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Theater: Ehestreit eskaliert in der Coburger Reithalle


Autor: Jochen Berger

Coburg, Donnerstag, 12. Februar 2015

Turbulent geht es zu in der französischen Komödie, die am Freitag Premiere in Coburg feiert. Wie der Streit um einen Vornamen zum verbalen Scharmützel eskaliert, verrät Regisseurin Leila Müller.
Im Coburger Theater in der Reithalle feiert am Freitag die Komödie "Der Vorname" Premiere.Foto: Archiv/Jochen Berger


Die Geschichte klingt ein wenig nach alltäglichem Wahnsinn im Familienkreis. In der Komödie "Der Vorname" erzählt das Autorenduo Matthieu Delaporte und Alexandre de la Pattellière die Geschichte eines Streits. Der Auslöser klingt ganz banal: Vincent Larchet verkündet beim Abendessen mit seiner schwangeren Verlobten, seiner Schwester Elisabeth, ihrem Mann Pierre und Jugendfreund Claude stolz den Namen seines ungeborenen Sohnes: Adolphe. Das Entsetzen ist groß. Darf man heute einem Kind einen Vornamen geben, der unweigerlich an Hitler erinnert? Als Coburger Erstaufführung feiert die Komödie am Freitag Premiere in der Reithalle. Regie führt Leila Müller.

In zwei, drei Sätzen: Worum geht es in "Der Vorname"?
Leila Müller: Eine Situation in der Familie und im Kreis enger Freunde eskaliert, weil mit Konventionen auf spielerische Art und Weise gebrochen wird. Das Schöne an diesem Stück ist, dass es Dialoge gibt, die einem irgendwie vertraut vorkommen, bei denen man aber trotzdem dankbar ist, dass man sie in dieser Form noch nicht geführt hat.

Was ist der dramaturgische Auslöser? Ist der Streit um den möglichen Vornamen des ungeborenen Kindes nur der Vorwand?
Für diesen einen speziellen Abend ist es sicher nur der Auslöser. Wir haben uns bei der Probe auch immer wieder gefragt, warum Vincent sich den Scherz erlaubt zu behaupten, er wolle seinen Sohn Adolphe nennen. Wir behaupten einfach, dass er Lust hat, zu provozieren und auszuloten, wie weit man gehen kann, wie weit man den Konflikt auf die Spitze treiben kann. Er treibt den Konflikt ja wirklich sehr zielstrebig voran - und irgendwann verselbständigt sich der Konflikt dann.

Was müssen Sie als Regisseurin tun, damit aus der Komödie kein Drama wird?
Man kann sehr nahe an der Katastrophe sein. Aber es gibt sicher Komödien, in denen die Gratwanderung viel riskanter ist. Es ist ein Balanceakt - aber gleichzeitig ist das Stück auch sehr gut geschrieben. Es gibt einen ständigen Wechsel der Allianzen. Auch das, was verhandelt wird, wechselt sehr schnell. Es ist fast wie ein Feuerwerk komponiert.

Haben Sie schon Theater-Inszenierungen dieses Stücks gesehen?
Gott sei Dank nicht. Ich habe sehr mit mir gerungen. Ich muss gestehen, ich hätte es mir im Vorfeld beinahe einmal auf einer anderen Bühne angesehen, aber das scheiterte dann aus Termingründen.

Wo liegt die Herausforderung für die Regie bei diesem Stück?
Die richtige Dosierung der Figurenführung. Es gibt Dinge, die während einer Probe wahnsinnig komisch scheinen, aber im Zusammenhang zu "fett", zu plakativ wirken - und umgekehrt. Das richtige Maß zu finden, ist die größte Herausforderung für alle Beteiligten. Ich bin wahnsinnig glücklich, weil meine fünf Darsteller sehr gut zusammen gewachsen sind, ich empfinde sie als sehr homogene Gruppe.

Was war Ihre erste Reaktion auf dieses Stück?
Ich habe es gelesen und gedacht: Das ist großartig. Das macht Spaß, das möchte man gerne inszenieren. Ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist.

Sie haben zunächst ein Schauspielstudium absolviert. War Ihnen von Anfang an klar, dass es irgendwann einmal auch in Richtung Regie gehen könnte?
Nein, überhaupt nicht. Die Regie ist mir quasi passiert. Und eigentlich ist es noch immer nicht endgültig entschieden. Jetzt ist ein Punkt erreicht, wo ich merke, dass ich gerne auch wieder als Schauspielerin arbeiten würde. Zur Regie bin ich überhaupt gekommen, als eine befreundete Schauspielerin, die damals zur Regie wechselte, mich gefragt hat, ob ich ihr assistieren würde bei ihrer ersten Regie. So hat sich das ergeben.

Was wäre Ihre Wunschvorstellung für die künstlerische Zukunft?
Ich habe im Sommer wieder als Schauspielerin gearbeitet und gemerkt, dass ich mich auf der Bühne schon noch sehr zuhause fühle. Aber ich verwehre mich gegen das entweder oder. Ich glaube, ich schaffe es, das ganz gut zu trennen. Die Idealvorstellung wäre, dass sich das Inszenierungen und Spielen in einem guten Rhythmus einfach abwechseln. Als junger Schauspieler hat man das Gefühl, man möchte nur spielen. Proben machen zwar Spaß, aber eigentlich möchte man lieber spielen, man will raus, man will vor das Publikum. Je länger man aber im Beruf steht, desto mehr merkt man, dass die wirklich schöne Arbeit das Proben ist. Auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu spüren, ist natürlich immer noch wahnsinnig toll. Aber irgendwann ist das Erarbeiten der Rollen viel interessanter als das Präsentieren.

Sie haben auf Ihrer Homepage ein interessantes Zitat: "Es braucht wenigstens 20 Jahre harter Arbeit, um über Nacht Erfolg zu haben." Was hat es damit auf sich?
Ich witzle immer wieder mit Freunden darüber. Ich habe 1998 begonnen und 2002 meinen Abschluss gemacht. Je nachdem, wie man es rechnet, fehlen mir jetzt nur noch drei Jahre bis zum Erfolg über Nacht. 2018 wäre die erste Chance. Und wenn's dann noch nicht klappt, kann ich immer noch sagen, es wäre gesünder, den Zeitpunkt vom Schluss aus zu rechnen.



Eine Komödie und ihre Interpreten am Landestheater


Leila Müller ist seit der Saison 2013/2014 als Regieassistentin und Regisseurin am Landestheater engagiert. Ihre Ausbildung erhielt sie am Franz-Schubert-Konservatorium und an der Schauspielschule Krauss in Wien. "Der Vorname" ist ihre vierte Regiearbeit in Coburg.

Premieren-Tipp "Der Vorname" - Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Pattellière, Freitag, 13. Februar, 20 Uhr, Theater in der Reithalle

Produktionsteam
Inszenierung: Leila Müller
Bühnenbild und Kostüme: Karlheinz Beer
Dramaturgie: Dirk Olaf Hanke

Besetzung
Elisabeth Garaud-Larchet: Kerstin Hänel
Pierre Garaud, Elisabeths Mann: Nils Liebscher
Claude Gatignol, Elisabeths Jugendfreund: Thorsten Köhler
Vincent Larchet, Elisabeths Bruder und Pierres Jugendfreund: Ingo Paulick
Anna Carvati, Vincents Verlobte: Anne Rieckhof

Termine 15., 19. Februar, 5., 6., 7. März, 20 Uhr, 8. März, 18 Uhr. - Kartenvorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse