"Testeritis macht Lehrer krank"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 24. Sept. 2015
Schulpsychologin Regina Knape hat in den vergangenen 25 Jahren eine bayernweit einmalige Anlaufstelle eingerichtet. Am Lehrergesundheitstag geht es morgen um Präventionsstrategien für Lehrkräfte.
Schüler sind verwöhnt, auffällig oder faul. Eltern geben den Lehrern die Schuld an den schlechten Noten. Kollegen beäugen kritisch den neuen Unterrichtsstil. Der Direktor möchte gute Schnitte ans Ministerium melden. Die Politik fordert Evaluation und immer neue Rankings. In der Gesellschaft genießt der Lehrerberuf kein hohes Ansehen, rangiert auf den hintersten Rängen in der Pisa-Studie.
Kein Wunder also, dass Lehrer krank und frühzeitig pensioniert werden. Immerhin jeder zweite Lehrer kämpft in seiner Schullaufbahn wenigstens einmal mit dem Überlastungssyndrom oder neigt zu Depressionen. "An dieser Zahl ändert sich seit Jahren kaum etwas", sagt Regina Knape, die seit 25 Jahren Schulpsychologische Beratung in Coburg macht.
Außerdem ist die ehemalige Gymnasiallehrerin an der Staatlichen Schulberatungsstelle für Oberfranken in Hof tätig, wo sie seit 2007 die Gesundheitsbeauftragte ist.
Zusammen mit dem schulpsychologischen Nachwuchs, der sich regelmäßig mit Regina Knape in ihrem Büro in der Steingasse trifft, diskutiert Regina Knape die Probleme, die zu Resignation, schlechter Laune und psychosomatischen Erkrankungen führen. Obwohl die Junglehrer pädagogisch besser ausgebildet sind als noch vor 20 Jahren fehlt dennoch oft das Wissen für den richtigen Umgang mit Scheidungskindern, ADHS-Kindern oder grundsätzlich für das Thema Inklusion. Weniger persönlich zu nehmen und eine gesunde Distanz zu entwickeln, sollte für jeden Lehrer ein Ziel sein. Sich in schwierigen Situationen Unterstützung holen und auf Helfersysteme zugreifen, das wünscht sich Regina Knape, die ein enges Netzwerk geknüpft hat und Ansprechpartnerin für Lehrer, Schüler und Eltern ist.
Etwa 70 Lehrkräfte aus allen Schularten und ganz Oberfranken melden sich jährlich bei ihr und brauchen Hilfe. "Das sind dann aber schon die schweren Fälle", sagt sie und würde sich die Möglichkeit wünschen, früher eingreifen zu können. "Doch zehn Wochenstunden für vier Schulpsychologen in Coburg ist einfach zu wenig", weiß Regina Knape aus Erfahrung.