Theatertage in Coburg: Kultur geht über den Tellerrand
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 14. Februar 2019
Die Regiomontanus-Schule Coburg richtet die Theatertage der Beruflichen Oberschulen aus. Die Organisatorin Marina Krauß sieht darin eine Chance für Chefs.
Wer Auszubildende sucht, muss gucken, wo er sie her bekommt. Manchmal müssen Unternehmer und Handwerker dazu den Blick über den fränkischen Tellerrand werfen. Die Regiomontanus-Schule Coburg bietet im April eine besondere Gelegenheit, randvolle Teller mit bayerischen Schmankerln vor Ort zu erhaschen.
Am 5. und 6. April finden in Coburg die Theatertage der Beruflichen Oberschulen statt. Zu diesem zweitägigen Treffen kommen seit einigen Jahren Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus ganz Bayern zusammen. Sie stehen kurz davor, ihr Fachabitur abzulegen, und werden im Anschluss daran entweder die Fachhochschulen besuchen oder auch einen qualifizierten Ausbildungsberuf ergreifen wollen.
Theater als Schulfach
"Diese Schüler kommen nicht von einem primär künstlerischen Zweig, sondern schwerpunktmäßig aus den Zweigen Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Sozialwesen oder Gesundheitswesen. Zusätzlich qualifizieren sie sich dadurch, dass sie über Monate hinweg teamorientiert arbeiten und das Ergebnis dann auch öffentlich präsentieren", betont Marina Krauß, Vorsitzende vom Verein Theater an Beruflichen Oberschulen in Bayern und Lehrerin an der Regimontanus-Schule in Coburg.
Die engagierte Pädagogin sieht darin eine einmalige Chance für Unternehmen, auf sich aufmerksam zu machen und auf das große Angebot an Ausbildungsberufen in weltweit agierenden Betrieben hinzuweisen - beispielsweise durch eine Anzeige im Programmheft zu den Theatertagen.
Seit dem Schuljahr 2018/19 ist Szenisches Gestalten / Theater ein benotetes Wahlpflichtfach für die 12. Klassen der Beruflichen Oberstufen. Dafür hat Marina Krauß lange plädiert. "Ohne Kunst schwindet das Bewusstsein für Alternativen in allen Lebensbereichen. Die gesellschaftliche Klammer geht verloren. Gerade die Arbeit an einer eigenen Inszenierung auf der Bühne zeigt, dass es immer auch einen anderen gangbaren Weg gibt- eine Erkenntnis, die dem künftigen Ingenieur, Wirtschaftswissenschaftler und Sozialarbeiter weiterhelfen wird", ist Marina Krauß überzeugt. Umso erfreulicher sei, dass Theater jetzt als "richtiges Unterrichtsfach" bayernweit im Stundenplan etabliert werden konnte. Ein Wehmutstropfen: Wie auch Musik und Kunst fehlt die Möglichkeit, die Theater-Note in den NC- Schnitt einzubringen.
Coburg im "Rausch"
In Coburg ist das Fach Szenisches Gestalten/ Theater immer noch "nur" freiwilliges Wahlfach, da die Kombination zu selten gewählt wurde. Bedeutet im Klartext: Wer sich in Coburg dafür entscheidet, hat freitags in der 8. und 9. Stunde zwei Stunden Schule zusätzlich.
Zehn Theaterbegeisterte proben derzeit das Stück "Rausch" von Falk Richter. "Hier lerne ich über meinen eigenen Schatten zu springen", sagt Leo Höppel über den Unterricht. Und Nadja Appel ist dabei, weil es ihr Spaß macht, mit Freunden aus dem Nichts eine Szene zu erarbeiten. Aufgeführt wird zunächst ein 20-minütiger Ausschnitt aus der Produktion - anlässlich der Eröffnung der 7. Theatertage der Beruflichen Oberschulen (geschlossenen Veranstaltung). Am Freitag, 3.Mai, findet um 19 Uhr eine öffentliche Aufführung für alle Interessierten in der Aula am Plattenäcker statt.