Telefonausfall in Coburg: Wenn nix mehr geht...
Autor: Christiane Lehmann
Rödental, Donnerstag, 18. Sept. 2014
Mehrere tausend Haushalte in Coburg und Rödental waren am Mittwoch und Donnerstag telefonisch nicht erreichbar. Die Firma Wöhner spricht von einem großen volkswirtschaftlichen Schaden für die Region.
Mittwoch, 9.44 Uhr, Firma Wöhner: Die Internetverbindung bricht zusammen, die weltweite Standortvernetzung liegt lahm. Das Unternehmen für elektrotechnische Systeme ist bereits zum dritten Mal von einer derartigen Panne der Telekom betroffen. Tausende von Haushalten in Rödental und Neustadt erleben den "Verbindungs-Gau" zum ersten Mal.
Schuld ist ein Glasfaserkabel, das bei Bauarbeiten an der neuen ICE-Trasse am Mittwoch beschädigt wurde. Getroffen hat es Festnetzanschlüsse mit der Vorwahl 09563 (Rödental) und zum Teil die Vorwahl 09561 (Coburg). Auch das Mobilfunknetz und die Internetverbindung seien gestört, meldete Radio Eins.
Handy statt Festnetz klappt
Auch die Notrufnummern waren über Festnetz bis gestern Vormittag nicht mehr erreichbar.
Volkhard Schneider, der IT-Leiter der Firma Wöhner, ist jedoch noch am Donnerstagnachmittag außer sich. Er spricht von einem großen "volkswirtschaftlichen Schaden für die Region". Immerhin seien die Verbindungen zu allen weltweiten Standorten abgerissen. "Es ging nichts mehr, auch E-Mails konnten weder versendet noch empfangen werden", sagt Schneider.
Regressansprüche?
Besonders ärgerlich sei, dass das Unternehmen mittlerweile zum dritten Mal von einer solchen Panne auf der ICE-Baustelle betroffen ist. "Es kann doch nicht sein, dass bei der Bahn keine Pläne vorliegen. Da muss man halt drauf schauen und vorsichtiger sein." Volkhard Schneider will heute mit der Geschäftsführung das weitere Vorgehen besprechen. Mittlerweile könnten schon Regressansprüche geltend gemacht werden, meint er - wenn auch nicht sehr optimistisch, was den Ausgang eines solchen Verfahrens betreffe. Immerhin war das Unternehmen bis 15.30 Uhr, also über fünfeinhalb Stunden, außer Gefecht gesetzt. "Wir hatten Glück, dass diesmal nicht auch noch die Telefone stillstanden wie beim letzten Mal."
Die Arbeiten bei der Telekom liefen auf Hochtouren. Es mussten laut Mitteilung für die Reparatur mehrere hundert Meter Glasfaserkabel ausgetauscht werden.
Offensichtlich keine Auswirkungen hatte die Panne auf die großen Unternehmen in Coburg. In der HUK-Coburg gab es überhaupt keine Probleme, auch in den Telefonzentralen von Brose und Klinikum traten keine Ausfälle auf. Allerdings gab es Ausfälle bei Geldautomaten oder an Kassen. Die Banken am Bürgerplatz in Rödental hatten ihre Filialen geschlossen, weil Auszugsdrucker und Geldautomaten keine Onlineverbindung mehr hatten und nicht funktionierten. Geschäfte und Supermärkte akzeptierten nur noch Barzahlungen, da die Abwicklung über EC-Karten nicht mehr möglich war.
Versicherungsschutz prüfen
Die IHK zu Coburg reagierte gestern spontan. Auf Anfrage teilte sie mit: "Unternehmen aller Branchen und Größen können nur mit leistungsfähiger Kommunikationsinfrastruktur ihre Geschäftsprozesse aufrechterhalten. Dazu zählt nicht allein die flächendeckende Verfügbarkeit breitbandiger Internetzugänge, wie sie die IHK zu Coburg seit Jahren fordert, sondern erst recht zuverlässig funktionierende Telefonanschlüsse. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es bei Bautätigkeiten durchaus vorkommen kann, dass Leitungen und Einrichtungen unbeabsichtigt in Mitleidenschaft gezogen werden."
Betroffene Unternehmen sollten daher jetzt prüfen, inwieweit sie solche Schadensfälle versichert haben (zum Beispiel durch eine Betriebsunterbrechungsversicherung), und dann ihrem Versicherer den Schaden unverzüglich melden. Fachleute raten außerdem zur Einrichtung technischer Vorkehrungen (Backup-Leitungen oder Funkverkehrsstrecken), um wichtige Geschäftsprozesse aufrechtzuerhalten.
Die IHK zu Coburg hat auf ihrer Homepage für betroffene Unternehmen ein entsprechendes Merkblatt eingestellt unter www.coburg.ihk.de.