zuhörer unweigerlich in Schwingungen, lassen sie mitschnippen im Takt einer Musik, die sich einfach nicht domestizieren lassen will.
Hommage an Ray Charles
Mit großer Begeisterung huldigt Thomas Scheytt den Blues- und Boogie-Woogie-Klassikern. Mit seinen stilistisch perfekt passenden eigenen Stücken aber demonstriert der Pianist aus Freiburg, dass diese Musik keineswegs noch museal klingt.
Sein "Flower Street Express" beendet als Huldigung an seine Heimatstadt den ersten Teil. Im zweiten Teil huldigt Scheytt auch dem New Orleans Piano Style, streut aber auch musikalisch verpackte autobiografische Momente.