Therme Natur: Erst Sauna, dann Baumwipfel
Autor: Berthold Köhler
Bad Rodach, Mittwoch, 06. Juli 2016
Bis spätestens zum Weihnachtsfest soll der Ausbau der Ruhezone für den Saunabereich abgeschlossen sein. Kostenpunkt: rund 450 000 Euro.
Seit Anfang der Woche erweckt ein gutes halbes Dutzend Grafiken mitten im Bad die Aufmerksamkeit der Gäste in der "Therme Natur". Was heute noch nur auf Bildern zu sehen ist, wird schon bald Realität: Die Neugestaltung der Räume rund um das kaum genutzte Becken VI zur Ruhezone für Saunagänger. "Wir wollen noch vor Weihnachten mit dem Umbau fertig sein", sagte gestern Lutz Lange, Geschäftsführer der "Therme Natur", bei einem Pressegespräch.
Um den Ansprüchen des rasant wachsenden Marktes der Saunagänger gerecht zu werden, nehmen die Stadt und die Thermen-Betriebsgesellschaft rund 450 000 Euro in die Hand. Das ist gar nicht einmal so viel, sagte Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) zu den Arbeiten, die davon profitieren, dass große Teile der baulichen Struktur eins zu eins übernommen werden können. Getragen wird, das war Ehrlicher und Lange wichtig, die Investition ohne Hilfe der anderen Thermen-Partner wie etwa den Landkreis Coburg.
Denn die sind (vielleicht sogar schon bald) bei anderen Projekten gefragt: der Einführung des neuen Kassensystems zum Beispiel. Dazu laufen derzeit die abschließenden Verhandlungen zum Zuschuss der Regierung von Oberfranken. "Der Landkreis hat für Investitionen in die Therme 300 000 Euro in den Haushalt eingestellt", berichtete Ehrlicher, der davon ausgeht, dass dieses Geld problemlos abgerufen werden kann.
Endlich mehr Liegeplätze für Saunegäste
Man muss kein Touristiker sein, um die Probleme im Saunabereich der "Therme Natur" zu erkennen. Fünf Saunen stehen im und neben dem Thermalbad zur Verfügung - aber gerade einmal 16 Ruhe-/Liegeplätze. 70 sollen es nach dem Umbau sein, wobei Langes Geschäftsführer-Kollegin Stine Michel darauf verweist, dass sich den "normalen" Thermen-Gästen damit keine Liegemöglichkeiten weggenommen werden. Im Gegenteil: 50 Liegen, überwiegend für den beliebten Außenbereich, hat die neue Thermen-Betriebsleitung noch für diesen Sommer bestellt. Im kommenden Jahr soll noch einmal die gleiche Menge dazu kommen.
Ziel sei es ohnehin, versicherte Lutz Lange, beim geschätzt zehn Wochen langen Umbau die Bad-Gäste möglichst wenig zu stören. Lärmintensive Aktionen sollen in den frühen Morgenstunden (vor Bad-Öffnung) stattfinden, zudem wird die Baustelle mit einem großen Poster verhüllt, das den neuen Ruhebereich zeigt.
Neues Hotel? Warum nicht!
Die Präsentation des Umbau-Projektes nutzte Lutz Lange, um aktuelle Zahlen aus dem Betrieb der "Therme Natur" zu präsentieren. Insgesamt gesehen, zeigte sich der Geschäftsführer darüber sehr zufrieden: "Wir liegen deutlich über dem, was wir uns vorgenommen haben." Ein Lieblingsthema Langes ist der heuer neu errichtete Wohnmobilstellplatz in der "Thermenaue". Ein "Nischenprodukt" sei dieser mit seinen 3600 Übernachtungen freilich noch, räumte Lange ein. Aber grundsätzlich sei der Wohnmobiltourismus ein Bereich, der stark zunehme. Selbst für Touristik-Fachmann Lange überraschend war die Erkenntnis, dass der Großteil der Wohnmobile nicht nur einen (Bade-)Tag lang in der "Thermenaue" steht. Zwei Übernachtungen pro Fahrzeug eröffnet die Statistik, die für den Geschäftsführer zeigt, dass die Wohnmobilisten nicht nur die Stadt Bad Rodach, sondern die gesamte Region erkunden wollen.
"Wir haben uns stabilisiert"
Mit der "Therme Natur" haben Lutz Lange und Stine Michel auch die Geschäftsführung des Bad Rodacher Kurbetriebs übernommen. Auch da war es für "die Neuen" (so nannten sie sich anfangs selbst) Ziel, den doch heftigen Abwärtstrend bei den Übernachtungszahlen zu stoppen. "Wir haben uns stabilisiert", sagte Lange mit Blick auf die Zahlen, die von Januar bis Mai eines leichtes Plus bei den Ankünften aufweisen. Allerdings, drauf verwies Lange ausdrücklich: Mit der Schließung des Hotels in der "Alten Molkerei" ist der Stadt eine erhebliche Summe an Gästebetten verloren gegangen.
Mit Interesse verfolgt Lutz Lange deshalb auch die im Stadtrat zum wiederholten Male angestoßene Diskussion um den Bau eines neuen Hotels mit direktem Zugang zur "Therme Natur". Grundsätzlich kann sich der Touristik-Fachmann, der auch die Geschäfte von Schwimmbädern in Bad Staffelstein und Sonneberg leitet, ein solches "Thermen-Hotel", gut vorstellen: "Wenn ein Hotel an einer Therme nicht funktioniert, wo soll es denn dann funktionieren?" Aber letztlich sei so ein Projekt immer eine Frage der Finanzierbarkeit und Machbarkeit.
Mindestens genau so wichtig wie bauliche Projekte stuft Geschäftsführer Lange eine verbesserte Kommunikation der Akteure im touristischen Bereich ein. Deshalb hat die Bad Rodacher Bäder Gesellschaft eine Stelle für die Leitung des Stadtmarketings ausgeschrieben. "Eine kleine Kurstadt muss mit einer Stimme sprechen", sagte Lutz Lange dazu.