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Theater Coburg: Geheimnisse in den tanzenden Körpern


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Donnerstag, 19. November 2015

"Secret Affairs" sind drei Choreografen des Landestheaters für die erste große Ballettproduktion der Saison nachgegangen. Ein Probenbesuch
Auf der Suche nach neuem Ausdruck im klassischen Tanzvokabular ist die Choreografie von Mark McCalin.  Fotos: Henning Rosenbusch


"Queen"s Night" ist nicht. Stattdessen wird es geheimnisvoll. Da es unerwartet Probleme mit den Aufführungsrechten gab, musste das Landestheater für die erste große Ballettproduktion der Saison umplanen. Ab Samstag nächster Woche, 28. November, wird das vorgesehene Choreografen-Trio nun drei andere, eigene Tanzstücke unter dem Titel "Secret Affairs" zeigen. Interessante Einblicke in die geheimen Angelegenheiten gab es am Mittwoch bei der Soiree, bei der Musikdramaturgin Renate Liedtke zudem Informationen lieferte.
Der Körper ist das Instrument des Tänzers. Wie sieht es aus, wenn die Tänzerkörper zu Instrumenten eines Orchesters werden, fragte sich Ballettmeisterin Tara Yipp.

"Concerto", ihre kleine Geschichte vom anmaßenden Piano, dass sich über alle anderen Instrumente erheben will, verspricht nicht nur mitreißende rhythmische Bewegungsbilder in der von Tara Yipp (unter anderem "Die gefährlichen Liebschaften" in der Saison 2013/2014) durchaus schon in eigener eindrucksvoller Handschrift entwickelten Tanzsprache.


Die Sprache der Instrumente

Auf rollenden Hockern charakterisieren die Tanzkörper zudem die verschiedenen Instrumente eines Orchesters und deren Klangfarben mit Einfühlungsvermögen und Witz, wie die öffentliche Theaterprobe vom Mittwoch Abend versprach. Die Musik, aus der heraus das geschehen soll, ist Mozarts unerwartet dunkler und geheimnisvoller klingendes Klavierkonzert d-Moll KV 466.


Eingesperrt

Ballettchef Mark McClain, früher Solist des Stuttgarter Balletts, sucht, seit er 2010 sein Amt hier in Coburg antrat, die Starrheit des klassischen Balletts aufzubrechen und eine ausdrucks stärkere Körpersprache zu gewinnen. In "Caged" (eingesperrt) stellt er diesmal eben dieses Anliegen ganz in den Vordergrund.
Schon vielfach interessant "gewandelte" Musik dient ihm dazu als Klangraum: Beatles-Songs in klassischen Bearbeitungen, Lieder John Lennons und Paul McCartneys, auf erstaunliche Weise arrangiert von Leo Brouwer und Per Arne Glorvigen. Auch das könnte spannend werden.


Gespräch mit der Gottheit

Dann wird wieder einmal der Tänzer Po-Sheng Yeh, der schon einige Male mit absolut herausragenden Solochoreografien für seinen eigenen Körper berührte, einen eigen-willigen Weg gehen, und zwar mit "Trance", in dem er wiederum auch selbst mittanzen wird. Yeh begibt sich in die Musik der aserbaidschanischen Komponistin Fragis Ali-Sade, die mit "Mugam-sayagi" auf eine Art musikalischer Geheimsprache Arabiens aus dem 16. Jahrhundert zurückgriff, die Umschreibung leidenschaftlicher Gefühle.
Welches Ensemble auf dieser Welt streift gezielt durch abgelegene Regionen, um immer wieder zu überraschen mit nie gehörten Klangerlebnissen? Das Kronos-Quartett, dessen Einspielung von Ali-Sades Schöpfung Po-Sheng Yeh für seinen meditativ-erkundenden Dialog mit einer Gottheit, mit Bezügen zu schamanischen Traditionen, dient: Begegnung mit dem Höheren, der Ruf nach den Verstorbenen, mit unerwarteter Entwicklung, so sein Themenrahmen.

Landestheater Coburg
Secret Affairs. Ballett-Abend mit Choreografien von Mark McClain, Tara Yipp und Po-Sheng Yeh zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Frangis Ali-Sade und John Lennon/ Paul McCartney
Bühnenbild und Kostüme Susanne Wilczek
Dramaturgie Renate Liedtke

Premiere Samstag, 28. November, 19.30 Uhr im Großen Haus. Karten unter anderem an der Theaterkasse