Druckartikel: Thema Max Brose: Coburgs Grüne wollen klare Regeln für Straßennamen

Thema Max Brose: Coburgs Grüne wollen klare Regeln für Straßennamen


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 17. März 2015

Das Thema Max-Brose-Straße bildet sozusagen den Hintergrund für einen Antrag der Grünen-Fraktion zur nächsten Stadtratssitzung.


Die Grünen schlagen vor, einen Kriterienkatalog erstellen zu lassen, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, um Persönlichkeiten und/oder Organisationen durch die Vergabe eines Straßen-/Platznamens oder andere Auszeichnungen zu ehren. "Hierzu wird eine historische, wissenschaftliche Überprüfung durchgeführt beziehungsweise vergeben", fordern die Grünen.

Auch die vorhandenen Straßennamen, die seit 1933 vergeben wurden, sollen nach diesen Kriterien überprüft werden, wissenschaftliche Betrachtung inklusive. Außerdem streben die Grünen einen höheren Frauenanteil bei den Straßennamen an: Bis die Hälfte aller nach Personen benannten Straßen an Frauen erinnern, sollen Frauen den Vorrang erhalten.

Die Grünen haben nämlich nur drei Frauen-Straßennamen gefunden: die Viktoriastraße, die Alexandrinenstraße und -brücke sowie die Anna-B.-Eckstein-Anlage. "In einer modernen, gleichberechtigten Stadt sollte das Lebenswerk der Frauen gebührend(er) gewürdigt werden", schließt der Antrag.

Aussöhnung gewünscht
Um eine Max-Brose-Straße wird es in der Stadtratssitzung vermutlich auch nicht gehen, obwohl das Thema seit Wochen die Stadtratsmitglieder beschäftigt. Die Diskussionen darüber werden freilich eher inoffiziell geführt - oder über die Medien.

Dass es kritische Stimmen gegen eine Max-Brose-Straße gibt, hat CSU-Stadtratsmitglied Thomas Bittorf auf den Plan gerufen. Seine Stellungnahme richtet sich namentlich gegen Edmund Frey, der sich auch in überregionalen Medien gegen eine Max-Brose-Straße wandte und auch den Zentralrat der Juden in Deutschland einschaltete. Damit, so Bittorf, konterkariere Frey die Bemühungen von Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), "sich seitens der Stadt mit dem größten Unternehmer Coburgs auszusöhnen und einen der Hauptgründe des Stillstands in Coburg in den letzten zehn Jahren aus dem Weg zu räumen". Frey wirft Max Brose vor, im Dritten Reich ein "Mitläufer" des Nazi-Regimes gewesen zu sein. Michael Stoschek, der Enkel des Unternehmensgründers und Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung, möchte hingegen die Gesamtverdienste seines Großvaters gewürdigt wissen. Max Brose habe keine Chance gehabt, sich den Nationalsozialisten zu entziehen, wollte er nicht sich oder seine Firma gefährden.

Gespräch in Würzburg
Deswegen fand im Laufe des Dienstags in Würzburg ein Gespräch zwischen OB Tessmer, Michael Stoschek und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster statt.

"Herr Frey ist sich leider nicht bewusst, wie er mit seinen Äußerungen der Wahrnehmung Coburgs in der Öffentlichkeit schadet", schreibt Bittorf. "In Deutschland und der Welt wurden einige Straßen von den örtlichen Gemeindevertretungen aus guten Gründen nach Max Brose benannt, ohne dass sich Herr Frey oder der Zentralrat der Juden hierzu vorher geäußert und Belehrungen erteilt hätten. Ginge es nach der Coburger Bevölkerung, hätte eine Rehabilitierung von Max Brose und Umbenennung der Von-Schultes-Straße schon längst stattgefunden. Das Thema sollte jetzt von den gewählten Stadträten in Coburg behandelt und nicht mehr öffentlich zerredet werden", schließt Bittorf.