Tanztheater Coburg: Kommen und gehen
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Sonntag, 16. Dezember 2018
Die jungen Choreografen aus dem Ballett-Ensemble des Landestheaters Coburg beeindrucken einmal mehr mit ihren Miniaturen.
Sie haben stets viel zu bieten, Überraschendes, neue Sichtweisen: die jungen Choreografen des Landestheaters, wenn sie ihre "First Steps" unternehmen. Und sie stießen in der Vergangenheit auf großes Interesse. Diesmal war die Premiere mäßig besucht. Dabei hat auch dieser Jahrgang überwiegend Eindrucksvolles zu bieten.
Jaume Costa ist der erklärte Klassiker. Zur schnell fließenden minimalistischen Musik von Philip Glass setzen zwei Paare, er selbst mit Martina Die Giulio und Sylvain Guillot mit Natalie Franke) ein "Mosaic" zusammen, klassische Bewegungsabläufe, aber immer wieder in freiere Gesten ausgreifend. Costa nimmt Bezug auf Antoni Gaudi. Die großformatige Projektion von modernen Mosaiken am Bühnenhintergrund lässt die Choreografie allerdings etwas unübersichtlich werden.
Der nächste "Step" führt in eher ruhige Nachdenklichkeit. Takashi Yamomoto und Chih-Lin Chan reflektieren den Zwiespalt zwischen Sehnsucht nach Geborgenheit und dem inneren Drang, der fort treibt. Die Körper umstellen, umfliegen dann in Momenten einander. Es sind aber gerade die kleinen, eigentümlichen Gesten, in denen sich die Zerrissenheit der "Migratory Birds", der menschlichen Zugvögel zeigt.
Hallo...
Yamamoto und Chan beeindrucken nicht nur durch ihre originären Bewegungsfindungen, sondern auch in Harmonie und perfektem Timing ihres Miteinanders.
Die beiden sorgen choreografisch für eine weitere originelle Miniatur, einfach "Hallo..." genannt, und damit für den witzigsten Teil dieses Abends. Zwischenmenschliche Beziehungen, so allgemein gesagt, haben vielerlei Farben, weshalb das Ensemble auch ziemlich kunterbunt daher kommt. Es ist viel Rot dabei, was dann noch seinen weihnachtlichen Sinn bekommt, genauso wie der groteske Geweih-Hut, den der Mann mit dem gestreiften Pullunder trägt. Mehr darf man nicht verraten, außer dass dieses Stück tänzerisch wie inhaltlich köstlich ist.
Als choreografisch vielversprechend erweist sich wieder auch Sylvain Guillot. Dessen Tanzsprache zeigt in seiner Expressivität, im temporeichen, weiten Ausgreifen von Armen und Beinen, mit dem er große Linien in den Raum zeichnet, eigene Typik.
Originär und typisch
Sylvain zeichnet mit dem Ensemble packend den "Lebenskreis" nach, von der Geburt, dem sich windenden, nackten Dasein, über verschiedene Lebensstationen, bis sich die Körper, nachdem sie Stück um Stück in Anzüge gestiegen waren, wieder nackt zu Boden winden, auf nichts als sie selbst bezogen. Sowohl den Solisten im Inneren, als auch den Tänzern auf der Kreisbahn gibt Guillot in der Kürze des Stückes originäre Bewegungsabläufe mit klarer Ausdruckskraft.